Entstehung der Wertpapiere und Information über alte Aktien

HISTORISCHE AKTIEN und ALTE WERTPAPIERE

Übersicht über das Sammelgebiet

Inhalt:

 Entstehung von Aktien und Wertpapieren

Die Entstehung der Aktie und somit der Aktiengesellschaft ist auf das 16. Jahrhundert zurückzuführen. Kaufmännische Zusammenschlüsse im Bereich des Überseehandels entstanden damals unter dem Aspekt, die Risiken und die hohen Kosten für die Schiffsausrüstungen nicht mehr alleine tragen zu wollen. Die erste Aktiengesellschaft der Welt entstand so 1602 durch den Zusammenschluss zahlreicher holländischer Reeder zur "Vereinigten Ost-Indischen Compagnie". Die damaligen Aktionäre bekamen ihre Dividende noch in Gestalt von Pfeffersäcken ausbezahlt. Ähnlich erging es den Aktionären der am 2. Mai 1670 gegründeten "Hudson Bay Company", sie erhielten Nerzfelle. Auf der ersten Hauptversammlung wurden sie vom Präsidenten als "Meine Herren Abenteurer" angesprochen, was den Pioniergeist und das Risiko aufzeigt, das damals in jenen Investitionen steckte.

Die älteste heute noch vorhandene Urkunde ist eine Aktie der niederländischen Vereinigten Ostindischen Compagnie, die 1602 gegründet worden ist. Noch vor der niederländischen Vereinigten Ostindischen Compagnie waren die Girobank in Barcelona (1401), die Casa di San Giorgio in Genua (St. Georgsbank, 1408) und die Levante-Compagnie in England (1581) gegründet worden. Nach dem Vorbild der niederländischen Vereinigten Ostindischen Compagnie entstanden dann in einem wahren Gründungsboom viele weitere Gesellschaften in vielen Ländern der Welt. Sie alle entstanden aus dem Wunsch, Risiken auf eine große Anzahl von Kapitaleignern zu verteilen. Schiffseigner zu Zeiten der Ostindischen Compagnie brachten beispielsweise ihre Schiffe in die Gesellschaft ein und erhielten dafür einen bestimmten Anteil an der Gesellschaft. Am Gesamtergebnis der Gesellschaft waren sie entsprechend beteiligt und erhielten auch dann noch einen Ertrag, wenn ihr eigenes Schiff verloren ging. (Ausführliche Infos und ein Bild der Aktie finden Sie auf http://www.oldestshare.com)

Zwei Jahrhunderte später, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, hatten die Aktie und die Aktiengesellschaft schon weit mehr Ähnlichkeit mit den Wertpapieren unserer Zeit. Die rasche Folge Bahnbrechender Erfindungen und technischer Neuerungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und geeigneter Absatzmärkte trugen dazu bei, die Industrialisierung und damit auch die Entstehung von Kapitalgesellschaften voranzutreiben. Eine ganze Epoche erhielt so ihren Namen: die Gründerzeit. Besonders viele Neugründungen von Aktiengesellschaften gab es in der Zeit von ca. 1870 bis 1890

Triebkraft für die weltweite Entstehung von Aktiengesellschaften war der Beginn des industriellen Zeitalters. Zu den Zündsätzen wurden jene epochalen Erfindungen, die nur mit großem Kapitalaufwand weltweit zu verwerten waren - Aktien oder Anleihen mussten zur Beschaffung von finanziellen Mitteln in breitem Umfang und in vielen Ländern eingesetzt werden. Neue Monopole bildeten sich heraus, die ersten multinationalen Gesellschaften entstanden.

Solche grundlegenden Erfindungen bzw. neue Produkte und Unternehmungen waren vor allem die Eisenbahn, das Dampfschiff, der Telegraph, das Telefon, das Dynamit, der Dynamo, das Auto und der Bau von Kanälen. Die stärkste Triebfeder dieser Zeit war der weltweite Bau von Eisenbahnlinien. 1825 fuhr die erste öffentliche Eisenbahn von Stockten nach Darlington in Nordengland, angetrieben von George Stevensons "Locomotion". Kaum war die wirtschaftliche Bedeutung der Eisenbahn erkannt, setzte ein Gründungsboom ohne gleichen ein und ein riesiges Schienennetz zog sich alsbald über große Teile der "zivilisierten" Welt.

Neu bisher unzugängliche Gebiete wurden erschlossen bzw. waren jetzt leichter und schneller erreichbar, Infrastruktur wurde geschaffen, Bodenschätze konnten nun ausgebeutet werden (Gründung vieler Minengesellschaften), aber auch Ölquellen begannen zu sprudeln und wurden - im wahrsten Sinne des Wortes - zur Quelle unermesslichen Reichtums einiger weitsichtiger Unternehmer und risikofreudiger Spekulanten. 1827 wurde die erste amerikanische Eisenbahnlinie in Massachusetts eröffnet. Ihr folgte die schnelle Ausweitung des Schienennetzes in ganz Nordamerika und damit die aufregende Zeit der Eisenbahnspekulationen und der massenweise Herstellung von Stahl. 1850 wurde die American Express Co. Gegründet, zu deren ersten Direktoren Henry Wells und William G. Fargo gehörten (ihre gemeinsamen Unterschriften auf Aktien der Gesellschaft sind heute gesuchte Sammelobjekte). Wer kennt nicht die Postkutschen von "Wells & Fargo", die heute durch jeden Western fahren?

Im Jahre 1869 gelang die Verbindung von Küste zu Küste. Der Stille Ozean wurde durch die Eröffnung der Ersten Pazifischen Eisenbahn mit dem Atlantischen Ozean verbunden. In diesem Jahr wurde auch der Suez-Kanal eröffnet. Die erfolgreichsten Unternehmer beherrschten neben ihren Eisenbahnmonopolen auch andere Branchen (Petroleum, Chemie, Telegraphen-Gesellschaften). Einer der erfolgreichsten unter ihnen war "Commodore" Cornelius Vanderbilt, andere waren Hill, Gould und Harriman, J.P. Morgan und viele mehr.

In jener Zeit legten einzelne Geschäftsleute die Grundsteine für bedeutende Industrie-Imperien:

  • John Boyd Dunlop (1840 - 1921)

  • Sir Henry Deterding (Royal-Dutch-Shell)

  • Maier Amschel Rothschild (1743 - 1812)

  • André Citröen (1878 - 1935)

  • Alfred Nobel (1833 - 1896)

Aus dieser Zeit datieren einige der grafisch schönsten Papiere mit oft wertvollen Kupfer- oder Stahlstichen. Die dekorative optische Aussage spiegelte den Gesellschaftszweck oder die Objekte der Finanzierung wieder. Es entstanden wahre Kunstwerke, von denen böse Zungen gelegentlich behaupten, dass die Wertpapiere um so schöner gestaltet waren, je nötiger eine Gesellschaft oder ein Staat das Kapital brauchte, dass also auch von der optischen und grafischen Gestaltung her Kaufanreize ausgelöst werden sollten.


Historische Aktien und Wertpapiere als Sammlerstücke

Wer sich für Wirtschaft, Politik und Geschichte interessiert, findet im Sammeln Historischer Wertpapiere ein faszinierendes und zugleich sehr informatives Hobby zu dem sich viele Hintergrundinformationen gesellen.

Historische Wertpapiere sind in der Regel nicht mehr börsennotierte Aktien, Anleihen oder Schuldverschreibungen von Gesellschaften oder Staaten bzw. Körperschaften öffentlichen Rechts. Oft sind es auch Staatspapiere, bei denen die derzeitigen Machthaber den Zins- und Tilgungsdienst für Schulden der Vorgänger ablehnen. Außerdem können es zurückbezahlte, entwertete oder für kraftlos erklärte Papiere sein.

Heute sind für historische Wertpapiere eine Vielzahl von Synonymen und neuen Wortschöpfungen gefunden worden.

So zum Beispiel: Altaktien, antike Effekten, Nonvaleurs, Nostalgie-Papiere, historische Effekten etc..

Als Ergebnis eines Zeitungswettbewerbs in London wurde für das Gesamtgebiet der Begriff "Scripophily" geprägt. Die Bezeichnung Scripophilisten hat sich bisher allerdings nicht durchgesetzt.

Historische Wertpapiere haben in der Regel keinen Börsenwert mehr. Ihr Wert ergibt sich aus der Seltenheit, der grafischen Gestaltung dem Zustand und vora allem auch der Bekanntheit der Gesellschaft. Oft tragen die Aktien auch Unterschriften bekannter Industrieller und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Da sie nicht beliebig vermehrbar sind hat es erhebliche Preissteigerungen gegeben. Preise von vielen zehntausend EUR für einzelne Papiere sind zwar nicht die Regel, aber auch längst keine Seltenheit mehr. Ein Höchstpreis von 92.000 DM erzielte eine Anleihe der Chur-Brandenburgischen Landschaft von 1724 mit der Originalunterschrift von König Friedrich Willlhelm I. von Preußen und eine Standard Oil mit Originalunterschriften von Rockefeller und Flagler sprengte zu Anfang des 21. Jahrhunderts gar die Grenze von 100.000 DM.

Historische Wertpapiere können sein:

* Aktien

Aktien werden von Aktiengesellschaften ausgegeben, also Firmen in Form von Kapitalgesellschaften, deren Gesellschafter (Aktionäre) mit ihren Einlagen am Grundkapital beteiligt sind. Dieses Grundkapital ist in eine bestimmte Anzahl Aktien aufgeteilt. Eine Aktie besteht aus einem Mantel (das ist die eigentliche Aktien-Urkunde) und in der Regel bei Inhaberaktien zusätzlich aus einem einem Couponbogen. Diese Couponbögen bestehen aus mehreren Abschnitten, die der Aktionär an die Gesellschaft schickt bzw. bei seiner Bank einreicht, um darauf seine Dividende zu erhalten. Im unteren Teil des Couponbogens ist noch ein Erneuerungsschein abgedruckt. Sind nämlich alle Coupons abgetrennt und im Laufe der Jahre verbraucht, fordert der Aktionär mit diesem Teil einen neuen Bogen an.
 

Es gibt folgende Arten von Aktien:

Inhaberaktie

Der Inhaber (Besitzer) ist wirtschaftlicher Eigentümer des Papiers.

Namensaktien

Sind auf den Namen des aktuellen Besitzers ausgestellt. In neuerer Zeit auch in Deutschland wieder sehr viel stärker verbreitet.

Vinkulierte Namensaktien

Sie werden häufig von Versicherungen eingesetzt. Die Übertragung auf einen neuen Besitzer kann nur durch Zustimmung der Gesellschaft erfolgen. Dadurch schützt sie sich vor fremden Einflüssen oder Übernahmen.

Stammaktie

Sie gewähren dem Aktionär das Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung und das Stimmrecht.

Vorzugsaktie

Der Aktionär verzichtet - meist für eine bevorzugte höhere Gewinnausschüttung - auf sein Stimmrecht in der Hauptversammlung. Vorzugsaktien sind nicht sehr verbreitet und hauptsächlich in Deutschland vorkommend.
 

* Genussscheine

Sie verbriefen einen Anteil am Reingewinn, eventuell auch am Liquidationserlös eines Unternehmens


* Interimsscheine (Zwischenscheine)

Auch Anrechtsschein, Zwischenschein, Anteilsschein. Urkunden, die nach der Gründung einer Aktiengesellschaft vor Ausstellung der endgültigen Aktien an deren Stelle ausgegeben werden. Sie müssen auf den Namen lauten und sind durch Indossament übertragbar. Vor Eintragung der Aktiengesellschaft in das Handelsregister bzw. vor Eintragung einer Kapitalerhöhung dürfen Anteilsscheine nicht ausgegeben werden.


* Kuxe

Anteil der Gewerken am gesamten Vermögen einer bergwerklichen Gewerkschaft. Der Anteilsschein (Kuxschein) wird allgemein Kux genannt. Der Kux lautet auf einen Quotenanteil, nicht auf einen festen Nominalbetrag (im Prinzip ein Vorläufer der Stückaktie). Die Inhaber sind zu Nachzahlungen (Nachschusspflicht) in unbegrenzter Höhe verpflichtet. Davon befreien kann man sich durch das Abandon-Recht.


* Obligationen (Anleihen)

Darunter versteht man festverzinsliche, kurz- mittel- oder langfristige Schuldverschreibungen in denen die Ansprüche der Gläubiger verbrieft sind, die sowohl von Staaten, Ländern und Kommunen ausgegeben werden als auch von privaten Unternehmen.
 

* Optionsscheine

Optionsscheine im klassischen Sinn sind Teil einer Optionsanleihe, die meist einen niedrigeren Zinssatz als das Marktniveau aufweist. Dafür erhielt der Anleihenkäufer zusätzlich das Recht zu bestimmten Bedingungen Aktien der Gesellschaft zu erwerben. Die Scheine haben eine zeitliche Begrenzung - nach Ausübung oder Verfall (bei niedrigen Aktienkursen) verfällt der Optionsschein u.U. wertlos.
 

* Besserungsscheine

...wurden von einigen Firmen nach dem 2. Weltkrieg ausgegeben. Sie verbrieften ein Anrecht für z.B. Anleihenbesitzer, die Ihre Gelder auf Grund von Kriegsschäden und daraus resultierender mangelnder Vermögensmasse der Firmen nicht zurückbezahlt bekamen. Die Scheine stellten den Inhabern eine Zahlung in Aussicht, sofern die Firmen eine staatliche Ausgleichszahlung für die erlittenen Kriegsschäden erhalten sollten.


Die Sammelgebiete im Wertpapierbereich

Historische Wertpapiere werden meistens unter bestimmten Gesichtspunkten zu einer Sammlung zusammengetragen. Diese bevorzugten Sammelgebiete sind zum Beispiel:

  • nach Ländern und Staaten  - Deutschland, Frankreich, USA, Russland...

  • nach Regionen, Gebieten, Bundesländern - Süddeutschland, Schleswig-Holstein, Elsaß...

  • nach noch enger begrenzten Gebieten bzw. Städten - Bremen, München, Stuttgart...

  • nach Branchen und Wirtschaftszweigen - Eisenbahn, Brauereien, Automobile, Chemie...

  • nach optischer Gestaltung des Papiers - so genannte Deko-Papiere

  • nach Autographen - Unterschriften berühmter Persönlichkeiten.

  • nach Wertpapierart - Aktien, Anleihen und Bonds, Optionsscheine...

  • und nach praktisch jeder persönlichen Vorliebe und speziellem Interesse.

Dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Natürlich ist auch eine Verknüpfung dieser Merkmale möglich.

Früher oder später wird sich der Sammler auf ein Gebiet spezialisieren, das ihn besonders interessiert: Chemiewerte aus Süddeutschland oder Eisenbahnen aus Südamerika, Textilwerke, Banken, Versicherungen, Emissionen aus dem Geburts- oder Heimatort. Oder amerikanische Eisenbahnpapiere eines bestimmten Unternehmens. Nachkriegswerte, außergewöhnlich dekorative Stücke.... es gibt Hunderte von Möglichkeiten. Eine Beschränkung ist aber fast zwingend, da die Vielfalt der Papiere sonst schnell den zeitlichen und ggf. auch finanziellen Rahmen des Sammlers sprengt.

Die Welt der amerikanischen Eisenbahnen

Mit unerschöpflichem Potential kann man sich dem Sammeln von Aktien und Anleihen "amerikanischer Eisenbahnen" verschreiben, bis heute an erster Stelle in der Sammlergunst.

Die Erschließung Nordamerikas ist in weiten Teilen Eisenbahngeschichte. Mit jedem neuen Schienenkilometer verband sich enorme wirtschaftliche Schubkraft, nicht nur weil sich die Transportwege verbesserten sondern auch , weil direkt anhängende Industriezweige maßgeblich davon profitierten, denkt man nur an Stahl, Kohle, Brücken- oder Tunnelbau, sowie Lok- und Waggonbau oder Signalsysteme, vom eigentlichen Güter- und Reiseverkehr gar nicht zu reden. Scharfes Konkurrenzdenken der Städte beflügelte die Planung, Kapitalbeschaffung und den Bau bzw. Ausbau neuer Strecken. Als 1825 der Erie-Kanal New York mit den Großen Seen verband, erkannten Städte wie Baltimore und Philadelphia schlagartig, daß ihr Handel ins Hintertreffen geraten mußte, wenn sie nicht für bessere Transportmöglichkeiten in das Landesinnere sorgten. Die Antwort auf den Erie-Kanal war Amerikas älteste Eisenbahngesellschaft, die 1828 gegründete "Baltimore and Ohio Railroad Company".

Peoria, Decatur & Evansville - Aktie mit schöner Mittelvignette aus den 1880-er JahrenUm 1850 bis 1860 erreichte das Eisenbahnfieber seinen ersten Höhepunkt. Alle Bahnen gingen von der Küste aus und fanden ihren Endpunkt im Hinterland, fast alle Projekte konzentrierten sich auf die industrialisierten Staaten der Ostküste, anschließend wurde der Mittlere Westen erschlossen, vornehmlich von Boston, New York, Philadelphia und Baltimore aus. 1854 war am mit der "Chicago and Rock Island Railroad Company" bereits am Mississippi, 1856 fuhren neben der Erstlinie bereits die

  • "Chicago, Burlington and Quincy Railroad Company"

  • "Chicago and Northwestern Railroad Company" und

  • "Chicago, Milwaukee an St. Paul Railroad Company"

über den Vater der Flüsse.


1869 verband die Eisenbahn Atlantik und Pazifik, das Tor zur transkontinentalen Verbindung von der Ost- zur Westküste war aufgestoßen - etwa 12 366 Kilometer Strecke waren gelegt, am 10. Mai 1864 besiegelt durch den Einschlag gravierter goldener Schienennägel. Es gab staatspolitische und wirtschaftliche Gründe, die zum Bau dieser ersten transkontinentalen Strecke führten. Gerade die Entdeckung der Goldfelder in Kalifornien ließ eine schnelle Verbindung dahin sinnvoll erscheinen. Die Regierung beschloss daher, diese Verbindung in Angriff zu nehmen. Jeder Bundesstaat westlich des Missouri hatte den Wunsch, dass die Bahn durch sein Gebiet führte. Der Bürgerkrieg (1861-1865) beschleunigte den Bau, da man erkannte, dass der Westen mit seinen bedeutenden Bodenschätzen feindlichen Truppen schutzlos preisgegeben war, wenn man das Krisengebiet nicht rechtzeitig erreichte. 

Im Juni 1862 erließ der Kongress das Erste Pazifische Eisenbahngesetz, wonach der Bau von privaten Gesellschaften zu erfolgen hatte und nicht durch den Staat. Die Resonanz auf die Ausschreibung war gering, da den Unternehmern das finanzielle Risiko zu groß war. 1864 wurde daher das Zweite Pazifische Eisenbahngesetz erlassen. So beauftragte man die Union Pacific (von Osten her kommend) und die Central Pacific (vom Westen her kommend), diese wichtige Strecke zu bauen.

Von 1830 bis 1930 wurden 410 000 km Streckennetz in Betrieb genommen, fast die zehnfache Länge des Erdumfanges. Hier von einer der großen Pioniertaten insbesondere des 19. Jahrhunderts zu sprechen, ist einmal keine Übertreibung. Es gab ca. 15.000 Eisenbahngesellschaften die vom Kongress Landzuwendungen bekamen ( insgesamt ca. 600 000 Quadratkilometer; das entspricht über zwei Mal der Bundesrepublik), Vergünstigungen und die nie versagende Aussicht auf den schnellen Dollar.

Aktie der bekannten New York Central Railroad mit dem Portrait des mächtigen Commodore Cornelius Vanderbilt.So manche Eisenbahnlinie entsprach deshalb nicht unbedingt dem Bedarf, sondern purem Gewinnstreben, was zu einem gnadenlosen, nicht selten unfeinen Verdrängungswettbewerb führte. 1890 existierten noch 75 Eisenbahngesellschaften, die "Eisenbahnkönige" hatten ganze Arbeit geleistet und sich ihre Imperien zusammen zentralisiert. Das Vanderbilt´s, die Pennsylvania-Gruppe, die Morgan- die Gouldlinien, das Rock Island System, die Hill- und Harrison-Linien kontrollierten alle zwischen 15 bis 20 000 englische Meilen Strecke ( 1 engl. Meile = 1,609 Kilometer). In Wirklichkeit war die Konzentration noch größer, als es diese Darstellung ausdrückt: 85 Prozent aller amerikanischen Eisenbahngewinne dieser Zeit gingen an diese Gruppen, und die meisten von ihnen hatten die gleichen Bankverbindungen. Je gigantischer die Zusammenschlüsse, desto mehr entschied das Geld. So erklärt sich die zunehmend bedeutendere Rolle, die der Bankier J.P. Morgan nach der Jahrhundertwende im amerikanischen Eisenbahnwesen einnahm. Sein Bankhaus wurde der Spezialist für die Sanierung notleidender Eisenbahngesellschaften.

Amerikanische Eisenbahnen waren von den Anfängen an private Unternehmen auf der Basis von Aktiengesellschaften. Das benötigte Kapital formierte sich zum Börsenwert Nr. 1 (ab 1860 ca. 85 % aller gehandelten Wertpapiere an der Wallstreet). Von 1865, der amerikanische Bürgerkrieg war gerade beendet, bis 1900 mußten und wurden 10 Milliarden Dollar aufgebracht, von denen nur ein Zehntel von den Banken kamen. Den Löwenanteil steuerten Anleger im In- und Ausland bei. So hielten wechselweise oft ausländische Kapitalanleger die Mehrheiten. Noch bei Anbruch des 1. Weltkrieges waren 20 % der Eisenbahngelder in ausländischer Hand. Der Krieg brachte die Papiere zurück - die amerikanischen Eisenbahnen hatten ihre Unabhängigkeit


Einige Fachbegriffe erklärt

Autographen

Eigenhändige Originalunterschrift und/oder Text einer bekannten Persönlichkeit. Unterschriften als Aussteller (Präsident, Sekretär, Aufsichtsrat etc. oder rückseitig bei Übertragungen, Abtretungen, Indossamenten)

Blankett - Ersatzpapier

Wertpapiervordruck (entsprechend dem Original), dem durch mangelnde Vollständigkeit, z.B. die Nummerierung (noch) die Gültigkeit fehlt. Ein "echtes" Blankett dient bei Aktiengesellschaft meist als Ersatz für verloren gegangene oder kaputte Zertifikate und wird dementsprechend dann nachträglich nummeriert und/oder als solches Ersatzstück gekennzeichnet. Im Originalzustand haben Ersatzstücke keine Kennzeichnung als solche und keine Entwertungskennzeichen. Die Kontroll-Unterschrift fehlt manchmal auch bei "gültigen" Papieren - dann, wenn ein Großteil der effektiven Druckstücke in der Hand eines Großaktionärs war hat man ggf. drauf verzichtet.

Blankett - Druckmuster (amerik. SPECIMEN)

Wertpapierdruck aus der Originaldruckerei, genau entsprechend dem Original. Immer als solches gekennzeichnet z.B. durch Nummerierung mit 000000 oder mit einem Aufdruck "Muster" oder "SPECIMEN" oder durch nadelfeine Lochperforation (früher bei Giesecke & Devrient üblich). Früher mussten z.B. in Deutschland bei den Gesellschaften des amtlichen Handels diese Druckmuster zur Prüfung und Freigabe vorgelegt werden, weil gewisse Bedingungen bezüglich der Sicherheitsmerkmale und Drucktechnik erfüllt werden mussten. Weiterhin wurden Sie von den Druckereien als Vorlagen in Ihren Musterbüchern und Angebotskollektionen verwendet.

Bogen

Bezeichnung für Zinsscheinbogen (Kouponbogen) und Dividendenscheinbogen die dem Wertpapier zur Erhebung der Zinsen bzw. Dividenden beigefügt sind. Im Gegensatz zum Mantel der die eigentliche Wertpapier-Urkunde ist.

Emission

ist die Ausgabe von Wertpapieren, d.h. ihre Unterbringung im Publikum und die Einführung in den Börsenhandel.

Erneuerungsschein

auch Talon, Zinsleiste. Sogenanntes Nebenpapier der Aktie oder Inhaberschuldverschreibung, das zum Bezug neuer Zinsschein- oder Dividendenscheinbögen berechtigt. Der Erneuerungsschein ist ein einfaches Legitimationspapier. Meist ist der Erneuerungsschein am unteren Ende des Couponbogens abgedruckt.

Faksimile

vorlagengetreue Nachbildung (Druck) einer Unterschrift, Zeichnung, handschriftlicher Texte usw..

Genussrecht

Rechte, meist am Reingewinn, auch am Liquidationsertrag einer Aktiengesellschaft. Genussrechte sind meist durch Genussscheine verbrieft, die auf den Inhaber, auf den Namen oder an Order lauten können. Genussscheine haben keinen Nennwert, doch sind vertragliche Ablösesummen möglich.

Gründeraktie

Gründer einer Aktiengesellschaft übernehmen die Aktien und legen den Inhalt der Satzung in notariell beurkundeter Form fest. Nach § 2 AktG mindestens fünf Personen, von denen jeder mindestens eine Aktie übernehmen muss. 

Gründeremission

Die erste Auflage von Aktien, die zur Gründung der AG ausgegeben und ggf. der Öffentlichkeit oder einen begrenzten Publikum zum Kauf angeboten werden.  

Historische Wertpapiere

Nonvaleurs - aufgrund der Knappheit der Mehrzahl der verfügbaren Stücke, ihrer graphischen Aufmachung und den teils persönlichen Bindungen zu bestimmten ausgebenden Gesellschaften, nicht zuletzt auch wegen berühmter Gründerpersönlichkeiten - zunehmend als Sammelgebiet und auch als Kapitalanlage geschätzt. 

Darunter versteht man Aktien und Anleihen, die an den Börsen nicht mehr gehandelt werden, somit keinen direkten wirtschaftlichen Wert mehr besitzen. Die Wertentwicklung einzelner Titel zeigt aber, dass der Erwerb dieser "wertlosen" neben der reinen Sammelleidenschaft auch eine Kapitalanlage sein kann und den Wert und die Wertsteigerung seiner "richtigen" Brüder an der Börse oft bei weitem übersteigen kann. 

Inflationswert

Aktien und Obligationen der Jahre 1923/24 zur Zeit der Weltwirtschaftskrise. Kein börsentechnischer Begriff, wird jedoch gern in Katalogen bei der Objektbeschreibung verwandt.

Kupon (Coupon)

Zins- bzw. Dividendenschein, der einer Aktie bzw. einem festverzinslichen Wertpapier als Quittungsvordruck zum Empfang der jeweils fälligen Zinsen beigefügt wird.

Kuponbogen

Mehrere auf einem Bogen zusammen gedruckte Kupons, zumeist mit Erneuerungsschein.

Mantel

nennt man bei Wertpapieren die Urkunde, in der bei Aktien das Anteilsrecht und bei Schuldverschreibungen die Forderung verbrieft ist. Außer dem Mantel gehört zum Wertpapier noch der Kuponbogen. Nur zusammen sind beide verkäuflich und werden aus Sicherheitsgründen meist getrennt aufbewahrt.


Abkürzungen zu Zustand und Erhaltungsgrad der Aktien:

UNC (uncirclulated):
Neuwertig, vollständig erhalten, ungefaltet (ausgenommen zwischen Mantel und Kupons), glattes Papier ohne Flecken oder Verfärbungen. Keine Lochung oder Schnittentwertung. In der Praxis werden auch neuwertige Lochentwertete Papiere als UNC gehandelt.

EF (extremly fine):
Fast neuwertig, leichte Gebrauchsspuren, sauberes Papier, höchstens einmal gefaltet, keine Beschädigung. Papiere mit nur geringfügigem Unterschied zu o.g. werden z.B. auch mit EF+ bezeichnet. Es wird dadurch eine noch feinere Abstufung in der Zustandsbeschreibung erreicht.

VF (very fine):
Leichte Faltung, aber glattes Papier, mittlere Gebrauchsspuren, schwache Papierfärbungen, kleine Randeinrisse, Klammerlochungen (bei fast allen gebrauchten USA Papieren).

F (fine):
Stärkere Gebrauchsspuren, mehrfach gefaltet, leicht welliges Papier, leichte Randeinrisse, kleine Fehlstellen, leichte Flecken.

VG (very good):
Starke Gebrauchsspuren, mittlere Einrisse und Fehlstellen, Knitterfalten.

G (good):
Stark gebraucht bis abgenutzt, größere Einrisse, mittlere Fehlstellen, größere Rost-, Stock- oder sonstige Flecken.

P (poor):
Schlecht bis sehr schlecht erhaltene Papiere, große Risse und entsprechende Fehlstellen, großflächig verschmutzt. Vom Sammler in der Regel nur dann akzeptierter Zustand, wenn es sich um Unikate oder absolute Raritäten handelt.

Im Laufe der Zeit soll eine neues einheitliches Bewertungssystem in der Art der Schulnoten (1-6) verwendet werden, das bei mir schon benutzt wird, wobei Papiere unterhalb der Erhaltung 3 bzw. VF (very fine) nur in ganz besonderen Ausnahmefällen angeboten werden.

 

Grundfassung Norbert Ehnis. Endgültige Fassung, Änderungen, Ergänzungen, Seitengestaltung und Bilder von Joachim Hahn (Vers. 6.00 - 2023) - © Nachdruck und EDV Verwendung/Weiterverarbeitung nur mit Zustimmung. Ausdruck zum Privatgebrauch erlaubt.

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