Ein ganz großer und bedeutender Ölmulti

Getty Oil Company - Getty Petroleum Corporation, East Meadow - NY

 Als J. Paul Getty 1976 verstarb war er der reichste Mann der Welt und Getty-Oil das weltweit teuerste aller Unternehmen.

Nach der Übernahme durch Texaco wurde aus der Getty Oil Company 1971 die Getty Petroleum Corporation, die rund 1100 Tankstellen als Full-Service Stationen und große Öl-Vertriebszentren an die Getty Petroleum Marketing verpachtet. Diese wiederum ist heute eine Tochtergesellschaft der russischen LUKOIL und vertreibt an rund 1300 Stationen Kraftstoffe und Service für Autos unter den Markennamen Getty und Lukoil.
Getty begann einst mit der legendären Oklahoma Oil Company, gründete neben Getty-Oil auch u.a. Mission Development und war mit John D. Rockefeller wohl die schillerndste Figur im weltweiten Milliarden-Ölgeschäft.

Der Texaco-Penzoil Skandal: 1984 kaufte Texaco Getty-Öl für 9,98 Milliarden Dollar, wenige Tage nachdem der Getty-Vorstand mit Pennzoil einen Handshake-Deal abgeschlossen hatte, um 43% seiner Vermögenswerte an Pennzoil zu verkaufen. Für diesen Anteil wollte Pennzoil den Erben des 1976 gestorbenen Öl-Patriarchen Jean Paul Getty 5,3 Milliarden Dollar zahlen.

Aber dann hintertrieb der damalige Texaco-Chef John K. McKinley die Vertragsverhandlungen und machte dem Getty-Sohn Gordon, den die Erbenschar als Verhandlungsführer eingesetzt hatte, ein höheres Angebot: Er versprach zehn Milliarden Dollar für das gesamte Getty-Imperium. Gordon Getty akzeptierte, Texaco zahlte. Liedtke, der Chef von Pennzoil saß auf dem Trockenen. Hat sich Texaco unerlaubt in den mündlichen Vertrag von Pennzoil eingemischt, oder war Getty frei (und tatsächlich verpflichtet), das höhere Angebot von Texaco anzunehmen?

Liedtke klagte vor einem Gericht in Houston auf Schadenersatz und gewann: 10,53 Milliarden Dollar, samt Zinsen 11,1 Milliarden sollte Texaco zahlen und Schuldscheine in der Gesamtsumme von zwölf Milliarden Dollar als Kaution ausgeben, um damit den Prozeß weiterführen zu können.

Da die Texaco-Manager den der Pennzoil zugefügten Schaden auf allenfalls 500 Millionen Dollar bezifferten, schlugen sie zurück. Vor einem New Yorker Bundes-Gericht erwirkten sie am 17. Dezember 1985 die Rücknahme des Entscheids, zwölf Milliarden Dollar als Kaution bereitzuhalten, bis es zu einer höchstrichterlichen Entscheidung oder zu einem Vergleich komme. Am 8. Januar 1986 überraschte der rabiate McKinley den Pennzoil-Chef mit dem Angebot, den ganzen Fall elegant mit einer Übernahme von Pennzoil durch Texaco zu lösen.

Das Ganze ging noch lange Zeit hin- und her und endete in einem vorübergehenden Chapter 11 Verfahren (Insolvenz in Eigenverwaltung) für Texaco und einer reduzierten Schadenersatzsumme von rund 3 Milliarden US$ gegen Texaco.

John Paul Getty

Getty erblickte 1892 das Licht der Welt. 1914 trat Getty in die Erdölfirma seines Vaters, George F. Getty ein. Mit brillantem Geschäftssinn baute er die Getty Oil Company zu einem riesigen Konzern aus. 1917 sagte ein junger Mann von 24 Jahren: "Ich habe nun meine erste Millionen gemacht und nun setzte ich mich zur Ruhe."
Aber Ruhe kam für Getty nicht in Frage. Es war noch ein weiter Weg bis zum reichsten Mann der Welt. Getty war ein Mann der außer dem Geld auch noch die Kunst liebte. 1930 begann er mit dem Sammeln von Kunstgegenständen. Seine Sammelleidenschaft galt griechischen und römischen Skulpturen, mittelalterliche Handschriften, der europäischen Malerei ab dem 13. Jahrhundert, französischen Möbeln von Ludwig XIV. bis Napoleon und Fotografien. Um seine Sammlung auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ließ er 1953 in Malibu, Kalifornien, das Jean-Paul-Getty-Museum errichten.

Das J.-P.-Getty Museum
So eigensinnig wie Getty war, so eigensinnig ist auch sein Museum. Die Aufstellung der Kunstwerke ist für europäische Augen außerordentlich ungewöhnlich, sind sie doch zusammengefasst nach - für kunsthistorisch weniger Bewanderte leichter zugänglichen - Themenkreisen und nicht - wie gewohnt - nach Kunstepochen.
Getty unterhielt neben seinen Ölfeldern in Nordamerika und Arabien auch eine der größten Tankerflotten der Welt. 1957 berichtete ein amerikanisches Magazin, dass Jean Paul Getty die reichste Privatperson der Welt war. Seinen Aufstieg zum reichsten Mann Amerikas hat er in seinem Buch "So macht man Milliarden" beschrieben. Getty investierte zunehmend Enorme Summen in seine Kunstleidenschaft. Im letzten Jahrzehnt seines abenteuerlichen Lebens hatte er sich von der Außenwelt völlig abgeschottet und kontrollierte nur noch Bilanzen und Börsenkurse, war misstrauisch gegenüber jedermann und scheute zuletzt gar das Licht der Sonne.


Die letzten gedruckten Getty-Aktien der 1980er Jahre, nachdem man nach der Texaco-Übernahme in "Getty Petroleum" umfirmiert hatte

Getty hatte sich mit seinem Geld die Überwindung der Langeweile erkauft. Er hatte Geld angelegt, um damit Macht zu erwerben! Macht über Sachen; ja Macht auch über Menschen! Für sich selbst - so schrieben seine Biographen - habe er im letzten Viertel seines Lebens kaum mehr gebraucht als z. B. ein Manager eines mittleren Unternehmens. Mit nun 86 Jahren erlitt Getty am 06. Juni 1976 einen Herzanfall und starb auf seinem Landsitz Sutton Place in England.
Als Getty starb war er in diesem Moment der Reichste Mann auf der Welt. Er hinterließ viele Rätsel und eine wahrhaft einzigartige Kunstsammlung. Nur einen Bruchteil seines Vermögens von etwa 10 Milliarden Dollar vermachte er der Familie, der Rest ging komplett an sein Museum.
 

Informationen u.a. von Yamanouchi
Aktienbild und Seitengestaltung © Joachim Hahn

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