Balcke - ein traditionsreicher Name des deutschen Maschinenbaus

Balcke - ein traditionsreicher Name des deutschen Maschinenbaus

  Balcke-Dürr AG - BDAG

Maschinenbau-Aktiengesellschaft Balcke

Dürrwerke AG, Ratingen

   

Beispiele von Aktien aus der Reichsmarkzeit 1933 und 1941. Aus der DM Zeit gibt es im Sammlermarkt ebenfalls 2 Jahrgänge 1973 und 1993.


  • Bis zur aktuellen Gesellschaftsform der Balcke-Dürr GmbH war es ein ereignisreicher Weg.

Die MAG Balcke und die Dürr-Werke AG

Die Balcke-Dürr entstand 1972 durch die Verschmelzung der Maschinenbaugesellschaft (MAG) Balcke mit Sitz in Bochum mit den Dürr-Werken mit Sitz in Ratingen.

 

Die Balcke & Co / MAG Balcke

Gegründet wurde die Firma als Ingenieurbüro Balcke und Co. von dem Ingenieur Hans-Joachim Balcke aus Oberhausen und dem Kaufmann Otto Kleinschmidt am 1. Oktober 1894 in Bochum. Neben den zwei Gründern beschäftigte sich die Belegschaft in Form von drei Mitarbeitern zunächst mit so genannten offenen Gradierwerken.
Die zunehmende Industrialisierung ging einher mit dem Verlangen nach einer höheren Menge Kühlwasser, dem man durch die Erfindung des Kaminkühlers durch H.J.Balcke gerecht werden konnte. Den Kunden wurden umfangreiche Lösungen für das sog. Kalte Ende von Dampfprozessen in Kraftwerken und in der Chemie geliefert, wobei bis auf den Kühlturm alle weiteren Komponenten (Kühlwasserpumpen, Rohrleitungen und Kondensator mit Hilfseinrichtungen) von Fachfirmen zugeliefert wurden.
Ab 1896 konnten durch die Gründung der Firma Bettinger und Balcke in Frankenthal weitere Teile selber geliefert werden. Zudem wurden hierdurch neue Konstruktionen für Kolben- und Kreiselpumpen entwickelt. Schon 1899 trug man dem Firmenwachstum Rechnung und zog in einen Büro-Neubau, ebenfalls in Bochum, ein. 1897 trat zudem der Dortmunder Bankenverein als Kommanditist in die Gesellschaft ein.

1905 wurde das Frankenthaler Pumpenwerk mit dem Bochumer Stammhaus zur Maschinenbau-Aktiengesellschaft (MAG) Balcke verschmolzen, bei der das Aktienkapital 1,5 Mio. Mark betrug.
Während in den Jahren zuvor die Fertigung von Luftfiltern in Bochum aufgenommen wurde, beteiligte sich das Unternehmen 1911 an der Firma Gustav Moll u. Co. in Neubeckum, bei der man im Jahre 1918 Alleininhaber wurde. An diesem Standort erfolgte die Weiterentwicklung und Fertigung von Gas- und Ölfeuerungen sowie Wärmeübertragern. Bis heute wird hier gefertigt. Im Jahr 1918 betrug der Gesamtumsatz der MAG Balcke 14 Mio. Mark bei 1.100 Mitarbeitern.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte der Apparatebau (d.h. Entgaser, Verdampferanlagen, Nieder- und Hochdruckvorwärmer) als zweites Standbein neben dem Kühlturmbau etabliert werden. Zahlreiche Produkte aus Neubeckum und Frankenthal bekamen weltweite Anerkennung. So wurde der Begriff ein Balcke als Synonym für ein Kühlturm verwendet.

Bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 besaß man neun Zweigstellen in Deutschland und vier weitere in Europa. Durch die Weltwirtschaftskrise sank der Umsatz um 50%, das Aktienkapital wurde auf 2,1 Mio Reichsmark gesenkt. Nachdem zu Anfang der 30er Jahre nur noch 680 Mitarbeiter beschäftigt waren, stieg nach der aufkommenden Belebung ab 1934 die Mitarbeiterzahl wieder auf 1.200 im Jahr 1937. Auch der Umsatz stieg - auch aufgrund zahlreicher Großaufträge aus der UdSSR - wieder an, das Aktienkapital wurde auf 3,5 Mio. Reichsmark erhöht.
Durch Kriegsereignisse gingen zwischen 1943 und 1945 große Teile der technischen und kaufmännischen Unterlagen verloren, Bürogebäude und Werkstätten wurden zerstört.
Schon 1949/1950 konnte das neue Verwaltungsgebäude in Bochum bezogen werden, nachdem zuvor noch teilweise in Privatwohnungen hauptsächlich an der Wiedererarbeitung der verloren gegangenen Dokumente gearbeitet wurde.

In den 50er und 60er Jahren werden vor allem die an Rhein und Ruhr entstehenden Großkraftwerke mit den großen Ventilatorkühltürmen (Typ Kaffeemühle) ausgestattet. Allein 34 dieser Kühltürme wurden für das Kraftwerk Frimmersdorf gebaut. Im gleichen Zeitraum profitierte der Apparatebau von der steigenden Zahl neu errichteter Kernkraftwerke.
1972 wurden rund 1.500 Mitarbeiter beschäftigt, im Rumpfgeschäftsjahr (1. Januar bis 30. September 1972) erzielte man einen Erlös von 80 Mio. DM und einen Auftragseingang von 83 Mio. DM. Zu diesem Zeitpunkt verfügt man über 18 Vertretungen in Europa und Lizenznehmer weltweit.
Dies sollte jedoch die letzte Bilanz der MAG Balcke sein, da sie zum 1. Oktober 1972 mit der Dürr-Werke AG in Ratingen, einer Tochter der Deutsche Babcock in Oberhausen, verschmolzen wurde.

 

Die Düsseldorf-Ratinger Röhrenkesselfabrik DÜRR & CO / Dürr-Werke AG

Die Dürr Werke AG wurde 1883 von Gustav und Walther Dürr in Ratingen als "Düsseldorf-Ratinger Röhrenkesselfabrik DÜRR & Co." gegründet. Hauptprodukt war der damals als "DÜRR-Kessel" bekannte Einkammer-Wasserrohrkessel.
1907 begann man mit der der Herstellung von GARBE-Steilrohrkesseln. Insgesamt wurden seit 1883 mehr als 2.200 DÜRR-Kessel gebaut.
1932 wurde der erste "DÜRR-Höchstdruckkessel" gebaut, ein Steilrohrkessel für 78 Tonnen Dampf pro Stunde bei 117 atü Betriebsdruck, für den Betrieb mit nur chemisch aufbereitetem Speisewasser.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten sollten noch weitere Innovationen folgen, die dauerhafte Expansion wurde durch die Weltkriege nur jeweils kurz gebremst. Vor allem in den Bereichen Nasskühlung, Apparatebau und Kesselbau konnte sich die Dürr-Werke AG auch am internationalen Markt etablieren.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Dürr AG mehrheitlich an die Deutsche Babcock verkauft, von der sie im Jahr 1972 mit der MAG Balcke verschmolzen wurde. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte die Gesellschaft ca. 1.100 Mitarbeiter.



Die Balcke-Dürr AG

Das hieraus hervorgegangene Unternehmen hatte seinen Sitz in Ratingen und startete mit einem Aktienkapital von 22 Mio. DM und ca. 2.600 Mitarbeitern. Neben Kühlung und Apparatebau war fortan der Kesselbau die dritte Säule der neuen Gesellschaft. Im Bereich Trockenkühlung konnten hohe Synergieeffekte erzielt werden, da vorher noch getrennt auf dem gleichen Gebiet gearbeitet wurde. In den anderen Bereichen ergänzten sich beide ehemaligen Firmen.
Im Geschäftsjahr 1975/76 betrug der Umsatz 331 Mio. DM, der Auftragseingang 410 Mio. DM.
Auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sollte es weiter bergauf gehen: In den Jahren 1986 bis 1990 stieg der Umsatz von 440 Mio. DM auf 480 Mio. DM, der Auftragseingang von 340 Mio. DM auf 435 Mio. DM. Zu diesem Zeitpunkt verfügte man über acht Tochtergesellschaften und vier Lizenznehmer weltweit. Unter anderem lieferte die Balcke-Dürr den Kessel für das Kraftwerk Berlin-Reuter West.

 

Die Balcke-Dürr GmbH als Beteiligung der BDAG

Durch die rapide Expansion der Deutschen Babcock und der Balcke-Dürr AG wurden umfassende organisatorische Veränderungen notwendig. 1991/92 wurde innerhalb der Gruppe Deutsche Babcock eine Zwischenholding unter Führung der neu geschaffenen BDAG eingerichtet, die das Dach für folgende Firmengruppen bildete:

  • Krantz TKT

  • WABAG

  • Balcke-Dürr GmbH

sowie weiterer Gesellschaften mit dem Schwerpunkt Oberflächentechnik.
Gleichzeitig wurde die neue BDAG (Abkürzung für Balcke-Dürr AG) an die Börse gebracht. Die neue AG erzielte im gleichen Jahr (91/92) einen Gesamtumsatz von 1.050 Mio DM und einen Auftragseingang von ca. 1.150 Mio DM bei ca. 5.200 Mitarbeitern. Der Gewinn betrug ca. 33 Mio DM. Sitz der Gesellschaft war Oberhausen.
Nach der Wende wurden zahlreichen Betriebe in den neuen Ländern übernommen und integriert.
Im Geschäftsjahr 1996/97 lag der Umsatz bei 2.000 Mio DM und der Auftragseingang bei 2.200 Mio DM für ca. 5.200 Mitarbeiter. Das Aktienkapital betrug 34 Mio. DM, 11 Auslandsvertretungen und 30 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften waren weltweit für die Balcke-Dürr GmbH im Einsatz.
Zu diesem Zeitpunkt war das technische Know-how so umfangreich, dass man Kunden im Kraftwerksbereich komplette Pakete liefern konnte, ausgenommen die Turbine mit Generator und Hochspannungsteil.
Ende der 90er Jahre wurde die Strategie der Muttergesellschaft Deutsche Babcock AG geändert. Schon vorher kündigte sich ein wirtschaftlicher Niedergang der Muttergesellschaft an, der durch die Verschmelzung der robusten BDAG auf die umfirmierte Mutter Babcock Borsig Aktiengesellschaft zur neuen Babcock-Borsig AG aufgehalten werden sollte. Hierdurch löste sich die Zwischenholding wieder auf, die Balcke-Dürr GmbH blieb in ihrem Bestand weitgehend unberührt.
Mitte 2002 erklärte sich die Babcock-Borsig AG für zahlungsunfähig, am 1. September 2002 wurde das Insolvenzverfahren über sie eröffnet.
Kurz nach diesen Ereignissen wird die Balcke-Dürr GmbH mit zu diesem Zeitpunkt ca. 450 Mitarbeitern aus der Insolvenzmasse der Babcock-Borsig AG herausgekauft. Käufer ist die amerikanischen SPX Corp., die seitdem 100% der Anteile an der Balcke-Dürr GmbH besitzt.

Die Balcke-Dürr GmbH als Beteiligung der SPX Corporation
Durch die schnelle Herauslösung aus dem Babcock-Borsig-Konzern konnte eine weitgehend reibungsfreie Fortführung der Geschäftstätigkeit gesichert werden.
2003 kam es zur Akquisition der Hamon Rothemühle Cottrell GmbH i. I., einem Hersteller von Elektrofiltern und Rotationswärmeübertragern.
2004 wurde die Rückkühltechnik in die SPX Cooling Technologies ausgegliedert. Die Balcke-Dürr GmbH verfügt seitdem über vier Kerngeschäftsfelder: Kraftwerks- und Kesselservice, Rauchgasreinigung, Wärmeübertrager und Nuklearservice.
2004 wurde die MCE Energietechnik in Wien übernommen und in "Balcke-Dürr Austria" umfirmiert.
Seit 2005 befindet sich der Firmensitz wieder in Ratingen. Das Unternehmen ist einer der größten Arbeitgeber am Ort.


Seitengestaltung © Joachim Hahn
Informationen von Aktienführer, Wikipeda

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