Die bekannteste "Hausfrau" der USA

  Martha Stewart Living Omnimedia Inc., New York

Die populäre Fernsehratgeberin baute sich mit Kochrezepten, Garten- und Einrichtungstipps und alles rund um Haushalt, Essen und Gesundheit im Laufe der Jahre ein Imperium gigantischen Ausmaßes auf. "Marthas" Internetseite zählt riesige Besuchmengen, ihre Fernsehsendungen locken gewaltige Zuschauerzahlen an und Ihre Verlage drucken am laufenden Band Zeitschriften und Bücher in Auflagen, die den meisten Krimi-Autoren zum höchsten Glück gereichen würden.

2003 hat Sie kräftig Sympathien verspielt, als durch den Insiderskandal mit Imclone (Biotech) Aktien der Markenname schwer beschädigt schien.
Wenig später ist das aber schon wieder vergessen und Martha Stewart hat ihren alten Stellenwert zurück. Die Gesellschaft macht wieder Rekordumsätze am laufenden Band.

Ganz Amerika fieberte mit der Hausfrau der Nation

 Populärste Fernseh-Ratgeberin wegen dubioser Börsengeschäfte vor Gericht - Acht Frauen der Jury

Von Markus Günther

New York. Die Straßen rund ums Bezirksgericht in Lower Manhattan sind voll mit Über­tragungswagen. Journalisten wärmen sich in Wohnmobi­len auf, Fan-Gruppen mit Transparenten   gruppieren sich vor dem Eingang. Dies ist wieder einer dieser spektaku­lären Prozesse, die das Land in Atem halten.

Und wer sitzt diesmal auf der Anklagebank der Nation? Es/ist eine Frau namens Martha Stewart, in Deutsch­land vollkommen unbekannt, doch in den USA eine Ikone des modernen Amerika, Vorbild für Millionen, Forschungsobjekt soziologischer Studien, Buchautorin, Fernsehstar, Multimillionärin und und und...

Mit Deko-Ideen und Kochrezepten hat sie ein Imperium aufgebaut und ihren Stil und Geschmack zum renditestar­ken Markenartikel gemacht; jetzt fiebert ganz Amerika mit, ob die Hausfrau der Nation im Gefängnis landet. Die 62-Jährige hatte schon eine wechselvolle Karriere hinter sich, als sie mit dem Ratgeber­buch "die perfekten Gastge­ber" über Nacht zur Bestsel­lerautorin wurde. Mit immer neuen Büchern, Magazinen und Fernsehsendungen stili­sierte sich Martha Stewart zur perfekten Köchin, perfekten Bäckerin, perfekten Adventsschmuckdekorateurin   und perfekten Hochzeitsplanerin.

Martha, wie ganz Amerika sie nennt, schien immer die richtige Idee zu haben, stilsicheren Geschmack und unauf­dringliche Eleganz. Hausfrau­en suchten Rat und Hilfe bei den Produkten der Martha Stewart, fanden sich endlich ernst genommen mit ihren diffizilen Aufgaben zwischen Weihnachtsgans und Halloween Party und machten das Unternehmen zu einem Kon­zern, der in besten Jahren fast 300 Millionen Dollar umsetzte.

Stewarts persönlicher Ruhm war größtes Kapital. Eine TV-Dokumentation über ihr Leben sahen 14 Millionen Zu­schauer. Neben Hilary Clin­ton und Laura Bush ist sie wahrscheinlich die berühm­teste Frau Amerikas. Es gibt niemanden, der noch nie von ihr gehört hat. Das stellte auch das Gericht in New York ratlos fest, als es darum ging, zwölf unbefangene Geschworene zu finden.

Zeugen der Anklage strafen Martha Stewarts Aussagen Lüge

Oft in diesen Wochen beste­hen die Abendnachrichten im Fernsehen nur aus zwei The­men: dem Stewart-Prozess und dem Präsidentschafts­wahlkampf- in dieser Reihen­folge. Attraktiv ist das Verfah­ren nicht nur wegen der Ange­klagten. Für das Reality-TV geeignet ist der Prozess auch, weil man anders als bei kom­plizierten Wirtschafts-Prozessen und anderen Skandalunternehmen genau versteht, was hier passiert ist.

Von ihrem Broker hatte Ste­wart Ende 2001 einen Anruf erhalten. Inhalt: Der Firmen­chef von Imclone habe die Aktien seines Unternehmens pa­nikartig verkauft.  Hinter­grund: die bevorstehende Ent­scheidung der Gesundheitsbe­hörden, ein Medikament von Imclone nicht für den Markt zuzulassen.

Stewart nutzte die Insider-Information und verkaufte ih­re Imclone Aktien im Wert von 228 000 Dollar, bevor der Kurs am nächsten Tag ein­brach. Dafür wäre sie mit ei­nem Bußgeld davongekom­men. Doch sie bestreitet die Vorwürfe und steht deshalb nun wegen Behinderung der Justiz vor Gericht.

Stewart und ihr Broker be­haupten, die Aktien nur des­halb verkauft zu haben, weil der Kurs unter eine vereinbar­te Marke gefallen sei. Doch seit Wochen hört und liest das Publikum, wie Zeugen der Anklage Martha Lügen strafen. »Sie hat mir erzählt, dass sie einen Tipp bekommen hat­te«, erzählte eine Freundin.

Stewart schaute in diesem Augenblick fassungslos ins Leere und mag an die maxi­mal 30 Jahre Gefängnis ge­dacht haben, die ihr nach US-Gesetz drohen. Vermutlich aber fallt die Strafe glimpfli­cher aus; vielleicht kann sie sogar auf Freispruch hoffen. »Immerhin sitzen acht Frauen in der Jury, die bestimmt viele Sympathien für Martha ha­ben«, spekuliert eine Zeitung.

Doch Martha Stewart hat viele Sympathien verspielt; der Markenname  scheint schwer beschädigt - auch weil reihenweise Zeugen auftre­ten. die die nette TV-Köchin als. knallharte Geschäftsfrau mit schlechtem Benehmen, einer Neigung zur Rangier und einem reichhaltigen Vokabu­lar vulgärer Kraftausdrücke schildern.


Die hochdekorativen Aktien der Martha Stewart Living Omnimedia Inc., wie sie ursprünglich an der Wallstreet gehandelt wurde.
Heute nicht mehr auslieferbar, nur die vorhandenen Bestände stehen noch zum Verkauf.

Aktienbild und Seitengestaltung © Joachim Hahn
Bericht: Markus Günther
Portrait: lizenzfrei

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