Zuletzt angesehen
Metro AG
Metro AG
Artikel-Nr.: 7977
Kamps AG
Kamps AG
Artikel-Nr.: 3968
GIVAG AG
GIVAG AG
Artikel-Nr.: 6335

Geschichte der Norddeutschen Union Werke in Hamburg

Geschichte der Norddeutschen Union Werke in Hamburg

Norddeutsche Union Werke
Edition "Limitierte Faksimile berühmter Historischer Wertpapiere"
Eines der schönsten deutschen maritimen Wertpapiere!

Text erschienen im Aktiensammler 2006:

Von Tönning nach Hamburg oder von der Eiderwerft zur Norddeutschen Union

Mit zu den wohl dekorativsten deutschen historischen Wertpapieren, gehören die Stücke der Norddeutsche Union-Werke, Werft, Maschinen- und Waggonbau AG aus den Jahren 1921 und 1922. Sie zieren Kataloge und Bücher, prangen in Rahmen, werden auf Auktionen versteigert und von Händlern verkauft. Wobei die Geschichte des zugegeben sehr kurzlebigen Unternehmens bisher nahezu unbekannt ist.

Kein Wunder, denn wer erwartet schon, daß der Ursprung der Gesellschaft nicht wie auf den Stücken gedruckt in Hamburg liegt, sondern in Tönning. Dort war 1904 aus der ehemaligen Werft Schömer & Jensen die Eiderwerft hervorgegangen. Schömer & Jensen  waren zuvor durch eine eher planlose Erweiterungspolitik und den Zusammenbruch des Bankhauses A. Davids in Schwierigkeiten geraten. So übernahm die Eiderwerft AG mit einem Aktienkapital von M 2 Mio. ausgestattet die Firma und alle Anlagen.

Problem über Probleme

Jedoch, es wurde nicht besser, auch die Eiderwerft bekam Probleme. 1907 wurden die Aktionäre der Werft gebeten 30% nachzuschießen, damit das Unternehmen weitermachen konnte. Dafür sollten die Aktien in Vorzugsaktien mit garantierter Dividende von 6% umgewandelt werden. Man mag es kaum glauben, aber 1.604 Aktien wurden umgewandelt und nur die Inhaber von 196 Aktien waren weitsichtig. Deren Aktien wurde im Verhältnis 4:1 zusammengelegt, so daß danach ein Eigenkapital von 1.653.000 Mark in den Büchern stand.

Nun, es kam wie es kommen musste. Die Werft, sie hatte sich zwischenzeitlich auf Fischdampfer spezialisiert, lehnte Fusionen mit der Neptunwerft, Rostock und den Howaldswerken ab und übernahm sich mit dem Neubau der elektrischen Zentrale und der Maschinenwerkstatt, sowie dem Kauf neuer Maschinen. Zusätzlich überschritt der Bau der firmeneigenen Speiseanstalt die geplanten Kosten.

Im Februar 1910 beantragte die Gesellschaft Konkurs, der mangels Masse abgelehnt wurde. Die Aktionäre verloren alles, nur den Inhabern von zwei Schuldverschreibungen blieb ein kleiner Rest aus dem Erlös der Werfteinrichtungen. Der Betrieb ging an die Werftbetriebs-Gesellschaft m.b.H in Tönning (später Tönninger Schiffswerft und Maschinenfabrik GmbH) über, bis sich ein günstigerer Zeitpunkt zu ihrer Veräußerung ergeben sollte.

Sie fragen sich, was das alles mit der Norddeutschen Union zu tun hat? Nun das ist jetzt schnell erzählt. Die Schiffswerft und Maschinenfabrik Hansa AG, Hamburg übernahm 1917 die Tönninger Schiffswerft und Maschinenfabrik GmbH. Deren Kapital belief sich auf 1.750.000 Mark und wurde durch Beschluß der Generalversammlung 1918 um M 1.250.000 erhöht. Anscheinend war aber der Name nicht genehm, denn aus der Schiffswerft und Maschinenfabrik Hansa AG wurde laut Generalversammlung vom 30.12.1920 die Eiderwerft AG, die wiederum schon am 3.6.1921 von der gleichen Versammlung in Norddeutsche Union-Werke, Werft, Maschinen- und Waggonbau AG umbenannt wurde.

Neuer Name - alte Probleme

Anscheinend wollte man so darstellen, daß man plante, in den Folgejahren im gesamten norddeutschen Raum Firmen anzugliedern oder zu übernehmen. Als erstes am 1.7.1921 die Elbewerft in Boizenburg a.E. an. Dafür reichte das Kapital der ehemaligen Eiderwerft AG natürlich nicht aus. Die vorhandenen M 3 Mio. wurden daher 1921 um M 7 Mio. erhöht.

Ob nun Größenwahn oder einfach falsche Strategie, im folgenden Jahr 1922 wurden weitere Unternehmen angegliedert. Die Galvanische Metallpapier-Fabrik und die Eladyn GmbH in Berlin, kamen hinzu und wurden zur Norddeutsche Unionwerke Berlin vereinigt. Im März 1922 kam die Fahrzeugfabrik Wismar, vorm. Mahr u. Beyer dazu und kurz darauf erfolgt die Übernahme der Bremerhavener Werft AG (alte Seebeck’sche Werft. Schließlich wurde auch noch die Fahrzeugfabrik Wismar angegliedert.

Alles natürlich finanziert durch weitere Eigenkapitalerhöhungen. Am 29.8.1922  um M 35 Mio. und weiter am 28.12.1922 um M 20 Mio. davon 5 Mio. in Vorzugsaktien. Das ergab Ende 1922 ein Kapital von M 65 Mio.. Wie man dazu noch für 1921 12%  und für 1922 sogar 50 %  Dividende ausschütten konnte, bleibt wohl das Geheimnis der Gesellschaft.

Doch man hatte wohl die Schwierigkeiten, die ein solcher zusammengekaufter Konzern bekommen kann, unterschätzt. Das böse Erwachen kam 1923. Die Auftragslage verschlechterte sich und das Unternehmen drohte zu scheitern. Das Werk in Tönning die ehemalige Eiderwerft  musste daher geschlossen werden und mit Hilfe der Aktionäre und einer weiteren Kapitalerhöhung um M 135 Mio. versuchte man die Wende herbeizuführen.

Große Pläne zur Sanierung

So kündigte man dann auch Ende 1924 vollmundig den Bau einer Werft in Cuxhaven an. Diese sollte als Reparaturwerft über ein eigenes Schwimmdock verfügen und Reparaturen direkt an der Elbe ermöglichen. Doch die finanzielle Situation war praktisch hoffnungslos und

am 23.12.1924 beschloss die Gesellschaft die Vorzugsaktien und Stammaktien im Wert von M 7.500.000 die im Besitz der Verwaltung waren einzuziehen. Die verbliebenen M 187.500.000 in Stammaktien wurden auf RM 750.000 (250:1) umgestellt.

Als eine der Hausbanken, die Hamburger Handelsbank zusammenbrach und durch das Verhalten ihres Generaldirektors Leopold der Gesellschaft zusätzlich noch schwerer Schaden zugefügt wurde, gab es keine Rettung mehr. Die Gesellschaft wurde am 12.8.1925 unter Geschäftsaufsicht gestellt, die jedoch schon am 7.10.1925 wieder aufgehoben wurde. Ein Konkursantrag wurde mangels Masse abgelehnt, so daß die Norddeutsche Union-Werke, Werft, Maschinen- und Waggonbau AG  am 4.2.1926 schließlich liquidiert und am 7.11.1927 gelöscht wurde.

Geblieben sind die seltenen Stücke der Eiderwerft AG und die schönen aber nicht unbedingt sehr seltenen Papiere der Norddeutsche Union-Werke, Werft, Maschinen- und Waggonbau AG mit den Ausstellungsdaten 01.07.1921, 30.11.1921, 29.08.1922, 28.12.1922, sowie die nicht so dekorative Emission vom 22.09.1923. Fünf Emissionen in drei Jahren mit jedoch sechs verschiedenen Druckbildern. Zwischen den beiden Emissionen der Jahre 1921 und 1922 wurde das Druckbild modifiziert, die Druckerei gewechselt und das Druckverfahren geändert. Man hatte jedoch 1921 anscheinend so viele Stücke gedruckt, daß man sich entschloß, diese noch für die erste Emission im Jahr 1922 aufzubrauchen. Schließlich wollte man das Geld der Aktionäre nicht zum Fenster hinauswerfen. Papiere mit dem Ausgabedatum 29.08.1922 können daher sowohl das alte, als auch das neue Druckbild aufweisen.

Eiderwerft AG
Wert
Ausgabe
bekannte Stücke
Preis *
1.000 Mark
28.10.1904
2 - 3
500 - 600

Norddeutsche Union-Werke, Werft, Maschinen- und Waggonbau AG
 
Wert
Ausgabe
bekannte Stücke
Preis *
 
1.000 Mark
01.07.1921
40 - 50
400 - 600
 
1.000 Mark
30.11.1921
40 - 50
400 - 600
altes Druckbild
1.000 Mark
29.08.1922
5 - 10
1.200 - 1.500
neues Druckbild
1.000 Mark
29.08.1922
> 50
400 - 600
 
1.000 Mark
28.12.1922
> 100
300 - 500
 
1.000 Mark
22.09.1923
> 300
20 - 40
* in Erhaltung VF oder besser
Quellenangaben:
Handbücher der deutschen Aktiengesellschaften 1904-1930 im Wirtschaftsarchiv der Universität Köln
Chronik der Schiffahrt an der Westküste Schleswig-Holsteins, Autor Gert Uwe Detlefsen,Verlag Lühr und Dircks, St. Peter-Ording, 1987
Die Wasserwirtschaft Deutschlands Verlag Reimar Hobbing, 1921
Schiffbau, Zeitschrift, Deutsche Verlagswerke, Berlin, 1923-1925
Menü
Das Menü wird geladen...
Zuletzt angesehen
Metro AG
Metro AG
Artikel-Nr.: 7977
Kamps AG
Kamps AG
Artikel-Nr.: 3968
GIVAG AG
GIVAG AG
Artikel-Nr.: 6335
Zur technischen Umsetzung der Shopfunktionen verwenden wir Cookies. Weitere Informationen