Infomail September 2023 - Archivversion

Liebe Sammlerfreunde, werte Kundinnen und Kunden,

das heutige Thema sind "unentwertete" Aktien und Anleihen, dieses Mal im Focus die deutschen Papiere über alle Zeiträume.

Bis zum Jahr 2003 gab es alte deutsche Papiere bis 1944 vorwiegend in unentwerteter Form und oft nur überschaubarer bis geringer Menge. Sie stammten u.a. aus privatem Besitz früherer Aktionäre oder Anleihegläubiger, manchmal aus Banktresoren aus der Streifbandverwahrung oder aus Erbschaften und Nachlässen.

Eine weitere Quelle waren die Devisenbeschaffer der DDR, die Männer um Alexander Schalck-Golodkowski, die ausgesuchte Papiere aus dem > "Reichsbankschatz" im Diplomatengepäck in die Schweiz transportierten, die dortigen HWP-Händler reichten die Papiere in kleinen Dosen als "Seltenheiten" nach Deutschland weiter, meist zu knackigen Preisen.

Ab 2003 wurde vieles, fast alles anders bei den Wertpapieren bis 1944. In diesem Jahr war die erste Versteigerung der Reichsbankpapiere, zu Anfang gleich die Stücke, die es in großen Posten gab. Diese Papiere wurden beim Sondieren, Sortieren und Zählen auch alle entwertet. Zu Anfang rechts oben mit einem kernigen Loch in der Bordüre, nach Intervention von Sammlern und Händlern dann deutlich dezenter mit einem kleinem Loch, soweit vorhanden im Trockensiegel oder an sonst eher unauffälliger Stelle. Den Sinn dieser Entwertung konnte nicht jeder nachvollziehen, da 1949/1950 mit der "Berliner Wertpapierbereinigung" alle alten Wertpapiere für kraftlos erklärt wurden, insbesondere im Hinblick auf den Bestand in der Reichsbank. Geschätzt waren vielleicht 95% der Papiere Inhaberstücke, heißt der Inhaber (die DDR) wäre somit theoretisch in Besitz von großen Teilen der westdeutschen Wirtschaft  gekommen.

Durch die Reichsbankpapiere wurden natürlich bisherige Preisstrukturen oft durcheinander gewirbelt. Was früher mal 600 DM kostete gab es nun für niedere oder mittlere 2-stellige EUR-Beträge. Einziger Unterschied war oft nur die Entwertung. Aber die Reichsbank-Bestände brachten auch viele bisher wenig oder gar unbekannte Papiere zum Vorschein. Insbesondere das Angebot aus den Ost-Bundesländern war interessant, da dort nach Kriegsende mit den AG's Schluss war und alles in volkseigene Betriebe überführt wurde. In den Köpfen der Menschen bleiben die alten Firmen aber bis heute unvergessen.

Bei den Papieren aus der DM- und EUR-Zeit kann man grob folgende Einteilung vornehmen: Umgetauschte oder kraftlos erklärte Papiere die nicht mehr verwendet wurden sind in der Regel entwertet, oft durch Lochung im Siegel, dezenter durch rückseitigen Stempel, unbeliebt bei Sammlern mit Stempel vorne oder ganz schlimm mit Schnittentwertung.

Nicht entwertete Papiere kommen meist aus Auslieferungen oder von Altaktionären die Papiere insolventer Firmen selbst verwahrt hatten. Eine kurze Zeit lang wurden Insolvenzpapiere sogar von Banken automatisch an die Aktionäre zurückgegeben, der Kassenverein wollte wohl seine Tresorkapazitäten schonen.

Da ich bekanntermaßen sehr großen Wert auf gute Erhaltung lege bin ich natürlich auch ein großer Freund der "Unentwerteten". Deshalb habe ich im Shop auch schon vor längerer Zeit die  > gesonderte Rubrik mit den nicht entwerteten Papieren eingeführt. Gerade jetzt kam noch die Unterrubrik  > vor 1945 ohne Coupons  dazu, so dass nun jeder gezielt nach seinen Favoriten suchen kann.

Etwas ausführlicher werde ich über die "Unentwerteten" in absehbarer Zeit im Infobereich schreiben. Ich informiere Sie, wenn es soweit ist.

Noch ein Hinweis: In der Rubrik  > Finanzmarktgeschichten sind zwei neue "Räuberstories" - es geht um COOP und um Victor Computer/Beta Systems.

Die heutigen Vorstellungen stammen natürlich aus dem Bereich der "Unentwerteten".  > Die komplette Palette können Sie sich jederzeit im Shop ansehen.


  • Eisen- und Drahtwerke Erlau Aktiengesellschaft, Aalen - Württemberg
    Ein extrem seltenes Regionalpapier von der Ostalb. Viele von uns benutzen ein Produkt
    das bis heute im Konzern hergestellt wird: Die RUD-Schneeketten.

  • Hugo Schneider AG, Leipzig
    Eine Aktie die auch in der Reichsbank lag. Der Hausgeräte- und Metallwarenhersteller aus Leipzig ist
    regionalhistorisch hochinteressant, die alten Papiere mit Coupons sind inzwischen äußerst selten.

  • Aktiengesellschaft Westdeutscher Einkaufsverband, Düsseldorf
    Aus eine Kapitalerhöhung im Jahr 1927 stammen diese Aktien. Obwohl es mehrere Emissionen bzw. KEH
    gab scheinen diese Aktien die einzigen zu sein, die in kleiner Menge in den Sammlermarkt gelangten.
     

  • Kant-Hartwig & Vogel Aktiengesellschaft, Einbeck
    Die Aktien des Süßwarenherstellers aus Niedersachsen hatte ich mal als Sammlerangebot. Inzwischen
    sind nur noch wenige verfügbar, für DM-, Branchen- und Regionalsammler gleichermaßen interessant.

  • Porsche Automobil Holding SE, Stuttgart-Zuffenhausen
    Der absolute und letzte verbliebene Klassiker der unentwerteten ist die Aktie der Porsche SE. Die einzige
    Aktie einer bekannten deutschen Gesellschaft die noch effektive Stücke bereitstellt - wie lange noch?
    Von der neuen/alten (2022) Dr. Ing. hc F. Porsche wurden leider keine gedruckten Papiere mehr angeboten. 

  • BHW Holding Aktiengesellschaft - BHW Bausparkasse, Berlin
    Der Börsengang der BHW war 1999 ein voller Erfolg, dazu gab es diese herrlichen Aktien. Nach der Integration
    in die Postbank 2006 wurde die Börsennotiz eingestellt, Die Papiere gehören zu den seltenen 0,1% des Kapitals,
    das von der Postbank nicht abgefunden wurde, weil diese Aktien nicht zum Rückkauf angedient wurden.

  • Hofbrauhaus Hatz Aktiengesellschaft, Rastatt
    Aus dem nordbadischen Rastatt stammt diese hochinteressante regional Brauereiaktie.
    Es ist der einzige von 3 Jahrgängen der in "gelaufener" (nummerierter) Form bekannt ist.

  • Rheinisch Westfälische Grundbesitz AG - RWG, Düsseldorf
    Schon allein wegen der überragend schönen optischen Gestaltung muss man sich diese Papier ansehen.
    Es ist eine späte Emission des Jahres 2002 und ein drucktechnisches Meisterwerk von Schleicher & Schuell in Einbeck

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