Pressebericht des Schwarzwälder Boten über sammleraktien-online.de

"Schwarzwälder Bote" - Februar 2002


Jetzt Sind die D-Mark-Aktien gefragt

Joachim Hahn aus Ergenzingen sammelt historische Wertpapiere und handelt mit ihnen

ERGENZINGEN (ski)  "Seit einem runden Vierteljahrhundert" schon beschäftigt Joachim Hahn die Börse, doch seit ein paar Jahren tut sie es zusätzlich auf etwas andere Weise als zuvor:

Der 45-jährige Kaufmann aus Ergenzingen nämlich ist der weniger spekulativen Leidenschaft des Aktiensammelns verfallen, und mittlerweile handelt er via Internet auch mit den überwiegend nicht mehr börsengültigen Wertpapieren - gedruckten effektiven Aktienzertifikaten.

Bei fast jedem Sammler beginnt es mit einem Werbegeschenk, meistens einer schönen amerikanischen Aktie, sagt Hahn, und so war es auch bei mir. US-Shares sind zumeist Namensaktien, bei denen der Name des Eigentümers auf dem Papier vermerkt ist, und es herrscht an historischen Stücken kein Mangel.

Auch wenn einige sehr bekannte Firmen, wie etwa McDonald's oder Coca Cola, die zumeist nach dem Weiterverkauf entwerteten Pariere lieber dem. Reißwolf überantworten und sich beharrlich weigern, damit den Sammlermarkt zu bedienen.

 

< Bild links: Die alte blaue Harley-Davidson Aktie.

US-Aktienzertifikate", so Hahn, "gibt es in größeren Mengen. Aber zu 90 Prozent sind sie auch schöner als die europäischen." So zeigt etwa die feine Stahlstich-Vignette auf dem Harley Papier, das auch in vielen Garagen hängt, einen mythologischen Schmied, und auf der PanAm-Aktie überwölbte sinnigerweise das US-Wappentier, der Seeadler, mit seinen Schwingen die beiden Erd-Hemisphären. US-Aktien eigentümlich sind auch seltsame Flecke. "Da hat aber keiner drauf gevespert", klart Hahn auf, "sondern das ist das Muster des Sicherheitspapiers"

Deutsche Aktienzertifikate, traditionellerweise eher etwas langweilig aussehend, aber von Sammlern gesucht sind durch reproduzierbare Bordürenmuster und dreidimensionale Prägesiegel gesichert.

Neuerdings kommen, wie etwa beim DaimlerChrysIer Papier, auch Holografien hinzu. Die Ähnlichkeiten Zu Geldscheinen sind nicht ganz zufällig: Beiderlei Wertpapiere kommen aus denselben Druckhäusern.

Was aber macht den Reiz speziell des Aktiensammelns aus? "Man liest einen großen Namen auf dem Papier, und automatisch verbindet sich damit sofort eine ganz bestimmte Vorstellung", sagt Hahn. "Und man beginnt sich irgendwann mit der Firmengeschichte zu beschäftigen. Man lernt, dass eine Aktiengesellschaft aus Menschen besteht, die besser oder schlechter arbeiten und so letztlich über den Wert der Aktie entscheiden. Das ist eine Erkenntnis, die manchem Anleger gerade in den letzten Jahren nicht geschadet hätte."

Bild rechts: Aktienhändler HAHN auf seiner eigenen Harley >

"Aus Patriotismus" hat sich Hahn selbst schnell aufs Ländle und seine bodenständigen Werte spezialisiert. Im Album finden sich etwa Aesculap und Kolbenschmidt, die Brauerei Cluss und auch das Tübinger Himmelwerk. Ob die Aktien der vor zwei Jahren Pleite gegangenen Calwer Deckenfabrik wirklich wertlos sind, "weiß man noch nicht genau" - vielleicht übernimmt ja doch noch jemand den Aktien-Mantel und bringt ein neues Unternehmen ein unters alte Dach.

Noch ohne Entwertungsloch drin gab's stets die Daimler Aktie. Wer sie will, muss bis heute den Börsenpreis zahlen - und, weil der Konzern mit dem Stern für die Auslieferung effektiver Stücke ordentlich etwas verlangt, noch weit mehr.

 Die Aktie der Konkurrenz BMW existiert inzwischen, wie die der meisten Unternehmen, komplett nur noch als Buchungsgröße, quasi virtuell also. Doch während die Zeiten des Kuponschneidens damit definitiv vorbei sind, entdecken manche Markt-Newcomer die gedruckten Zertifikate als Imageträger wieder: Gelb, gezähnt und durchdesignt macht die Deutsche Post Aktie erwartungsgemäß allerhand her, und auf dem Beate-Uhse Papier räkeln sich - da sieht jeder gleich, worin er investiert ist - mäßig bekleidete Models.

Sammler schauen eher auf anderes. Etwa darauf, ob sich ein Gebiet abschließen lässt, wozu in Deutschland bislang die Währungsreformen von 1923 und 1948 Epoche Machendes beitrugen. "Über D-Mark-Aktien hingegen rümpften viele aus der Szene bis vor einigen Monaten noch die Nase", sagt Joachim Hahn: "Jetzt ist das Interesse aber erwacht, die Preise steigen."

Als Händler verdient Hahn vor allem an den geringeren Auslieferungs-Stückkosten, die bei Sammelbestellungen gegenüber dem Ordern von einzelnen, Papieren entstehen.

Verkauft wird via Internet da sich das Angebot rasch auf dem neuesten Stand halten und ohne großen technischen Aufwand attraktiv abbilden lässt. Der Ergenzinger handelt online hauptsächlich mit dem, was sich noch "in der Preislage für spontane Geschenkkäufe" befindet, also zu Preisen von dreieinhalb bis 250 Euro. Teurere Stücke, versichert er, gibt's noch nicht übers Netz, sondern nur in Auktionen.

Frauen sind unter der Hahnschen Kundschaft überraschenderweise gar nicht einmal so sehr in der Minderheit. Allerdings räumt er ein, suchen die meisten von ihnen auch bloß ein männerkompatibles Geschenk: "Unter den Sammlern machen sie derzeit noch höchstens 5 Prozent aus."

erschienen im Februar 2002

 

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