Aktien am Ende der großen Inflation nach dem 1. Weltkrieg

   "Inflations" Aktien-Emissionen des Jahres 1923 aus Deutschland

Aus dem Jahr 1923 gibt es auffällig viele (unentwertete) Aktienemissionen aus Deutschland.

Einige davon sind Firmen von denen man oft weder zuvor noch danach noch einmal gehört hat. Ebenfalls auffällig, dass diese speziellen "Inflations-Emissionen" bzw. die Aktien dazu meist unentwertet oder noch gar nicht ausgestellt, die Couponbögen dazu ebenfalls unberührt und vollständig sind.

Die Erklärung für diese "Inflations-Emissionen" erscheint relativ einfach und nachvollziehbar:

Die deutsche Inflation von 1914 bis November 1923 war eine der radikalsten Geldentwertungen in großen Industrienationen. Die Vorgeschichte dieser Hyperinflation findet sich in der Finanzierung des Ersten Weltkrieges.

In der ersten Phase der Inflation war Gold sehr stark nachgefragt, in den letzten ca. 2 Jahren aber haben Aktien selbst Gold outperformt.

Damals gab es die sog. Beamtenhausse. Die Beamten haben Quartalsweise ihr Geld bekommen und sind – um sich vor Inflation zu schützen – sofort an die Börse gerannt und haben Aktien gekauft.

Der Boom hat natürlich auch viele Aktiengesellschaften entstehen lassen, die aber nie zur wirklichen Entstehung, geschweige denn zur Blüte oder zum Geld verdienen gekommen sind.

Der Kern des Problems war dabei, dass zwischen dem Einsammeln des Geldes zur Firmengründung und dem Zeitpunkt ab dem das Geld in der Firma wirtschaftlich eingesetzt und verwendet werden konnte, die Inflation die Kaufkraft des Geldes dahin schmelzen hat lassen.

Bis alles eingetragen war und der operative Geschäftsbetrieb beginnen konnte, konnte man kaum mehr etwas von dem eingesammelten Geld bzw. Aktienkapital kaufen. Daher sind viele Gesellschaften dann auch bald in die Insolvenz gegangen bzw. haben nie eine Goldmark-Bilanz aufstellen können.

Ein gemeinsames Merkmal dieser "Inflations-Papiere ist, dass sie meist kleinformatiger sind, also kleiner als Din a'4. Ob das aus Kostengründen passierte lässt sich nicht mehr nachvollziehen, wäre aber nicht ganz unlogisch. Das heutige Din-Format ist in Europa übrigens erst im Folgejahr, also 1924 eingeführt worden.

Der Vollständigkeit halber muss man natürlich dazu ergänzen, dass es aus dem  Jahr 1923 zahlreiche Aktienemissionen bereits bestehender Firmen gibt, die einfach nur das Kapital erhöht haben - und auch einige der Neugründungen zum "Inflationsschutz" haben den Geschäftsbetrieb aufgenommen und in den Folgejahren  erfolgreich gearbeitet.

Inhalt und Seitengestaltung © Joachim Hahn

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