Etwas Geschichte aus Helfenberg in Sachsen

Chemische Fabrik Helfenberg AG

Der Helfenberger Grund gehört zu den rechtselbischen Seitentälern im Loschwitz - Pillnitzer Raum und verbindet  Niederpoyritz mit dem kleinen Ort Helfenberg. Das Tal war einst Standort einer mittelalterlichen Wehranlage und einer Wassermühle, aus der Ende des 19. Jh. die Chemische Fabrik Helfenberg hervorging.

An Stelle der späteren Fabrik existierte bereits im Mittelalter eine Wassermühle, die zum Besitz des Rittergutes Helfenberg gehörte und 1547 mit diesem von Hans von Dehn-Rothfelser erworben wurde. Die ehemalige Mahlmühle diente zuletzt als Papiermühle und wurde als Hofemühle bezeichnet. 1895 wurde die Mühle abgetragen.

Bereits 1869 hatte Eugen Dieterich diese Papierfabrik im Auftrag der Sächsischen Hypothekenversicherungsanstalt  als Verwalter übernommen und stellte hier zunächst Pergamentpapier, Kunstdärme und andere Spezialpapiere her. Nach Abwicklung der in Liquidation gegangenen Firma übernahm Dieterich 1872 das Unternehmen selbst und baute es zu einer Fabrik für medizinische Produkte aus. Neben Heftpflaster wurden hier auch verschiedene Tinkturen und Elixiere gefertigt, was zu Protesten etablierter Apotheker führte, die in der Firma eine unzulässige Konkurrenz sahen.

Eugen Dieterich entwickelte selbst zahlreiche neue Präparate und war zugleich Herausgeber einer eigenen Fachzeitschrift “Helfenberger Annalen”. Regelmäßig nahm er an medizinisch-pharmazeutischen Fachkongressen teil und erwarb sich so auch als Wissenschaftler einen anerkannten Ruf. Die Fabrik wurde ab 1885 von seinen Söhnen geleitet und nach mehrfacher Erweiterung 1898 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das nun Chemische Fabrik Helfenberg AG genannte Unternehmen beschäftigte zeitweise über 250 Arbeiter und unterhielt Niederlassungen in London, Paris, New York und Antwerpen. Zur Fabrik gehörten nach der Jahrhundertwende auch eine eigene Druckerei zur Herstellung der Verpackungsmaterialien, Tischlerei, Wasser- und Elektrizitätswerk sowie eine Poststelle für den Versand der Artikel in alle Welt.

1951 wurde die Chemische Fabrik Helfenberg enteignet und in mehrere Teilbetriebe aufgegliedert. Ein Zweigbetrieb produzierte unter altem Namen in Wevelinghofen im Rheinland weiter und kam später zur Chemischen Gesellschaft Rhenania. Der Dresdner Betrieb wurde zunächst als VEB Chemische Fabrik Helfenberg weitergeführt und später als Montagestätte für Kameras von Pentacon genutzt. Die früheren Produktionsgebäude und die Villa Eugen Dieterichs, an den auch ein Straßenname in Niederpoyritz erinnert, sind noch erhalten. 1999 entstand hier ein Kunst- und Wohnprojekt, in dem Designer, Werbegrafiker und ein Designmöbelhandel untergebracht waren. Nach Konkurs dieses Unternehmens 2001 dient das Areal heute gewerblichen Zwecken.

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