Ein paar Informationen zu den alten Aktien der Paul Hartmann AG

  Paul Hartmann AG, Heidenheim


 

Die HARTMANN GRUPPE ist ein führender europäischer Anbieter von Systemlösungen für Medizin und Pflege.

Die PAUL HARTMANN AG hat ihren Ursprung im Jahr 1818. In diesem Jahr erwarb der Unternehmensgründer, der Industriepionier Ludwig von Hartmann, die Spinnerei Meebold.

Hartmann ist spezialisiert auf Medizin- und Pflegeprodukte, das Stammhaus der Hartmann-Gruppe, die Paul Hartmann AG mit Sitz in Heidenheim an der Brenz ist die älteste deutsche Verbandstofffabrik.

Kerngeschäftsfelder der Hartmann Gruppe sind Wundbehandlung (beispielsweise Wundauflagen, Fixierbinden und Pflaster), Inkontinenzversorgung (beispielsweise Einweg-Inkontinenzslips und -einlagen sowie Produkte zur Hautpflege bei Inkontinenz) und Risikoschutz im OP (beispielsweise OP-Abdeckungen und OP-Bekleidung, eingriffsspezifische OP-Komplettsets). Ergänzt wird das Portfolio durch Produkte für die Kompressionstherapie, Immobilisation und Erste Hilfe. Darüber hinaus bietet die Hartmann-Gruppe Lösungen für professionelle Zielgruppen im Medizin- und Pflegebereich und seit 2009, durch die Übernahme der Bode Chemie, auch im Bereich Desinfektion.

Die Paul Hartmann AG war und ist keine börsennotierte Gesellschaft im Sinne des Aktienrechts, die Aktie wird nur im Segment Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. Der weitaus größte Teil der wenigen Aktionäre war bis zum 28. November 2015 in einer sogenannten Schutzgemeinschaft zusammengeschlossen, die Aktien nur untereinander veräußerte und sich über die Ausübung ihrer Stimmrechte gegenseitig verständigte. Seit deren Auflösung sind die Aktien frei handelbar.

Aktionäre sind auch weiterhin hauptsächlich Selbständige und Beschäftigte aus dem Pharma, Medizin, Heil- und Pflegebereich. Also z.B. Apotheker, Ärzte, Mitarbeiter der Pharma- und Medizintechnikbranche etc.

Im März 2006 hat ein Unternehmen der Schwenk-Gruppe mitgeteilt, dass ihr eine Mehrheitsbeteiligung an der Paul Hartmann AG gehört. Die Paul Hartmann AG ist damit dem Einflussbereich der Familie Schleicher zuzuordnen.

Durch diese schon früher eng begrenzte Aktionärsstruktur haben auch die Aktien der Hartmann AG eine eigene, besondere und eher ungewöhnliche Geschichte.

Alte Aktien (Druckbild und Aussehen wie hier abgebildet) gibt es aus dem Jahr 1913 und gleich zwei Emissionen aus dem Jahr 1921 (Februar und Dezember), beide ursprünglich mit dem Nennwert 1000 der alten Währung "Mark". In der Reichsmarkzeit kam im April 1942 eine weitere alte Version im Nennwert 1000 RM dazu, im Druckbild und Größe etwas verändert und in der Farbgebung neu gestaltet, jetzt orange.

Die beiden ersten Jahrgänge erlebten insgesamt drei währungsbedingte Nennwertumstellungen die per Stempel auf den Aktien dokumentiert sind. Auf 400 Goldmark, vermutlich 1922 oder 1923 zum Inflationsschutz. Dann Bei Ausgabe der neueren Aktien 1942 auf 600 Reichsmark und schließlich erlebten die alten Stücke auch noch die DM-Zeit. Im Oktober 1950 wurden die Stücke auf 600 DM Nennwert umgestellt und bis in die 2000er Jahre weiterverwendet.

Die neuere Emission des Jahres 1942 wurde entsprechend 1950 auf 1000 DM umgestellt. Bemerkenswert, dass die Umstellung von RM auf DM 1:1 erfolgte, was nicht in vielen Bilanzen deutscher Firmen der Fall war. In den meisten Fällen würden aus drei RM nur eine DM, also 3:1 zu ungunsten des alten Reichsmarkwertes.

Bei beiden hier abgebildeten Aktien sieht man rechts unten einen weiteren Stempel "Namensaktie". Und genau dieser Stempel ist der Grund für die eigentliche Besonderheit der alten Hartmann Aktien.

An dieser Stelle muss man aber noch mal einen Blick zurückwerfen um zu verstehen, warum die alten Paul Hartmann-Aktien überhaupt bis in die DM-Zeit Verwendung fanden. In den letzten Kriegsjahren des 2. Weltkrieges verfügte die damalige Reichsregierung, dass alle deutschen Wertpapiere von den Banken und Lagerstellen in die bombensicheren Tieftresore der Reichsbank in Berlin verbracht werden. Da die Aktionäre/innen des kleinen und eher "familiären" Aktionärskreises der Paul Hartmann AG ihre Aktien aber durchweg in Eigenverwahrung hatten, gelangte auch nicht ein einiges Papier in die Reichsbank.

Die gedruckten Paul Hartmann Aktien (alte und neue) wurden bis Mitte des Jahres 2003 verwendet, dann für kraftlos erklärt und die Aktionäre erhielten Bucheinträge über ihre Aktienstückzahl. Mitte der 2000er Jahre konnte ich von einem Hartmann-Aktionär seine sämtlichen bisherigen Papieraktien erwerben, praktisch alle Jahrgänge und Nennwerte von 1913 bis ins Jahr 2000 waren dabei. Bei den alten Stücken haben sich ziemlich schnell Fragen aufgetan, da es einige optische Auffälligkeiten gab:

Die Stempel waren alle sehr exakt, alle identisch an der selben Stelle, nichts verschmiert, alle in gleicher Farbintensität. Und alle der alten Aktien waren in einem hervorragenden Erhaltungszustand. Dazu kam, dass auf der Innenseite des Doppelblattes die namentliche Eintragung eines Aktionärs vorgesehen war, was ja zu den alten Inhaberaktien auch ganz und gar nicht passen wollte.

Reger Austausch mit ganz erfahrenen Sammlern, einige Recherche und letztendlich der Kontakt zum Unternehmen selbst brachten nach längerer Zeit Licht in die Angelegenheit und konnte meine Fragen beantworten. Die Geschichte der "alten - neuen" Aktien geht wie folgt weiter:

Im Sommer des Jahres 1964 wurden die Hartmann Aktien in Namensaktien umgewandelt. Hintergrund war vermutlich die bessere Kommunikationsmöglichkeit und Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Aktionären und auch die einfachere Abwicklung der Dividendenzahlungen. Bis dahin waren die Aktien Inhaberpapiere und konnten von der Erstausgabe 1913 über Jahrzehnte weitergegeben, vererbt oder verkauft werden, ohne dass jeweils konkret bekannt war wer denn aktuell nun Aktionär ist und in welchem Umfang.

Bis zu diesem Zeitpunkt im Jahr 1964 gab es nur die alten Aktienversionen. Diese waren zur Verwendung als Namensaktien nicht vorgesehen, eine neu gestaltete Aktie war (noch) nicht geplant, viele Altaktionäre wollten die alten, dekorativen Stücke unbedingt behalten und zur nachträglichen Beschriftung per Stempel oder Schreibmaschine schienen große Teile der Altausgaben auch schon zu stark verschlissen.

Deshalb entschloss man sich bei Hartmann - zur Umstellung auf Namensaktien im Jahr 1964 - neue Aktien zu drucken. Aber nicht wirklich neue, sondern die kompletten Auflagen der alten Emissionen ab 1913 bis 1942 in Neuauflage herzustellen. Dabei bleib die Vorderseite völlig unverändert, samt der alten Aktiennummern und der oben erwähnten Stempel, die aber nicht gestempelt, sondern gleich mit draufgedruckt wurden. Daher das exakt identische Aussehen der Stempel. Die einzig wirkliche Veränderung war auf der Innenseite, wo in kleiner einfacher Schrift eingedruckt wurde:
 Die Aktie Nr._________ ist im Aktienbuch der Paul Hartmann AG eingetragen auf den Namen *)  (Dazu unten noch eine Fußnote/Vermerk)
 Die Aktionärsnamen wurden dann eingetragen bzw. per Stempel hinzugefügt.

Wer die Neuauflage gedruckt hat ist mir bislang nicht bekannt. Es ist allerdings zu vermuten, dass es die Druckerei Christian Belser (Belserdruck) aus Stuttgart, damals noch mit Stammhaus in der Augustenstraße, war. Das wäre insofern nahe liegend, da die geografisch in der Nähe und im Jahr 1964 noch voll im Wertpapierdruck aktiv war. Zudem kannte man sich dort auch noch mit den alten Aktiendrucken aus.

Wer sich nun die Frage stellt: Sind diese neu gedruckten Stücke so interessant wie es die "richtig" alten wären?  Ich finde ja, erst recht mit dieser Hintergrundstory, die ich persönlich in dieser Form kein zweites Mal kenne. Von den ursprünglichen Aktien habe ich übrigens niemals welche gesehen, genauso wenig wie einen Dividendenbogen aus der früheren wie aus der neueren Zeit. Alle alten Stücke sowie restliche Dividendenscheine, sofern es diese überhaupt gab, wurden offensichtlich vernichtet.

Die seltenste des alten Druckbildes ist definitiv die 1942er, da war die Kapitalerhöhung wohl ziemlich klein. Gefolgt von der 1913er und den beiden Emissionen des Jahres 1921.

Komplett neue Aktien wurden dann erstmals im Jahr 1967 gedruckt. Jetzt alles ganz "normal", Stammaktien in Querformat Din a'4, die Gattung Namensaktie steht vorne drauf und auch die Namens-Aktionäre sind vorderseitig eingetragen. Bis 1994 gibt es insgesamt 10 Jahrgänge, meist in den Nennwerten 50, 100 und 1000 DM, einige wenige Globalaktien über z.B. 10.000 oder 40.000 DM. Der letzte Aktiendruck erfolgte im Jahr 2000 mit Stückaktien in den Stückelungen von 1, 2, 20, 1000 und 2000 Stück. Die Verfügbarkeit der neuen Aktien ab 1967 ist sehr verschieden, manche nur in sehr geringer Menge, das kann aber sicher nicht abschließend beurteil werden, da viele Stücke offensichtlich vernichtet wurden, manche aber vielleicht auch noch in einer Schublade schlummern und eines Tages in einem Nachlass auftauchen könnten.

 Seitengestaltung, Aktienbeschreibung und Aktienbilder © Joachim Hahn
Firmeninformationen, Logo: Hartmann AG, Wikipedia, eigene Recherche

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