Firmengeschichte der Actien-Bauverein Passage, Berlin

  

Beide Aktien der Bauverein-Passage haben das selbe hochdekorative Druckbild.
Links die stadtgeschichtlich bedeutende Gründerausgabe, rechts die grüne Aktie aus dem Jahr 1912, die wesentlich seltener ist.


Die Gründeraktie hatte eine ehemalige Auflage von 20.000 Stücken und trägt die Unterschrift von: Aron H. Heymann.
Wie viele dieser Stücke tatsächlich noch erhalten blieben ist nicht bekannt.

Im gleichen Design gestaltet, aber weitaus seltener ist die Emission des Jahres 1912 mit dem Nennwert 1200,-
Der Druck wechselte Dabei zu Louis Borchhardt in Berlin.

Sie ist wohl eine der schönsten deutschen Aktien - das Design stammt vom Berliner Ludwig Burger (1825-1884), einem früher sehr bekannten Illustrator und Graphiker - heute würde man ihn Designer nennen.
Das Bild zwischen den allegorischen Figuren auf der Aktie zeigt die Innenansicht der zum diesem Zeitpunkt noch in Planung befindlichen Passage.

Die Bau- und Immobiliengesellschaft "Passage" plante und baute in Berlin die berühmte Kaisergalerie, die erste deutsche Ladengalerie bzw. Einkaufspassage. 

Zu den Mitbegründern der Gesellschaft gehörte u.a. auch der jüdische Bankier und Finanzmann Aron Heymann, ein enger Vertrauter des berühmten Eisenbahngründers Bethel Henry Strousberg. Aron Heymann war an zahlreichen Gründungen mitbeteiligt, z.b. auch an der Märkisch-Schlesischen Maschinenbau- und Hütten-Gesellschaft und an der Berliner Zucker-Raffinerie.

Kaiser Wilhelm I. persönlich eröffnete die 1870-1873 errichtete Kaisergalerie zwischen dem Pracht-Boulevard Unter den Linden und der Friedrichstraße an seinem Geburtstag am 22.03.1873. Der Kaiser war ebenfalls Mitglied des ersten Aufsichtsrates der Gesellschaft.

Da die "Passage" als AG bei Kriegsende mit der Svenska Tändsticks AB einen schwedischen Großaktionär hatte, überlebte sie mehr oder weniger unbeschadet die DDR-Zeit und wurde 1991 reaktiviert.
Ein großer Teil der alten Aktien die nach der deutschen Vereinigung noch in Altaktionärsbesitz war wurde 1992 in DM-Aktien umgetauscht und trägt seitdem einen grünen ovalen Umtauschstempel. Völlig unentwertete Stücke wie wir sie in der Regel im Shop anbieten sind heute schon absolut selten geworden. Diejenigen Aktien die sich zu Ende der DDR-Zeit in den Tresoren der alten Reichsbank befanden wurden alle per Loch entwertet. Zudem hat diese Papiere ein Investor erworben, der nicht beabsichtigt die Aktien dem Sammlermarkt zur Verfügung zu stellen.

Lange wurde um die Rückgabe der wertvollen Grundstücke an der Friedrichstraße gestritten. Der Bundes-Finanzminister setzte jedoch eine entschädigungslose Enteignung in wenigen Jahren durch, was die SED der DDR in vier Jahrzehnten nicht geschafft hatte.

Es ging insbesondere um die Liegenschaften auf denen in den 1980er Jahren ein Grand Hotel gebaut worden war. Es war einst das Flaggschiff der DDR-Interhotel-Gruppe. Heute wird es als "Westin Grand" von der Westin Hotelgruppe geführt.

Hinweis: Nach der Wiedervereinigung 1989 wurde im Jahr 1991 erstmals wieder eine Hauptversammlung abgehalten. Es wurden neue hochdekorative  Aktien mit den alten Motiven herausgegeben. Über und unter der Zeile "Eine Aktie über 50 Deutsche Mark" befindet sich je eine Linie. Diese besteht aus Mikroschrift die nur mit einer guten Lupe lesbar ist. Es ist folgender Text abgedruckt "Aktionäre und Aktionärsvertreter der ersten Hauptversammlung nach der Einheit Deutschlands am 13. August 1991" ....es folgen die Namen der Teilnehmer.

Drucktechnisch stellt das eine absolute Besonderheit dar, auch wenn es gelegentlich mal Mikroschrift auf Aktien der DM-Zeit gibt, aber selten bis nie in diesem Umfang.

Seitengestaltung Joachim Hahn
Bild: Holzschnitt der Kaisergalerie von ca. 1890 im Besitz von Dr. Albrecht Blank
Urheberrechte abgelaufen

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