Informationen für Anfänger zum Sammeln von alten Aktien und historischen Wertpapieren

Alte Aktien und Wertpapiere sammeln - Hinweise für Interessierte, Anfänger und Neusammler im Gebiet der historischen Wertpapiere

Das Sammeln von historischen Wertpapieren fängt an wie die meisten Hobbys - eher durch Zufall, durch ein Geschenk oder berufliche Verbindungen. Fasziniert von der Schönheit der alten Aktien und Anleihen und der oft perfekten Drucktechnik beginnt eine neue Leidenschaft. Ersten ungezielten Käufen folgt dann meist der Kontakt mit dem Fachhandel. Hier beim Fachhändler stellt der neue Sammler fest, dass die Vielfalt des Angebots überwältigend ist.

1. Es ist sinnvoll, sich nach einiger Zeit, eigentlich so früh als möglich, bereits auf ein begrenztes Sammelgebiet zu konzentrieren. An einer spontan zusammengekauften Sammlung wird man auf Dauer keine Freude haben - es wird einfach zu viel und zu unübersichtlich. Später kann man sich dann immer noch entscheiden ob man als Spezialist oder doch als Generalist weitermacht - aber dann schon mit entsprechender vorausgegangener Erfahrung.

Das Sammeln von "allen" Wertpapieren, oder Alles aus einem Land oder Kontinent, ohne Eingrenzung auf Regionen oder Branchen, kann zum Problem werden und den eigenen finanziellen Spielraum schnell überfordern.
Die beliebtesten Sammelgebiete sind u.a. Wertpapiere mit regionalem Charakter wie z.B. aus einem Bundesland, einer Region oder einer großen Stadt, oder amerikanische- und internationale Eisenbahnen, Bank- und Versicherungsaktien, Wertpapiere einer Kunstrichtung (Jugendstil, Art deco), besonders dekorative Wertpapiere, Bergbau- und Minengesellschaften, Nonvaleurs der Schifffahrts-, Automobil- oder Luftfahrtbranche und nicht zuletzt auch Autographen, worunter man alte Aktien versteht, die Original-Signaturen (Unterschriften) bekannter Persönlichkeiten tragen.
An dieser Stelle noch ein wichtiger Hinweis zum in Deutschland inzwischen sehr beliebten Sammelgebiet "Aktien aus der DM-Zeit":
In den letzten Jahren hat sich die Zahl der bekannten Emissionen aller gedruckten deutschen Aktien nach 1945 bis ca. 2010 auf eine Anzahl von über 18.000 Papieren (gesicherter Stand November 2023 = 18.043 Stücke)  erhöht. Diese Menge auf Vollständigkeit zu sammeln ist für einen Neusammler unmöglich, schon allein deswegen, da von vielen Papieren nur kleinste Mengen bekannt sind die längst in festen Händen liegen. Dazu kommt das Problem der Finanzierbarkeit, da ab einer bestimmten Größe die Sammlung in der Regel nur noch durch immer seltenere und immer teurere Papiere ergänzt werden kann.
Daher mein Rat: Grenzen Sie von Anfang an ein auf z.B. DM-Aktien aus einer bestimmten Branche oder Region, bestimmte Zeiträume, große und bekannte Namen etc. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und man rennt keinem unerreichbaren Ziel nach. Erweitern kann man sein Sammelgebiet später jederzeit.

2. Das Hobby für jeden Geldbeutel ?
Das Sammeln Historischer Wertpapiere wird manchmal noch immer als ein kostspieliges Hobby betrachtet. Hält man sich jedoch an selbst gesetzte Limite, so ist dies nicht der Fall. Schon für 10 Euro sind sehr schöne und dekorative Papiere erhältlich. Auf eine wesentliche Wertsteigerung bei derartigen Stücken sollten Sie jedoch generell nicht spekulieren. Der Wert liegt hier in der Schönheit und Ausdruckskraft.

3. Der "Wert" eines Historischen Wertpapiers ist z.B. abhängig von folgenden Faktoren: dem Alter des Papiers, bedingt von seiner ursprünglichen Auflage, wesentlich von den tatsächlich noch verfügbaren (vermuteten) Mengen, der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung, eventuell vorhandener Original-Unterschriften bedeutender Persönlichkeiten, dem Erhaltungsgrad, der Dekorativität und nicht zuletzt der Beliebtheit des Sammelgebiets. Angebot und Nachfrage regeln auch hier ganz klar den Preis. Eine Automobil- oder Brauereiaktie - dazu noch mit berühmtem Namen - wird immer teurer sein als ein Papier einer weniger bekannten Firma oder Branche.
Einfach ausgedrückt heißt das: was Wenige haben, aber Viele wollen ist immer (viel) teurer als das was Viele haben, aber Wenige wollen.
Auch wenn es den einen oder anderen Katalog gibt haben die Preis-Angaben darin oft nur bedingt Aussagekraft, weil die Daten sehr oft veraltet oder nicht vollständig sind oder die Preise aus zu wenig verfügbaren Informationen gebildet wurden. Zudem nutzt ein hoher Katalogpreis in der Regel demjenigen mehr der etwas zu verkaufen hat.

Zur möglichen Kapitalanlage eignen sich daher nur wenige und ausgewählte alte Wertpapiere, die möglichst viele der obigen Kriterien auf sich vereinigen. Der Sammler aus Leidenschaft sollte ein dekoratives Wertpapier jedoch nicht verschmähen, weil von der großen Ursprungsauflage noch viele Stücke im Markt verfügbar sind. Im Gegenteil, er sollte sich über den günstigen Preis freuen!

4. Entgegnen Sie Anbietern, die vorrangig Kapitalanlage in Historischen Wertpapieren offerieren, mit angemessener Skepsis. Früher manchmal propagierte Wertsteigerungen wie mehrere 100% in einigen Jahren sind für die Masse aller Wertpapiere auszuschließen. Nur ausgewählte oder besonders beliebte Stücke mit möglichst geringen Stückzahlen verzeichnen langfristig größere Wertsteigerungen. Dies rührt daher, dass das Sammelgebiet noch immer relativ klein ist und auch heute noch hauptsächlich von engagierten Sammlern und Liebhabern im deutschsprachigen Raum getragen wird. Würde die Sammlerzahl stark ansteigen entstünde in einigen Bereichen sofort eine Materialknappheit und würde sich zwangsläufig auch in anziehenden Preisen widerspiegeln - vor allem bei kleinen Auflagen.

5. Der Kauf beim Fachhändler ist zwar meist etwas teurer - aber Sie bezahlen hier einen sinnvollen Teil des Preises für Erfahrung, Zuverlässigkeit, ausgesuchte Qualität und Rückgaberecht. Manche Schnäppchenpreise bei unbekannten Anbietern haben sich schon als Flop herausgestellt. Privatkäufe aus der Distanz sollte man nur abschließen, wenn man seinen Geschäftspartner sehr gut kennt oder aber die Papiere vorher begutachten kann. Leisten Sie keine nennenswerte Vorauszahlung an jemand der das Rückgaberecht ausschließt. Auch jeder seriöse Sammler wird Ihnen bei Nichtgefallen den Umtausch ermöglichen. Wer das generell ablehnt will Ihnen etwas andrehen - lehnen Sie es ab.

6. Grundsätzlich empfehle ich zwar immer - nachdem man die ersten Erfahrungen gesammelt hat - zuerst die Papiere zu kaufen die es nicht an jeder Ecke gibt und die dann zwangsläufig etwas teurer sind. Die preiswerten Stücke gibt es meist in größerer Menge, deren Kauf eilt also nicht zwingend. Trotzdem ist es ratsam die allerersten Aktien eher aus den moderaten Preiskategorien auszuwählen bis man sich sicher ist was aus der begonnenen neuen Leidenschaft wird.

All dem zum Trotz ist das Sammeln "Historischer Wertpapiere" ein faszinierendes Hobby und trägt bei der Beschäftigung mit den Firmenhistorien auch zu einem erheblich besseren Verständnis für Wirtschaftsgeschichte und die Finanzmärkte bei.

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© Joachim Hahn 2007-2023 - Vers. 5.20

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