Informationen zum Sammelgebiet historischer Wertpapiere

Aktuelle Sammlertrends und Entwicklungen bei den historischen Wertpapieren
Ein paar Gedanken zum Sammelgebiet

von Joachim Hahn - © www.sammleraktien-online.de - www.sammleraktien-online.eu
2008 - 2023

Hinweis: Diese Berichte wurden und werden nachträglich nicht mehr verändert. Bis auf kleine Korrekturen innerhalb der ersten Wochen nach Erscheinen haben alle Aussagen dauerhaft Bestand. Ob richtig oder falsch stellt sich oft erst Jahre später heraus.

2008

Obwohl der Sammlermarkt in Deutschland und Europa immer noch klein und die Anzahl von Sammlern historischer Wertpapiere vergleichsweise noch immer gering ist kann man in den letzten Jahren deutliche Marktbewegungen und Veränderungen feststellen, primär hervorgerufen durch zwei Entwicklungen bzw. Ereignisse:

  1. global durch das Onlinezeitalter und die vereinfachte und schnelle Kommunikation durch Email und Internet

  2. und in Deutschland insbesondere natürlich durch den Verkauf des so genannten "Reichsbankschatzes" in 5 großen Auktionen ab 2003.

Bewag Aktie, Berliner Kraft- und Licht - ein topmodernes und gesuchtes DM-PapierAls ich 1997 meinen ersten kleinen Internetshop für historische Wertpapiere eröffnete bestand mein Angebot außer den damals wie heute beliebten und dekorativen USA-Aktien nur noch aus DM-Aktien, Emissionen also, die alle erst nach der Währungsreform im Juni 1948 gedruckt und ausgegeben wurden.

Wurden schon die Sammler von DM-Papieren zu jener Zeit von den "alten Hasen" noch mitleidig belächelt, so konnte man erst recht nicht verstehen wie man so etwas in einem Shop anbieten konnte und was man sich davon versprach.

Als ich dann auch noch meine Meinung dazu kundtat und den DM-Aktien eine große Zukunft als eigenständiges Sammelgebiet voraussagte, hielten mich die meisten Fachleute, Händler wie Sammler, zumindest für verrückt wenn nicht gar übergeschnappt oder sie machten meine damals noch nicht so langjährige Erfahrung im Wertpapierhandel für so eine absurde Prognose verantwortlich.

Im Jahr 2007 - nur 10 Jahre später - setzten in vielen der deutschen Präsenzauktionen die DM-Aktien die Highlights, hatten meist die besten Zuschlagquoten bezüglich Stückzahlen und nicht selten die höchsten prozentualen Steigerungen beim Preis vom Ausruf zum Zuschlag.
Mindestens die Hälfte am gesamten Interessenspotential einer deutschen Präsenzauktion ging in den Jahren 2006 und 2007 auf das Konto der DM-Sammler. Viele Auktionssäle wären ohne die DM-Sammler vermutlich nur mager besetzt gewesen. Einzig hier im DM-Bereich stiegen spürbar Sammlerzahlen und das generelle Interesse.
 

Der Hauptgrund ist hinlänglich bekannt:
Zu den Firmen und Firmengeschichten der Nachkriegszeit haben die renommierten sowie auch mögliche neue Sammler und Interessenten einfach mehr Bezug und mehr Berührungspunkte. Man kennt die Firmen oder deren Produkte oft aus dem Alltag, begegnet deren Mitarbeitern im Bekanntenkreis, im Verein, unter Freunden, liest in der aktuellen Tagespresse über die Firmen und deren Branchen, hört deren Werbung im Radio oder ist oder war sogar selbst bei einer AG beschäftigt.

Natürlich freut mich diese Entwicklung. Nicht nur weil ich recht bekommen habe, sondern weil ich mir meiner Annahme ziemlich sicher war und entsprechend primär in DM-Aktien investiert habe. Dadurch ist der Sammlershop www.sammleraktien-online.de heute immer noch in der Lage eine breite Palette an DM-Aktien anzubieten die anderswo schon lange ausverkauft sind oder noch gar nie angeboten wurden. Und das obwohl unsere Datenbank auch schon rund 300 DM-Aktien mit der Bestandszahl Null beinhaltet, Aktien die ich wahrscheinlich nie wieder nachbeschaffen kann, weil es nur wenige davon gab und diese Stücke in den Alben der Sammler verschwunden sind.

Auch aktuell gibt es noch eine lange Liste von DM-Aktien, die bereits in wenigen Jahren zu den begehrten oder "verschwundenen" Raritäten zählen werden. Als Beispiel möchte ich hier die DM-Aktien von Daimler-Benz nennen - nicht unbedingt in allen Nennwerten "sehr" selten, aber sehr begehrt, weit über den reinen Sammlerkreis hinaus.

 

Und wie geht es weiter:

Die Diskussion ob der millionengroße Reichsbankbestand Fluch oder Segen war wird noch eine Weile anhalten.

Der Fluch war wohl weniger die große Anzahl der Papiere, als die Unfähigkeit vieler Marktteilnehmer, Händler und Feierabendvermarkter mit den Stückzahlen kaufmännisch sinnvoll und vor allem marktschonend umzugehen.
In weiten Teilen haben die Verramscher das Zepter geschwungen und haben es zeitweise sogar geschafft besonnene Naturen mit ihrem 1 EUR Flohmarkt-Konzept anzustecken.
Kunden und neue Interessenten wurden durch völlig durcheinander geratene Preisstrukturen verwirrt und eher abgeschreckt.

Der Segen war natürlich die Vielzahl neu aufgetauchter Papiere, oft in Stückzahlen die Preise für die Sammlergemeinde ermöglichten die bisher undenkbar waren.

 

Ganz alte und relative seltene Aktie von General Foods, Anfang der 1930-er JahreBei den USA-Aktien stehen wir heute (2008) am, oder zumindest nahe des Tiefpunktes, zumindest was die Preise von Massenpapieren anlangt. Viel niedriger geht es kaum noch.

Aber - und das ist der Beginn einer neuen gewagten These von mir - es ist ein Lichterschein am Ende des Tunnels zu sehen. Ich betrachte das Sammelgebiet USA-Aktien jetzt mal aus deutscher Sicht und fange bewusst bei den neuesten Papieren an und will eine Parallele zu den DM-Aktien auch nicht bestreiten:

Alle Aktien von Firmen der Zeitgeschichte, die dicken Brocken von Weltformat mit den teuersten Markennamen der Welt, Beispiel: Microsoft, Harley Davidson, Mc Donalds, Walt Disney, Apple, Hewlett-Packard, Dell, Cisco, Nike, Coca-Cola und wie sie alle heißen. Aktien von diesen Firmen wird es so gut wie sicher niemals als reine Sammlerstücke geben, da gebrauchte, sprich verkaufte oder übertragene effektive Druckstücke spätestens seit Beginn der 1990-er Jahre erst gar nicht mehr entwertet, sondern gleich vernichtet werden, bei den vorgenannten Firmen ist das gleichwohl von Anbeginn der Fall gewesen. Ich persönlich habe bis heute noch nie ein "echt" entwertetes Papier einer dieser Firmen gesehen.

Also werden von dieser Gruppe der Papiere nur jene dauerhaft im Sammlermarkt verfügbar bleiben, die von vorne herein als solche erworben wurden, das aber war meist teuer über die Börse und mit hohen Nebenkosten verbunden. Solche Stücke gibt ein Liebhaber aber allenfalls zu noch höheren Preisen wieder her. Und die US-Firmen drängen darauf, das die Verpflichtung zum Druck von Wertpapieren endlich abgeschafft wird. Dieser Wegfall wird eines Tages schnell und überraschend kommen und dann wird möglicherweise eine Preishysterie für USA-Papiere ausbrechen.

Die zweite Gruppe jetzt schon interessanter USA-Papiere sind diejenigen, welche angebotsbedingt nicht mehr zu den Massenpapieren zählen, heute aber durch die pauschale Preisabstrafung bei USA-Aktien oft noch in Bereichen von 10,00 bis 30,00 EUR angeboten werden. Da sind dann auch Papiere dabei, die eine hochinteressante Firmengeschichte haben die aber auf Grund mangelnder Bereitschaft der Anbieter zur aufwendigen Recherche oft noch keine ausreichende Beachtung finden.

Ein Beispiel hierfür:
http://www.sammleraktien-online.de/html/de/usa-handel-industrie/t/the-ralph-m-parsons-company/article-2-5327-5327-5327-all-usa90usat90.html

Genaue am Markt verfügbare Stückzahlen sind bei USA-Aktien in der Regel nicht bekannt oder unzuverlässig, es kann sein dass in vielen Fällen nur ein paar hundert, oft nur ein paar dutzend oder noch weniger Stücke überhaupt jemals in Umlauf gekommen sind. Fälschlicherweise gehen vor allem auch viele Händler davon aus, dass fast alle US-Aktien und Bonds Massenpapiere sind, was oft zu einer gleichmäßig niedrigen Preisstruktur führt die keine Unterscheidungen bezüglich der verfügbaren Stückzahlen berücksichtigt. (Mit dem gleichen Problem haben derzeit leider auch die meisten Barov-Papiere zu kämpfen.) 

Ich bin davon überzeugt dass es in nicht all zu ferner Zukunft abseits der reinen Massenpapiere wieder einen deutlich belebten Markt für USA-Aktien und Bonds geben wird. Zunächst für Stücke aus den beliebten Topbranchen wie z.B. der Ölindustrie (mit Ihren tollen Vignetten), Minen und Bergbau oder Computer - EDV - Telekommunikation, für Gesellschaften mit interessanter Firmengeschichte im mittleren Preissegment, später für die Aktien der heute noch börsennotierten Global-Player wenn deren Aktien eines Tages plötzlich nicht mehr gedruckt werden und dann keine Nachkaufmöglichkeit dafür besteht.

Ein weiteres Argument das für eine zukünftige Wiederentdeckung und damit möglicherweise verbundene preisliche Neubewertung vieler USA-Aktien spricht: Europa, insbesondere Deutschland war von Anfang an der Hauptmarkt der Scripophily. Über zwei Jahrzehnte bis heute wurde der mengenmäßige Hauptanteil der USA-Aktien von deutschen Händlern und Sammlern angekauft und in Umlauf gebracht.
Der USA-Sammlermarkt hat Nachholbedarf und erst nach und nach, unterstützt durch die leichte Onlinevermarktung nimmt die Zahl der Sammler und Liebhaber in den USA spürbar zu. Nimmt man die Bevölkerungszahl als Maßstab und das Wissen darum, dass Aktienanlage in USA sehr viel mehr verbreitet ist als in Deutschland und Europa, kann man ermessen dass da noch ein gewaltiges Potential an künftigen Sammlern und Liebhabern schlummert.
Nicht wenige USA-Papiere sind in den letzten Jahre auf diese Weise über den Umweg Deutschland zurück in die USA gegangen, wobei das Preisniveau in USA wegen des geringeren Angebotes schon immer höher lag als bei uns. 

Sammler sind Jäger, wenn Sie also meine Meinung teilen machen Sie sich bei den USA-Aktien frühzeitig auf die Jagd nach den besonderen Stücken.


 

Frühjahr 2009

Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist in vollem Gange. Der Höhepunkt scheint erst noch bevorzustehen. Die Auswirkungen auf den Markt der historischen Wertpapiere sind momentan noch nicht abzuschätzen.

Barov-Papiere die in großen Mengen verfügbar sind dominieren und blockieren immer noch den Massenmarkt, aber man sieht Licht am Ende des Tunnels. Viele Barov 1 und 2 Posten sind nun fast verteilt bzw. verramscht - schade um viele große Namen der deutschen Wirtschaft wie Hoesch, Philipp Holzmann, Carl Zeiss Jena, Commerzbank u.v.a.
Im Sommer 2009 findet die vorerst letzte Auktion der Reichsbanktitel statt. Es kommen fast nur noch Kleinstmengen und Einzelstücke, teils in Lots zusammengefasst, zum Ausruf. Die Zukunft einiger rechtlich ungeklärter Posten und ausländischer Papiere ist ungewiss.

Bei den Präsenzauktionen machen sich nun die etwas selteneren Barov-Titel ganz unverblümt breit, obwohl nahezu jeder Veranstalter das vor wenigen Jahren noch völlig ausgeschlossen hatte. Zudem zeigt sich, dass auf Auktionen außer DM-Titeln nur noch wirklich seltene Papiere gut laufen, "Standard" und Ausland bleibt oft unverkauft liegen wie die Zuschlagsquoten belegen. Ob der Russland-Hype von Dauer ist hängt wahrscheinlich nicht zuletzt von Konstanz der Finanzkraft der vielfach russischen Käufer ab. Die Preisniveaus werden sich sicher etwas niedriger einpendeln als in der Spitze 2008 gesehen.

Das Sammelgebiet DM-Aktien bleibt weiterhin en vogue. Allerdings kämpfen selbst fortgeschrittene Sammler mit einer fast unerschöpflichen Vielfalt an Papieren, dass es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die "Unter- und Spezialgruppen" vermehren werden. So wie es schon die Spezialisten für Blanketten, für "Unentwertete", für Papiere mit Coupons etc. gibt werden die universellen DM-Sammler zusätzliche regionale oder branchenbezogene Einschränkungen machen (müssen). Bei einer geschätzten Zahl von über 10.000 verschiedenen am Markt tatsächlich existierenden Papieren ist es nicht verwunderlich, wenn bei manchem zumindest zeitweise die Begeisterung verloren geht, oder der Geldbeutel tiefe Löcher aufweist, weil ab einer bestimmten Bestandszahl der Zuwachs an Papieren mit immer mehr zeitlichem, insbesondere aber finanziellem Aufwand verbunden ist.
Die ersten 1500 Titel kann man noch fast problemlos überall erwerben oder tauschen, darüber - bis zum Sammelbestand von vielleicht 3000 - wird es schon aufwendiger und auch teurer. Darüber hinaus muß die Begeisterung dann schon sehr groß und von Dauer sein, denn der Aufwand an Zeit und Geld steigt in jeder Hinsicht überproportional. Es gibt in Deutschland erst eine Hand voll Sammler, es werden sicher nicht mehr als 10 sein, die eine Sammlung oberhalb von 4000 Stücken aufweisen können.

Bei den USA-Papieren teilen sich grob gesagt drei Gruppen den Markt außerhalb der Präsenzauktionen, die teureren Stücken und Autographen vorbehalten bleiben.
Die billigen und preiswerten Massenpapiere verkaufen sich nur, wenn Sammler oder Interessenten auf ein konkretes Kaufargument treffen, also z.B. spezielle Branchen, einen Ausgabeort oder ein bestimmtes Datum suchen, oder aber das Papier hat einen großen Namen mit einer tollen Firmengeschichte. Die nächste Preisstufe muss, wie schon weiter oben erwähnt erst noch entdeckt und aus ihren Dornröschenschlaf geweckt werden. Jetzt schon deutlich herausragend aus der Masse der Papiere bis 100,- EUR sind hier insbesondere die Gold- und Silberminen und die Öl- und Explorationsgesellschaften.

In letzter Zeit zeigt sich noch verstärkt favorisiert die dritte und umsatzstärkste Gruppe der USA-Papiere, die Aktien von bekannten Firmen der Zeitgeschichte. Papiere von denen es auf Grund von Vernichtung gebrauchter Zertifikate praktisch kein reines Sammlermaterial gibt und deren noch an der Wallstreet gehandelte Aktien umständlich, zeitraubend und kostenintensiv über USA-Broker beschafft werden müssen. Aktien von Apple, Nike, Microsoft, Coca-Cola, Harley-Davidson, Boeing u.v.a. leben von ihrem "Branding" und dem weltweiten Bekanntheitsgrad und sind trotz der hohen Zusatzkosten insbesondere bei Käufern sehr beliebt die mit dem Finanzmarkt beruflichen oder hobbymäßigen Kontakt haben. Hierbei teilen diese Wertpapiere eine wesentliche Eigenschaft mit den überaus beliebten Zertifikaten aus der DM-Zeit: man kennt die Firmen und deren Produkte meist aus dem Alltag und aus dem eigenen Erleben. Und diese Eigenschaft ist bestens dazu geeignet auch neue Interessenten an unser Sammelgebiet heranzuführen.

 

Sommer/Herbst 2010

Die Finanzkrise ist "offiziell" vorbei, zumindest in Mittel- und Nordeuropa. Im Alltag waren die Auswirkungen für viele gar nicht zu spüren. Wer kein Aktiendepot hatte oder direkt von der Kurzarbeit betroffen war hätte fast nichts davon bemerkt, wenn sich die Medien nicht gegenseitig über 18 Monate lang mit Negativschlagzeilen übertroffen und damit Ihre Kassen gefüllt hätten. Kurt Tucholsky schrieb bereits 1930 in einem seiner Gedichte u.a. ....Der Gewinn, der bleibt privat, die Verluste kauft der Staat. Genau so lief es auch 2008 und 2009. IKB, Hypo Real Estate, Commerzbank, die Landesbanken, die KfW u.v.a versenkten Milliarden, ausgelöst durch völlig übersteigerte Profitgier, unkontrollierte Handlungsbefugnisse Einzelner und mangelhafte Vorschriften und Kontrollmechanismen im Finanzgewerbe. Der Staat sprang helfend ein, der Steuerzahler stopft somit die Löcher. "Systemrelevant" ist für mich das Superwort. Man muss nur systemrelevant sein (wie z.B. eine große Bank), dann kann man tun und lassen was man will, es wird einem immer geholfen - im Sinne der Allgemeinheit und um noch größeren Schaden zu vermeiden.

Die exportlastige deutsche Industrie war deutlich stärker betroffen als der Einzelhandel, der zwar seit Jahren nur mager wächst, während der Finanzkrise aber auch keine nennenswerte Einbrüche erlebte. Somit wären wir beim Handel mit den historischen Wertpapieren. Die Umsätze der Branche wurden von der Finanzkrise nach meiner Einschätzung nicht übertrieben stark beeinflusst. Was man auch im Jahr 2010 noch merkt - viele Barovposten binden bis heute Kapital das dem Markt fehlt. Postenkäufer sitzen auf Beständen die schwer- bis unverkäuflich sind - außer man gibt sie zum Einstand oder darunter ab. Das ist nicht das was man sich vorgestellt hat.

So wurden auch bereits in mehreren Auktionen fast komplette oder Teilposten aus Barov 1 und 2 zu niedrigen Preisen wiederversteigert weil sich die Erstkäufer mit ihren Vermarktungskonzepten vollständig auf dem Holzweg befanden oder von vorne herein keinerlei Konzept hatten. Mancher Käufer begriff erst Jahre später welcher kaufmännische Unsinn es ist von einer unbekannten Firma, die womöglich noch in den 1930-er Jahren aufgelöst wurde, tausende von Aktien zu besitzen. Bis auf ein paar dutzend Stücke ist der Rest nahezu unverkäuflich. Seit Barov 1 und 2 gibt es daher auch wieder vielfach Kalender mit Aktien aus der RM-Zeit. Früher undenkbar weil nicht zu finanzieren. Heute für manchen Barov 1 Käufer das einzige, wenn auch umständliche Mittel um wenigstens einen Teil seines Lagers zu räumen.

Barov ist aber jetzt fast Geschichte. Die Aktien mit kleineren Stückzahlen aus Auktion 4 und 5 entwickeln ein Eigenleben, in Bezug auf die Preise wie auch die Akzeptanz. 80% des Restes werden von einigen Unermüdlichen weiterhin angeboten wie Sauerbier. Eine Ebay-Auktion nach der anderen, immer die gleiche Ware, immer schlechtere Erlöse. Man registriert es kaum noch, es wird auch noch Jahre so weitergehen.

Bei den DM-Aktien bleibt der Nachschub an Neumaterial eher dünn. Zwar stellt immer mal wieder eine AG auf Globalurkunde um und es kommt somit die eine oder andere "neue" Aktie in den Sammlermarkt, aber das ist derzeit überschaubar. Die richtig seltenen Stücke die schon vor 20 Jahren oder früher in den Markt kamen bleiben meist den Präsenzauktionen vorbehalten und sind entsprechend teuer. Ein fortgeschrittener DM-Sammler wird somit ganz klassisch zum Jäger (Sammler=Jäger), was wenn man genug Zeit, Enthusiasmus und Geld hat sicher ungemein spannend sein kann.


 

 

Sommer 2013

Viel ist passiert in der Zwischenzeit. Die Welt lebt dauerhaft auf Pump und von frisch gedrucktem Geld der Notenbanken. Momentan funktioniert das noch reibungslos, wer Kredite braucht freut sich und die Börsen freuen sich mit. Die Verlockung mit zusätzlichem Fremdkapital und damit viel Hebel zu agieren ist für viele inzwischen wieder sehr verlockend.

Die Eurokrise nimmt ihren Lauf - sehr langsam, aber stetig. Die letztendlichen Konsequenzen sind momentan nicht absehbar. Zwei Währungen in Form von Nord- und Südeuro, oder doch gemeinsame Haftung durch Eurobonds und eine gemeinsame Finanzpolitik? Die Banken zocken wieder wie früher, obwohl viele faktisch pleite sind, wenn man die Risikopapiere und sonstigen Leichen die viele noch im Keller haben genauer betrachtet. Die "Olivenstaaten" kommen nicht aus der Rezession und werden es im Verbund mit den starken Staaten im Euroverbund kaum schaffen.

Im Sammlermarkt ist "BAROV" inzwischen verdaut. Die guten Papiere sind verteilt, mancher Posten ob groß oder klein ist bis heute nicht im Markt aufgetaucht und mit der Massenware haben die Nebenerwerbshändler, handelnden Sammler und sonstige Unverbesserliche über Ebay eine dauerhafte Beschäftigungstherapie gefunden. Der eine kauft 100 Stücke und verkauft 10-er Pakete weiter, der letzte bietet dann die Papiere einzeln an und erzielt meist nicht viel mehr als er bezahlt hat, oft weniger. Ebay, PayPal, Post- und Paketdienste und andere Dienstleister und Softwarefirmen freuen sich über diese Sinnlosigkeit, denn sie verdienen in jedem Fall dabei.

Mein endgültiges Fazit zu BAROV: Großer Nutzen, aber auch großer Schaden. Die Vielfalt war überwältigend, die Anzahl vieler Papiere und die Gesamtmenge haben den Markt "erschlagen". Tolle neue Papiere bekannter und weniger bekannter Firmen, insbesondere auch aus dem Osten Deutschlands und den im Krieg verlorenen Gebieten die heute zu Polen oder Russland gehören. Auch das Angebot an österreichischen Aktien ist mit Barov stark erweitert worden, obwohl hier die Währung Reichsmark auf den Papieren manchmal schon ein wenig "fremd" wirkt. Am meisten gelitten haben die "Reichsmark-Papiere", was man sehr gut am geringen Interesse und den niedrigen Zuschlagsquoten in Präsenzauktionen der letzten 2-3 Jahre sehen konnte. Viele Großposten sind, direkt oder über Umwege wie Tausch oder Zweitvermarktung, leider in die falschen Hände von Dauerverramschern geraten die einfach etwas zum Verkaufen brauchen und oft nur begrenzten Sachverstand und noch weniger emotionale Beziehung zum Sammelgebiet haben. Solche Massenware wird noch über viele Jahre immer wieder die Besitzer wechseln, den Markt überschwemmen und neue Sammler verwirren, weil sie oft die Hintergründe nicht kennen und zu Anfang nur schwer begreifen, dass manche Aktien mehrere hundert Euro kosten und andere zu 1 EUR keiner haben will.
Das Kapitel Barov ist für mich damit abgeschlossen. Die Ware wird anhand von kaufmännischen Kriterien (Verfügbarkeit, Marktmenge, Beschaffbarkeit, Erhaltungszustand, Interesse und Nachfrage, geschichtliche Bedeutung etc.) betrachtet und demnach preislich eingestuft wie alles andere auch. Einziger Unterschied: gibt es ein Papier zu gleichen oder ähnlichen Konditionen in ungelochtem Zustand bekommt es ganz klar den Vorzug.

Bei den USA-Aktien haben sich einige meiner Erwartungen, z.B. in Bezug auf eine echte Trendwende oder ein Stopp des Preisverfalles nicht erfüllt. Auch ist pauschal eher weniger als mehr Interesse an USA-Papieren zu verzeichnen. Selbst früher teils extrem teure Klassiker wie Standard-Oil, Wells-Fargo oder manche Autographen tun sich heute schwer bis sehr schwer. Man erkennt, dass die hohen Preise und Auktionszuschläge nicht immer gerechtfertigt waren, weil die Papiere zwar von wirtschafts- und branchengeschichtlich großer Bedeutung sind, aber keinesfalls als sehr selten gelten können.
Das bis heute beliebteste und wohl am meisten verbreitete Sammelgebiet der USA-Eisenbahnen lebt weiterhin, aber auch hier ist Selektion angesagt. Man achtet inzwischen viel mehr auf Qualität und Zustand und kauft nicht mehr jeden "Lappen" nur weil er angeblich selten ist. Dafür gibt es oft nur ein paar Euro. Schön, selten und gut, zumindest vernünftig erhalten ist gefragt - und das zurecht. Meine Kunden geben für gut erhaltene Papiere sehr gerne gutes Geld aus. Schlechten Zustand kann und will ich persönlich nicht anbieten, zu keinem Preis, egal wie niedrig. Und das betrifft nicht nur USA-Papiere, sondern das gesamte Gebiet der alten Aktien und historischen Wertpapiere. Einige "alte Hasen" unter den Sammlern und Händlern müssen da noch deutlich umdenken. Noch heute stehen auf Sammlerbazaren die "Wühlkisten" bei deren Anblick mir die Haare zu Berge stehen. Manchmal herrliches Sammelmaterial das teils 10 Jahre lang von einer Auktion zur anderen gezerrt wird. Jedes Mal ein Knick oder Knitter dazu, eine tolle "Patina" wenn 100 Sammler die Kiste durchwühlt haben. Solche Stücke könnte man allenfalls noch verschenken.

Klarer "Sieger" bei USA-Papieren in den letzten Jahren blieben die zeitgenössischen Papiere, meist unentwertet (weil anders nicht zu bekommen) und von möglichst bekannten Firmen die man aus dem Alltag oder Beruf kennt. Ein kleiner Schatten lastet aber auf diesem interessanten Bereich: Schon seit einigen Jahren wurde darüber spekuliert, inzwischen ist es so weit. Auch in den USA verschwinden nach und nach die gedruckten Aktien. Große und bekannte Firmen wie Apple, Intel, Microsoft, Martha Stewart und andere haben den Druck effektiver Aktienurkunden bereits eingestellt. Ich gehe davon aus, dass weitere zügig folgen werden. Junge Firmen wie Facebook u.a. haben beim Börsengang schon gar keine gedruckten Stücke mehr ausgegeben. Das Problem ist, dass es gerade von den großen, bekannten Firmen keine alten, entwerteten Papiere gibt und auch künftig nicht geben wird. Ich bin gespannt wie sich Nachfrage und Preise gerade solcher Papiere entwickeln werden, deren Menge mit Einstellung des Drucks praktisch limitiert und eine Nachbeschaffung nicht mehr möglich ist. Bislang hat sich diese Tatsache noch wenig herumgesprochen, ich bin aber sicher dass Auswirkungen auf die Preise bei einigen Papieren nicht mehr sehr lange auf sich warten lassen.

Bei den DM-Aktien hingegen gab es einen ungeahnten Aufschwung und Vorwärtsschub. Hab ich vor 3 Jahren geschrieben, dass sich bei Neuware nicht viel tut, so hat sich das Bild völlig gewandelt. Umstellungen bei den Firmen auf Globalurkunden brachte das eine oder andere neue Papier, aber auch kleinere oder größere Bestände aus Privatbesitz bereicherten den Markt. Entscheidend war aber, dass praktisch das gesamte Archiv an Probedrucken und Druckmustern der größten deutschen Wertpapierdruckerei für den Markt verfügbar wurde. Mehrere tausend verschiedener Papiere könnten die Befürchtung aufkommen lassen dass hier Ungemach in Stile des BAROV-Bestands drohte, aber weit gefehlt. Genau das Gegenteil war der Fall.
Es war nur die Breite des Angebotes die groß war. Zahllose bis dahin unbekannte Ausgaben und auch von den schon bekannten Firmen waren insbesondere die großen Nennwerte bis zu mehreren Millionen auf einer Aktie oder unbekannte Jahrgänge reichlich Stücke vorhanden. Das entscheidende aber: Alles nur in kleinen und kleinsten Mengen von 1-bis selten mal 15 Stücken, der Großteil im (unteren) 1-stelligen Bereich, sehr viele davon nur 3-5 Stücke.
Dazu lief die Vermarktung insgesamt sehr geschickt ab. Keine Verramscher hatten Zugriff auf diese Papiere. Alles wurde klug und dosiert in den Markt gegeben, unter Sammlern verkauft oder getauscht oder in Präsenzauktionen versteigert und es stellte sich sehr schnell heraus, dass verfügbare Marktmenge und Preis in engem Zusammenhang stehen. Früher wurde für Blankopapiere wie diese, egal wie schön oder wie selten so gut wie nichts bezahlt. Man konnte oft zu Spottpreisen seltene Aktien als Blankoversionen erwerben die heute locker das 10-fache oder mehr kosten würden, wenn sie denn überhaupt jemand anbieten würde.

So hat sich das Preisgefüge in Folge dieser neuen Angebotsvielfalt deutlich bewegt und tendenziell nach oben verschoben, bei sehr seltenen Stücken ganz besonders deutlich nach oben. Wenn mehrere Sammlergruppen wie DM-, Regional- oder Branchensammler auf ein Angebot von nur 3-4 Stücken treffen dann sind Auktionszuschläge von mehreren hundert EUR eher an der Tagesordnung als eine Ausnahme. Die Schere geht inzwischen deutlich auseinander. Gefragt und/oder selten ist teuer bis sehr teuer mit weiter steigender Tendenz - Normal- und Massenware bleibt im Preisniveau stehen - ist unter Sammlern oft sogar eher rückläufig.

Die zweite Erkenntnis dieses Archivbestandes war, dass man plötzlich mit ganz anderen Zahlen rechnen musste, was die Anzahl der verschieden deutschen Aktien nach 1945 angeht. Waren 10.000 verschiedene Papiere vor einiger Zeit noch eine Art Schallmauer muss man nach aktuellem Kenntnisstand der erfahrenen und etablierten Sammler wohl eher 15.000 als realistisch betrachten, wobei es bei einigen Papieren wohl bei der Kenntnis um deren ehemalige Existenz bleiben dürfte und kein effektives Material im Sammlermarkt verfügbar wird. Allein die Anzahl der Papiere, die oft nur in kleinster Stückzahl in den alten Firmenarchiven schlummern und nie in den Markt gelangten, ist sicher nicht gerade klein.

Viele Sammler haben diese Entwicklung bei den DM-Aktien in den letzten 3 Jahren regelrecht verschlafen. Man stand staunend und mit großen Augen an der Seitenlinie und wollte nicht glauben, das die Hoffnung auf ein Ende dieses "Booms" und ein Abbremsen des Preisanstiegs bei seltenen Papieren bislang vergeblich war. Zu sehr hing und hängt man an den alten Gewohnheiten des "Erbsenzählens", sprich das Feilschen um jeden Euro und die Hoffnung doch irgendwann die tollsten Papiere zu Schnäppchenpreisen zu bekommen. Der größte Vorzug von BAROV war, das die Marktmenge des jeweiligen Papiers bekannt war und deswegen jeder selbst entscheiden kann wie lange er mit dem Kauf wartet und wie viel er zu bezahlen bereit ist. Bei diesem Druckerei-Archivbestand der DM-Aktien ist es nicht viel anders, nur konnten anscheinend Viele nicht früh genug erkennen dass diese Ministückzahlen pro Papier nicht Mal für einen kleinen Teil der interessierten Sammler reichen würden.
 

Wie geht es weiter?
Die neue Erkenntnis über die möglichen Stückzahlen im Bereich 14 bis 15 tsd. Papieren wird bei den Sammlern von DM-Aktien über kurz oder lang zu Veränderungen führen. Wer neu mit Sammeln anfängt oder noch keinen sehr fortgeschrittenen Sammelbestand hat kann aus logistischen und auch finanziellen Gründen kaum noch die komplette DM-Zeit in Angriff nehmen. Man wird sich überlegen ob eine Spezialisierung innerhalb der DM-Zeit auf einen kleineren Bereich wie Branchen, Regionen, Blanketten, gelaufene Stücke etc. sinnvoll wäre.
Auch das würde wieder Veränderungen mit sich bringen. Das eine oder andere Papier aus einer bestehenden Sammlung die verändert bzw. spezialisiert und damit verkleinert wird würde auf den Markt kommen und für andere zur Verfügung stehen, andererseits hat der spezialisierte Sammler mit kleinerem Sammelgebiet dann einerseits mehr "finanzielle Feuerkraft" und andererseits natürlich auch an Stücken aus seinem neuen kleineren Sammelgebiet viel stärkeres Interesse, was wiederum bei den sehr seltenen Papieren zu noch mehr Nachfrage und stabilen bis anziehenden Preisen führen wird. Davon profitieren letztendlich alle die sich bei den guten und seltenen Stücken rechtzeitig positioniert haben.  

Ich bin gespannt was uns die nächste Zeit im Sammlermarkt erwartet.

 


Herbst/Winter 2014

Das weltweite Geldsystem befindet sich in einem desaströsen Zustand, mit sich verschärfender Tendenz. Ich bezeichne es als eine tickende Zeitbombe. Es ist für mich schon lange nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wann diese "Bombe" hochgeht. Es könnten nur Monate sein, die Flickschusterei der Notenbanken kann aber auch noch Jahre weiter funktionieren und das Schiff vor dem Absaufen bewahren, zumindest so lange kein konkreter Unruheherd oder Auslöser im Stile der Finanzkrise 2008 auftaucht.

Betrachtet man die unvorstellbar riesigen Geldmengen die allein in den letzten 5 Jahren, direkt oder indirekt über die größten Notenbanken der Welt (FED, BoJ, EZB, BoE) ins globale Geldsystem geströmt sind müsste ich als Kaufmann und alle die irgendetwas produzieren, verkaufen oder eine Dienstleistung erbringen regelrecht im Geld der zahlenden Kunden schwimmen.
Leider ist das viele neu gedruckte Geld bislang selten bis nie in die Bereiche Investitionen oder Konsum vorgedrungen. Es blieb vorher im Kreislauf der Finanzmärkte stecken und diente zuerst mal den Banken, 2009 waren sie alle mehr oder weniger angeschlagenen bis scheintot, einen risikolosen Gewinn zu erzielen und die maroden Bilanzen etwas aufzupäppeln. Die EZB gibt billiges Geld und die Bank kauft Staatsanleihen der Südeuropäer die ein paar Prozentpunkte mehr einbringen. Risikoloses Geld, denn der "Rettungsschirm" wird's ja schon richten wenn jemand in Schieflage gerät. So läuft das bis heute, verändert haben sich nur die Zinssätze. Inzwischen bekommt man Geld von der EZB umsonst, Italiener oder Spanier bezahlen dafür Schwindel erregend niedrige Zinsen von 2-2,5% für 10-jährige, Länder die nur Schulden und Ausgaben, aber noch immer fast  keine Einnahmen haben. Gleichzeitig tut man damit das, was der EZB bis heute (Ende 2014) in der EU noch verboten ist: Man kauft Staatsanleihen - nicht die EZB, man bedient sich der Banken als Strohmänner.

Was hat das nun alles mit dem Sammeln historischer Wertpapiere zu tun? Ich glaube sehr viel. Historische Wertpapiere stehen stellvertretend für Wirtschafts- und Finanzgeschichte die sich immer wieder in ähnlichen Abläufen wiederholt. Die meisten Sammler interessieren sich zudem für volkswirtschaftliche Zusammenhänge und nicht zuletzt kommen viele Sammler und Interessenten aus dem beruflichen Umfeld des Finanz- oder Versicherungsgewerbes. Zu guter letzt hat das oben Gesagte natürlich auch Einfluss auf die aktuellen Finanzmärkte, viele von uns sind auch als Sparer, Anleger, Investoren oder Trader an der Börse aktiv. Das kommt dann wiederum mir zu Gute, wenn die Börse läuft und der Depotwert steigt dann hat der Sammler und Liebhaber mehr finanzielle "Feuerkraft" für seine Leidenschaft.


Das Jahr 2014 bei den historischen Wertpapieren

Die wichtigsten Auktionen des Jahres sind durch. Es gab insgesamt sehr erfreuliche, teils herausragende Ergebnisse, in mehreren Interessensgebieten beachtlich hohes Interesse und in manchen Segmenten einige interessante Entwicklungen.
In den deutschen Präsenzauktionen verkauft sich längst nicht alles, aber alles was Klasse hat, selten oder neu ist - und das teils zu stolzen Preisen. Der Reichsbankschatz lastet immer noch extrem auf den Papieren der Reichsmarkzeit, auch manche sehr interessante Stücke bleiben unbeachtet, weil man hier leider viel zu sehr pauschaliert.
Mancher Sammler wechselte sogar eine Zeitstufe höher in die DM-Zeit. Bei den Papieren der Nachkriegszeit ist ein ungebrochenes Interesse festzustellen. Obwohl die Preisschallmauer von 1000 EUR mit Vehemenz durchstoßen wurde und bei vielen Papieren schon erstaunliche Preise bezahlt wurden ist man vom Preisniveau her noch ein gutes Stück von Papieren entfernt die 50-100 Jahre älter sind. Aber die Tendenz stimmt. Warum soll ein DM-Papier der 1950-er Jahre das es vielleicht nur 3 Mal gibt und für das es viele Interessenten aus den Bereichen DM-, Regional- oder Branchensammler gibt nur ein Zehntel eines älteren Papiers kosten wenn die Nachfragesituation die selbe ist?
Andere europäische Papiere verkaufen sich in deutschen Auktionen schwer, außer es sind sehr bekannte oder außergewöhnliche Stücke. Eine Ausnahme ist sicher die Schweiz wo man wieder anziehendes Interesse feststellt, bei den Schweizer Bahnen insbesondere. Asien ruft reges Interesse hervor und die Chinesischen Bonds sind wohl die einzigen "Spekulationspapiere" die sich noch ein wenig in diesem Segment gehalten haben. Andere Spekulationen wie "Mexiko" sind wie von mir erwartet schnell verpufft - den letzten beißen die Hunde, sie werden ihren Einsatz nie wieder zurückerhalten.
Eine Sonderstellung nehmen die russischen Papiere ein, konkret muss man sagen sie tun das insbesondere auch durch die Aktivitäten eines Auktionshauses dem es durch seine inzwischen große Sachkenntnis und Erfahrung in diesem Segment bislang immer gelungen ist eine breite Palette besonderer russischer Papiere anzubieten. Die vorwiegend russischen Sammler und Investoren danken es mit hohen Geboten, denn fast nirgends sonst finden Sie so eine Auswahl an seltenen und interessanten russischen Papieren.
Eine Tendenz die besonders mich erfreut ist erkennbar anziehendes Interesse an USA-Papieren. Natürlich stehen hier seltene Eisenbahntitel ganz weit vorne in der Gunst der Käufer, es gibt in diesem Bereich einfach sehr viele Sammler und Liebhaber. Aber auch andere USA-Papiere mit der Umschreibung: schön, alt und selten erleben in Deutschland eine Wiederbelebung. Besonders beliebt, auch bei meinen Kunden, sind hierbei z.B. die Branchen Öl, Schifffahrt oder Goldminen. Auffällig ist aber auch, dass viele der alten Klassiker wie Standard Oil oder American Express längst nicht mehr zu den früheren, Preisen verkauft werden können. Ist der Ausruf zu hoch, bleiben Sie liegen.


Noch ein paar Anmerkungen zu einzelnen Gebieten.

Barov: Eine der am schnellsten verramschten Barov-Aktien war Philipp Holzmann, einer der traditionsreichsten deutschen Baukonzerne mit großer Geschichte und branchenhistorisch überaus bedeutend. 3 Tage nach der ersten Barov Auktion im Jahr 2003 wurden mir die Papiere im 100-er Pack angeboten und tauchten gleichzeitig in Ebay auf. Diese Ungeduld im Verkaufsverhalten war zunächst aber noch die Ausnahme, denn die Posten-Käufer hatten sich fast alle (sehr) langfristige Strategien zurechtgelegt und dauerhaft hohe Verkaufszahlen und reich machende Verkaufserlöse eingeplant. Dagobert Duck lässt grüssen. Viele baden heute noch, aber nicht in Geld, sondern in Ihren gigantischen Papiermengen die sich als unverkäuflich herausstellten.

Das Durchhaltevermögen war von unterschiedlicher Dauer. Von 3 Monaten bis zu vielen Jahren war alles dabei, mit der Gemeinsamkeit dass fast alle irgendwann die Geduld verloren und den eingeplanten Reichtum abschrieben. Das größte deutsche Auktionshaus ergriff 2008 die Chance und gründete eine neue Tochtergesellschaft, die fortan in den "Reloaded" Auktionen den frustrierten Barov-Postenbesitzern die Gelegenheit bot Ihre Ware, wenn möglich sogar ohne Verlust wieder loszuwerden.

Und doch gab es einige Papiere, die es ziemlich lange nur zu "Festpreisen" oder gar nicht am Markt gab. Aber auch hier bröckelt es weiter. 2004 wollte ein Händlerkollege aus dem Rheinland für eine alte Brauereiaktie aus "Barov 1" 95,00 EUR von mir haben, abzüglich immerhin 10 EUR Händlerrabatt (!). Der selbe Anbieter wollte jahrelange Phantasiepreise für andere Massenpapiere aus dem Reichsbankbestand. Heute verramscht jemand aus der selben Stadt mit der gleichen Adresse die Papiere im 10-er, 50-er oder 100-er Pack in Ebay, zu meinem Erstaunen als "Privatanbieter" und um praktisch jeden Preis.
Ähnlich lief es mit dem Riesenposten der Mannesmannröhrenwerke. Ich glaube es waren 70.000 Papiere in Summe und trotzdem gab es hohe, bei solchen Mengen völlig unrealistische Preisvorstellungen über Jahre hinweg, die dem Besitzer so gut wie null Umsatz und somit keine Rendite erbrachten. Jetzt gibt es die Papiere zum Bruchteil der ehemaligen "Wunschpreise" weil dem Postenbesitzer klar wurde das alte Aktien gestapelt im Lagerregal nichts wert sind. Aus der gleichen Quelle kommen jetzt auch die geschichtsträchtigen IG-Farben, die einige Jahre schon fast als "verschollen" galten. Insgesamt fast 1 Million Papiere. Noch werden die Stücke einzeln angeboten. Ich wette aber, dass die Päckchengröße auf 5,10, je nach Emission später auf 50 oder 100 Stücke ansteigen wird. Wir brauchen uns also um die Versorgung der Ebay-Feierabendhändler keine Sorgen zu machen. Der regelmäßige Nachschub ist noch für einige Jahre gesichert.


USA: Die Vereinigten Staaten von Amerika haben 317 Mio Einwohner und von diesen haben deutlich mehr eine Beziehung zur Geldanlage in Aktien als bei uns. Trotzdem gab es in Europa über eine lange Zeit deutlich mehr Sammler amerikanischer Papiere als in den USA selbst und auch das Angebot war bei uns deutlich größer. Inzwischen scheinen die Aktivitäten im HWP-Markt in den USA erheblich zugenommen zu haben.
Im Handel und sogar bei manchem Sammler fällt mir bis heute auf, dass kaum einer sich die Mühe macht die oft hochspannenden Firmenhistorien der US-Firmen zu recherchieren. Oft hat man den Eindruck, dass den Meisten die tolle Optik oder ggf. noch die Branchenzugehörigkeit als Kaufgrund ausreicht. Zugegeben, es ist manchmal nicht ganz einfach über manche Gesellschaft genauere Informationen zu finden. Aber in Zeiten der weltumspannenden Onlinekommunikation braucht man nur etwas Übung im Umgang mit den verfügbaren "Online-Werkzeugen" und man findet garantiert etwas ohne einfach bei den Kollegen abzuschreiben. Zudem ist die eigene Recherche viel interessanter, man entdeckt oft dass grobe Fehler in Firmenbeschreibungen vorkommen und die "Copy and Paste" Generation übernimmt diese natürlich mangels besseren Wissens ungeprüft und outet sich dadurch gnadenlos als Abschreiber. Ich bin noch bei keiner einzigen Firma ohne jegliche Information geblieben. Und langfristig kommt der Lohn für den Zeitaufwand vielfach zurück, in Form von Kunden die den Onlineshop mit großer Begeisterung immer wieder besuchen und für dieses Komplettangebot "Ware + Information" gerne auch etwas mehr bezahlen als im Online-Auktionshaus wo der Anbieter in vielen Fällen keine Ahnung hat was er eigentlich verkauft und sich wundert warum seine Papiere selbst für kleines Geld keiner haben will. Hauptsache der Hinweis auf ein (so gar nicht existierendes) neues "EU-Gesetz" wird in großen Lettern der Verkaufsbeschreibung beigefügt: Keine Garantie (gibt es bei Privatleuten eh nicht sondern nur bei Herstellen), keine Rücknahme. Artikelzustand siehe Abbildung - na dann viel Glück dass die Handykamera ein gutes Blitzlicht hatte.

Wenn ich schon am Kritisieren bin: Viele Sammler und Händler verkaufen ausgelieferte und unentwertete USA-Aktien wie Microsoft, Harley, Coca-Cola etc. als "gültige" Stücke. Das ist nur richtig, so lange sich das Papier im Besitz des Erstkäufers befindet der vorne auf der Aktie namentlich drauf steht. Wenn das Papier weiterverkauft wird ist diese Angabe "gültig" kompletter Humbug. Auch eine rückseitige Indossierung ist völlig nutzlos und hier in Europa rechtlich wertlos. Der Erwerber kann diese Papiere niemals als "gültiges" Stück über seine Bank oder einen Broker einlösen weil die Unterschrift auf dem evtl. vorhandenen rückseitigen Indossament ohne Beglaubigung nicht gültig ist. Zur Beglaubigung der Unterschrift sind aber nur speziell zugelassene Stellen berechtigt, die es nur in den USA gibt. Der Richtigkeit halber muss ich hinzufügen das es theoretisch möglich wäre indem der Verkäufer in die USA reist, die indossierte Aktie dort unterschreibt und seine Unterschrift beglaubigen lässt. Dann kommt er zurück und übergibt die Aktie dem Käufer. Dieser schickt die Aktie dann mit einer Ausweiskopie in die USA zum Registrarservice (Firmen die die Aktienverwaltung als Dienstleistung durchführen). Die bisherige Aktie wird vernichtet, der Käufer erhält mit etwas Glück schon in 3-4 Monaten ein neues Papier das dann auf seinen Namen ausgestellt ist. Einziges Problem das noch bleibt ist, dass sich die Parteien einigen müssen wer die Reisekosten für den Verkäufer in die USA übernimmt.

Ein wirklich aufkommendes Problem bei den neueren USA-Aktien die es als reine Sammlerstücke nicht gibt ist aber aus Händler- und Liebhabersicht, dass sich immer mehr Gesellschaften der Tendenz anschließen keine Aktien mehr zu drucken. Nach Intel, Apple, und einigen weiteren bekannten Firmen hat auch bereits vor einem Jahr Walt Disney den Druck eingestellt. Eine Gesellschaft von der es weltweit vermutlich die meisten ausgelieferten Stücke gibt. Die ersten Auswirkungen sind bereits deutlich spürbar. Im Ankauf kosten Disney Aktien von privaten Sammlern und Liebhabern aus den bestehenden Beständen heute schon doppelt so viel als noch vor 2 Jahren.

Bei den "richtig" historischen Papieren aus den USA, also mind. 50-60 Jahre alt und zurück bis 1840 ist wie oben schon erwähnt in den letzten beiden Jahren zunehmendes Interesse spürbar. Die alten Klassiker wie Amex oder Standard Oil sind es aber nicht, die bleiben eher unbeachtet. Auch alte "Lappen" bei denen die Erhaltung nicht stimmt haben keine Chance. Es sind die optisch schönen Papiere, am besten gut erhalten und schon einige Zeit nicht mehr angeboten die Aufmerksamkeit erwecken. Und natürlich spielt die Branche eine große Rolle. Automobil, Luftfahrt, Schifffahrt, Banken und Öl sind immer ganz vorne mit dabei. Wichtig ist nur, dass das zunehmende Interesse nicht gleich zur Euphorie führt und schnell an der Preisschraube gedreht wird. Oberhalb 1000 EUR ist noch eine deutliche Bremswirkung im Interesse zu spüren. Man muss hier behutsam vorgehen, das neue Interesse sollte selbst die Preismarken setzen. Aber die Tendenz stimmt.

Und was ist mit den Eisenbahnen wird mancher jetzt fragen. Hab ich nicht vergessen, obwohl ich mit diesem Sammelgebiet manchmal deutlich überfordert bin. Jeder langjährige Spezialsammler schlägt mich mit seiner Sachkenntnis und Erfahrung hier um Längen. Aber trotzdem, USA-Eisenbahnen leben. In der Vergangenheit war ich manchmal skeptisch, schon zu viele Sammler, unzählbar viele Eisenbahngesellschaften mit noch viel mehr unterschiedlichen Aktien- und Bondemissionen. Klar, im Massenmarkt gibt es noch immer die gleichen, optisch meist wunderschönen Papiere mit Ihren tollen Vignetten, aber die Musik spielt derzeit eher im "fortgeschrittenen" Segment und in den Präsenzauktionen. Seltenere Papiere, lange nicht mehr angeboten, gut erhalten, mehrere Interessenten, dann kosten die Stücke auch schnell mal mehrere hundert Euro oder durchstoßen die Preisgrenze 1000 und sogar 2000 EUR. Und dazu kommen bei Auktionen noch ca. 20% an Nebenkosten für den Käufer.


Die Aktien der DM-Zeit:
 
...kommen stiefmütterlich behandelt ganz zum Schluss?  Mitnichten - das beste kommt zuletzt. Aus meiner Sicht waren hier in Deutschland die deutschen Aktien der Nachkriegszeit das wichtigste Lebenselixier des Sammlermarktes.
Um Missverständnissen vorzubeugen, ich bin seit der ersten Stunde einer der größten Fans der DM-Aktien, aber ich gehöre nicht zu denjenigen die sagen um "in" zu sein muss man DM-Papiere sammeln. Es gibt zahlreiche andere, höchst spannende Sammelgebiete die mindestens genau so interessant sind. Ich weiß, dass es einige Um- und Quereinsteiger aus anderen Sammelgebieten gibt. Das liegt natürlich zum einen daran, dass z.B. der Barov-Frust bei Sammlern der Reichsmarkpapiere zugeschlagen hat oder früher oft teure internationale Dekopapiere heute in größeren Mengen und oft zu einem Zehntel des früheren Preises umgehen. Der Hauptgrund aber ist wohl der, dass das Sammelgebiet der DM-Aktien und deren Sammler eine regelrecht ansteckende Begeisterung verbreitet haben.

Eine gute Nachricht ist, die geschätzten Zahlen über die möglicherweise verfügbaren Emissionen von bis zu 15.000 ist nicht weiter gestiegen, trotzdem werde ich Neueinsteigern auf Nachfrage künftig eine Spezialisierung innerhalb des DM-Segmentes dringend anraten. Das Ziel mehr als 10.000 Papiere, womöglich 12 oder 13 tsd. heute von Null an zusammenzutragen ist fast unmöglich. Man sollte sein Ziel immer irgendwie im Auge behalten, zumindest erahnen können - aber diese Zahlen sind für Neulinge einfach in zu weiter Ferne. Zumal bei diesen Mengen die ganzen Anleiheemissionen oder Fonds der DM-Zeit  noch gar nicht dabei sind. Auch hier kommen noch einmal ein paar tausend Papiere dazu.

Die weniger gute Nachricht ist, die im letzten Bericht des Jahres 2013 angesprochenen Bestände aus dem Giesecke & Devrient Druckereiarchiv die in den letzten Jahren für so viele neue, bislang völlig unbekannte Papiere gesorgt haben, sind im Hinblick auf die Menge zu 95%, mit Sicht auf die "Qualität" des Angebotes zu 99% unter Sammlern, Händlern und Auktionshäusern verteilt. Ich werde in der Lage sein aus meinem Eigenbestand nach und nach noch einige Zeit interessante Stücke daraus anzubieten, aber die Angebotsbreite die wir zuletzt kannten hat schon in diesem Jahr 2014 spürbar nachgelassen. Mancher sorgt sich schon, dass wir in ein Angebotsloch fallen und dieser hohe Angebotslevel der Vergangenheit zu Enttäuschung in der Zukunft führen könnte. Ich habe diese Befürchtung für die nächsten Jahre allerdings nicht wirklich. Zu viel wenig oder nicht bekanntes Material schlummert noch in irgendwelchen Schubladen, Ordnern, Kisten, Tresoren, Nachlässen oder bei Altaktionären.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. DM-Sammler der ersten Zeit erinnern sich genau: Musteraktien, Nullnummern, Blanketten oder noch schlimmer die Stücke mit dem roten "Muster"- Aufdruck wollte kein Mensch haben, allenfalls geschenkt, oder in größter Not, wenn es gar kein anderes Material gab. Die Stückpreise bei Standardpapieren lagen unter Sammlern bei 1 bis max. 5 EUR. Viele Sammler lehnten die Papiere generell ab. Wer sich Mühe macht wird in alten Auktionskatalogen Aktien finden die damals wie heute selten waren, vor 10-12 Jahren aber für 20,- EUR zum Ausruf gingen und heute das Zehnfache kosten würden, wenn sie denn überhaupt noch jemand anbieten könnte.
So sehr man damals pauschalierte und alles Blanko- und Mustermaterial in die dritte bis fünfte Gütekategorie verschob, so sehr muss man heute aufpassen, dass einen nicht die Blankettenhysterie überrollt. Abgesehen vom Blanketten-Spezialsammler oder Sammler die auf absolute Vollständigkeit alle Varianten sammeln steht für den normalen Sammler das nummerierte, im Fachjargon "gelaufene" Stück natürlich immer an erster Stelle. Gibt es diese originalen, ehemals für den offiziellen Börsenhandel zugelassenen und teils verwendeten Stücke nicht, dann kommen alle Arten von nicht nummerierten Alternativen in Frage. Blanketten, Muster- oder Probedrucke, ohne Nummer oder mit der 00000, immer als originale oder fast originale Wertpapierdrucke aus der entsprechenden Druckerei.
Dabei ist ein Aspekt den ich schon seit langer Zeit vertrete nie aus den Augen zu verlieren: Wenn es keinen nummerierten Stücke gibt, dann muss man sich möglichst genau erkundigen wie die Verfügbarkeit beim Blankomaterial aussieht. Viele Blanketten gibt es tatsächlich nur in sehr geringen Stückzahlen. Bezogen auf den Gesamtmarkt dürften das bei mehr als 3000 Papieren nur bis zu 5 Stücke sein (manche nur 2-3), bei weiteren rund 2000 Papieren bis zu max. 15 Stücke. Andererseits gibt es natürlich auch Blanko-Papiere von denen zumindest mehrere hundert zu Marketing- oder Geschenkzwecken (z.B. für Mitarbeiter) hergestellt wurden.

Nun aber zum Schatten: In der Hoffnung dass die Sammler, überwältigt durch den großen Erfolg und enormen Preisaufschwung im Bereich der Blankopapiere, nicht mehr in der Lage sind zwischen gut und weniger gut, zwischen interessant und weniger interessant zu unterscheiden kamen findige Zeitgenossen zuletzt auf die Idee alles was ansatzweise nach "Blankette" aussieht in den Himmel zu heben und mit fantastischen "Schätzwerten" auszustatten und anzubieten. Dabei sollen Blankopapiere von Firmen und Nennwerten die es seit Jahren als "gelaufene" preiswert im Markt gibt als Blankette plötzlich hohe, besser höchste Preise erzielen. Die Surfer nennen das "auf der Welle mitreiten" bis kurz bevor sie zusammen bricht. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

"Blankette" - früher verschmäht und oft  mitleidig belächelt - ist nicht plötzlich zum Qualitätsmerkmal erster Güte geworden. Im Gegenteil. Für Blankopapiere gilt das selbe wie für alle anderen Bereiche: Was keiner hat und alle wollen ist teuer, was es nur 5 x gibt ist viel teurer als das x-fach verfügbare Papiere. Und was es als gelaufenes Papier in ausreichender Menge gibt wird in der Regel als Blankostück billiger bis viel billiger sein, von wenigen Sondersituationen abgesehen (z.B. Erhaltungsgründe, Spezialsammler, Blankette nachweislich nur in Kleinstmenge hergestellt etc.).  Schärfen Sie also Ihre Sinne und fragen Sie im Zweifel einen Händler oder einen Sammlerkollegen den Sie für vertrauenswürdig und sachkundig halten.

Neben den Aktien gibt es aus der DM-Zeit inzwischen noch viele weitere Wertpapiere aus denen sich teils selbstständige Sammelgebiete oder Bereiche entwickelt haben oder die sich zumindest dafür anbieten.
Von mir heiß geliebt, einfach weil sie oft so umwerfend schön und dekorativ sind, das sind die Schmuckanleihen der neueren Generation. Von Städten, Gemeinden, Banken, Sparkassen oder Fußballvereinen herausgegeben, wetteifern diese Papiere um die Krone der Schönheitskönigin. Dabei sind nicht nur die Mäntel hochdekorativ im Druckbild, auch die Couponbögen sind meist richtige Meisterwerke. Ich bemühe mich aus diesem Grund immer ein Stammsortiment im Shop anzubieten. Durch solche optischen Leckerbissen besteht auch die Chance manch neuen Liebhaber für unserer Sammelgebiet zu gewinnen. Leider ist die Beschaffung meist mühsam, oft gibt es nur unentwertetes Material das entsprechend teuer ist und viele Erstzeichner tun das, was die Emittenten zwar nicht laut sagen, im Geheimen aber darauf hoffen: sie lösen die kleinen Nennwerte von 100 bis 200 EUR oft gar nicht ein und schenken dem Schuldner das Geld, einfach weil das Wertpapier zu schön ist um es wieder herzugeben (einzulösen).

Dann ist es mir letztens erstmals gelungen "gelaufene" deutsche Fondspapiere zu finden, die aus dieser frühen Zeit (Ende 1950-er Jahre) meines Wissen bislang noch nicht im Markt gesehen wurden. Der weltweit erste Fond der auch heute noch existiert und bekannt ist war Pioneer in den USA. Die Schweizerische Bankgesellschaft machte 1943 den Anfang in Europa. In Deutschland dauerte es noch deutlich länger. Der Deutsche Investment Trust, kurz DIT, wurde 1955 als Fondsgesellschaft der Dresdner Bank gegründet. Die ADIG bot seit 1960 das Teilhabe-Sparen an. Was kaum jemand weiß, Dachfonds waren übrigens nach dem I.O.S. Desaster und dem Zusammenbruch deren Schneeballsystems in Deutschland seit Anfang der 1970-er Jahre bis 1998 gänzlich verboten. Die I.O.S Insolvenz hatte hauptsächlich deutsche Anleger hart getroffen. Suchen Sie im Shop nach "IOS" und lesen Sie in den Detailinformationen bei den Aktien diese hoch spannende Geschichte - es lohnt sich.
Gedruckte alte Fondsanteile (DIT) aus den Jahren 1959 und 1960, originale nummerierte Stücke, top erhalten und ohne störende Entwertungslöcher hatte zumindest ich bislang noch nie gesehen. Ich wage heute mal wieder eine Prognose und sage dass ich mir vorstellen kann, dass die Fonds das Zeug haben in ein paar Jahren eine neues kleines Sammelgebiet darzustellen. Aber auch hier heißt es aufpassen, Masse und Klasse sind dicht beieinander. Einige Papiere der ADIG wurden zuletzt in großen Mengen angeboten, andere Papiere der gleichen Firma sind dagegen selten und kaum zu finden. Für Interessierte: Im Shop sind die Fonds unter den "Sonderrubriken" zu finden.


Was erwartet uns?

Ich glaube ein weiter lebhafter Markt auf aktuellem Niveau. Das "Schlemmerangebot" bei den DM-Aktien der letzten Jahre wird etwas kalorienärmer werden, umso mehr ist Entscheidungsfreude gefragt wenn interessante Papiere zum Kauf angeboten werden. Zuschlagen oder noch warten? - die immer wieder auftauchende Frage.

Jeder Sammler fängt mit einigen preiswerten Papieren an. Man entwickelt ein Gespür für den Markt und vor allem auch für die Marktteilnehmer. Die Schere geht nicht nur bei der Angebotsmenge- und Qualität immer mehr auseinender, auch die Sammlergemeinde entwickelt sich nicht einheitlich. Da gibt es die ewig stehen gebliebenen, die noch heute gerne für gutes Geld ihre mit reichlich Patina versehene Bazar-Massenware von vor 15 Jahren verkaufen, besser gesagt jemand "andrehen" möchten. In völligem Gegensatz dazu eine neue Generation an Sammlern und Händlern, nicht zwingend jung an Lebensjahren, aber neu in der Einstellung, die offen miteinander kommuniziert, kein Geheimnis aus Mengen oder Erhaltungszuständen macht und durch ein konstruktives Miteinander den Markt effizienter und transparenter gestaltet. Da geht es dann nicht um ein paar Euro hin oder her, sondern darum dass jeder seine Ziele möglichst so erreicht, dass unterm Strich alle etwas davon haben.

Wer durch die "Lernphase" durch ist sollte heute so früh wie möglich selektieren. Ich kann es nicht oft genug sagen: Massenpapiere kann man immer mitnehmen wenn sie gerade sehr günstig sind, aber sie sollten keine Priorität haben, denn sie laufen nicht weg. Es gibt solche Papiere auch noch in 2, 3 oder 5 Jahren. Reservieren Sie Ihre kostbare Zeit für die selteneren Stücke. Schlagen Sie bei den Papieren zu wo sie einigermaßen sicher sind, dass es eher nur geringe Stückzahlen gibt. Eine Garantie gibt es allerdings nie. Selbst ein ehrlicher Verkäufer kann vor einem unerwarteten Nachschub oder Neufund nicht sicher sein. Wenn ich ein Papier in 5 Jahren nur zweimal anbieten konnte kann ich das zwar so mit gutem Gewissen kommunizieren, es schützt mich aber nicht vor dem Risiko, dass morgen in einem Nachlass weitere 5 oder 10 Papiere dieses Typs gefunden werden. Entwickeln Sie so gut wie möglich ein eigenes Gespür für den Markt und glauben sie nicht immer alles was andere erzählen oder was irgendwo geschrieben steht. Jeder, auch ich, hat im Hinterkopf zumindest ein klein wenig egoistisches Eigeninteresse.

Zum Trost: Es gibt keinen einzigen Sammler und keinen Händler der nicht schon mehrmals Papiere viel zu teuer gekauft hat. Wäre das alles genau kalkulierbar wäre das Sammeln und Handeln sehr langweilig und öde.


 

Dezember 2014

Neue Sammler braucht das Land.....  Der Sammlermarkt historischer Wertpapiere ist auch im Jahr 2014 noch immer eher klein. Neusammler werden gesucht und herzlich willkommen geheißen. Natürlich muss auch bei den historischen Wertpapieren jeder Anfänger durch die Höhen und Tiefen des Sammleralltages, aber es gibt inzwischen einige erfahrene Sammler und Marktteilnehmer die sich sinnvoll und gut um die "Neuen" kümmern und Unterstützung anbieten.
Leider war das nicht immer so. Insbesondere über die Auktionsplattform Ebay wollten früher einige "alte Hasen" unter den Sammlern die Gelegenheit um die Unerfahrenheit der Neulinge auszunutzen um diese gnadenlos über den Tisch zu ziehen. Je finanzkräftiger der "Neue" war, um so übler wurde ihm mitgespielt. Wir haben dadurch in der Vergangenheit leider einige potentielle neue Sammler verloren, manche schon nach relativer kurzer Zeit.
Was mir sehr am Herzen liegt: Nehmt die "Neuen" ernst, vom ersten Tage an, das ist ganz wichtig. Deswegen muss ich auch immer wieder schmunzeln, wenn von Sammlern oder Händlern "Einsteiger-Lots", "Anfänger-Sets" oder "Grundstock-Sammlungen" angepriesen werden. Kein Sammler der Welt, mag er noch so "neu" sein, will als Einsteiger oder Anfänger angesehen oder eingestuft werden, auch wenn das zum jeweiligen Zeitpunkt den Tatsachen entspräche.

Manche alte, langjährige Sammler (und auch Händler) haben noch immer eine verbesserungsbedürftige Einstellung. Sie sitzen noch immer auf einem ziemlich hohen Ross, sie sehen sich in höheren Sammler-Sphären nur weil sie länger dabei sind, obwohl sie rein wissens- und sammlertechnisch oft schon längst von den Nachfolgegenerationen überholt wurden.

Die ersten beiden Händler- und Sammlergenerationen haben oft nach dem Motto gehandelt: Wissen ist Macht. Und dieses Wissen (insbesondere um verfügbare Marktmengen) wurde wie ein Schatz gehütet. So konnten selbst in größerer Menge vorhandene Papiere wie z.B. eine "Actien-Bauverein Passage" Gründeraktie, eine "Leipziger Bank 1874" oder eine "Compagnie des Installations Maritimes de Bruges" früher lange Zeit als Raritäten zu hohen Preisen vermarktet werden. Die Transparenz durch die heutige Online-Kommunikation, veränderte Einstellung vieler Marktteilnehmer und geänderte Interessenslage im Zusammenhang mit der aktuellen Angebotssituation hat solche Vorgehensweisen nahezu völlig eliminiert. Wer im HWP-Markt noch immer so denkt und handelt wie vor 20 oder 30 Jahren, der steht heute meist nur noch als Zuschauer am Rande, wird seine Ware nicht mehr los oder findet nichts mehr für seine Sammlung. Sammler und Händler die konstruktiv zusammenarbeiten kommen heute in der Regel deutlich schneller voran, im Interesse und zum Nutzen  aller.


 

Januar 2016

Diese Rubrik zur Marktbetrachtung ist kein Tagebuch, deswegen hab ich im Jahr 2015 auch nichts geschrieben.
Ich habe mir gerade überlegt warum nicht? Es gab aus meiner Sicht nichts Bemerkenswertes zu berichten, nicht positiv, nicht negativ, der Markt lief im Jahr 2015 irgendwie "so dahin".
Mein Blick ist daher aktuell eher in die Zukunft gerichtet.

Ich persönlich hatte zudem ein "Motivationsloch" von Frühjahr bis Herbst 2015, fast ein halbes Jahr lang, eine Zeit wie sie jeder Sammler auch kennt. Da interessiert einen das Sammelgebiet nicht wirklich, einfach nur am Rande oder ein paar Monate mal gar nicht. Man holt Luft, man betrachtet die Szene mit Abstand und irgendwann findet man ganz von alleine wieder Zugang zum Marktgeschehen.
Trotzdem bin ich bis heute (Anfang 2016) noch nicht wieder auf dem alten Begeisterungs-Level angekommen. Ich weiß auch warum, kann es aber nicht mit zwei Sätzen beschreiben.
Ich mache mir Gedanken wie es mit dem Sammlermarkt bei den historischen Wertpapieren weitergeht. Ich glaube wir haben die nächsten zwei Jahre eine wegweisende Zeit vor uns.

Hinter uns haben wir zwei jeweils länger andauernde marktprägende Ereignisse bzw. Entwicklungen die extrem negative Spuren und eine negative Dauerwirkung hinterlassen haben.

Problem Nummer eins war die Großzügigkeit vieler Firmen die von Anfang/Mitte der 1990-er Jahre bis weit in die 2000-er massenweise DM-Aktien an Sammler verschenkt haben.
Das wäre generell ja nicht mal zu beanstanden, wenn dies kontrolliert abgelaufen wäre und wenn nicht viele diese Großzügigkeit aufs Unverschämteste ausgenutzt hätten. Da wurde dieselbe Firma 10 Mal angeschrieben, Oma, Opa, Kinder und Verwandte wurden als Sammler zweckentfremdet und die Firmen schickten oft auch noch gleich ein dutzend Papiere.

Das hat zum einen bei Vielen eine "kostenlos-Mentalität" geprägt die bis heute anhält, zum anderen gab es unter Sammlern jahrelang anstatt ein miteinander und füreinander ein stetiges Rennen um die ersten und meisten geschenkten Papiere.
Und wer nicht ständig auf dem neuesten Stand war wurde von seinen "Sammlerkollegen" dann mit geschenkten bzw. erschnorrten Aktien oft schamlos und unverschämt übers Ohr gehauen. Nach dem Motto: "Wer zuletzt kam den bestraften die Sammlerkollegen".

Dass sich das DM-Sammelgebiet unter diesen Umständen trotzdem zu einem der beliebtesten entwickelt hat und oft regelrecht zur Lokomotive des deutschen Marktes wurde grenzt schon an ein kleines Wunder und ist besonders auch vielen aktiven und miteinander kommunizierenden Sammlern zu verdanken die sich früh von oben genannten Schnorrerkreisen distanziert haben. Hier zeigte sich auch bald, dass Ehrlichkeit und Vertrauen untereinander mit die wichtigsten Kriterien für die Sammler ist.

Hätten die Firmen von Anfang an ihre alten Aktien für einen kleinen Obolus verkauft anstatt sie zu verschenken, dann wäre uns viel erspart geblieben. Auf Grund vieler penetrant hartnäckiger Anfrager haben die Firmen längst komplett dicht gemacht. Weder Sammler noch Händler können heute bei den Firmen Aktien kaufen, zu keinem Preis, egal wie hoch, die Firmen sind verärgert und man kann es verstehen.

Die früheren "Nur-Schnorrer" bekamen im Laufe der Zeit natürlich ein Problem. Man bekam in den letzten Jahren fast keinen kostenlosen Nachschub mehr und für das "Hobby" Geld zu bezahlen, das waren sie nicht gewohnt und viele auch nicht gewillt. Viele verdienten sich ja sogar noch einiges damit dazu.

Problem Nummer zwei ist die Masse an Wertpapieren aus dem Barov-Bestand. Es zeigt sich nach einigen Jahren erst jetzt in vollem Umfang welchen Schaden die gigantischen Papiermengen angerichtet haben.
Verbrannte Erde wo man hinsieht. Meine Einschätzung in Bezug auf Schaden und Nutzen der Barov-Vermarktung verschiebt sich immer mehr in Richtung Schaden, 90:10, so weit bin ich jetzt. Ein kleiner Nutzen bleibt natürlich, es gab einige wirklich interessante und bis dahin nicht oder wenig bekannte Papiere die Sammler bis dahin nicht oder nur sehr teuer kaufen konnten. Das war's aber auch schon.
Die Papierberge der restlichen 90% an Barov-Posten wälzen sich vorwiegend durch Ebay, wechseln die Besitzer, gehen vom Großhändler zum Feierabendhändler, landen aber selten bei einem echten Sammler, denn der hat ja diese Papiere schon seit Jahren. Wo soll ein Posten mit 2000 Papieren der Barov-Auktion des Jahres 2003 auch untergebracht werden, wenn es vielleicht nur 30 Sammler für diese Branche oder Region gibt? Er (der Posten) geistert in verschieden großen Portionen jahrelang hin und her und findet keine Heimat. Das einzige was sich verändert ist der Preis, er wird immer geringer.

Mein Fazit aus diesen beiden "Problembereichen" bzw. Fehlentwicklungen: Die meisten der "nur kostenlos-Sammler" werden den Markt verlassen oder haben es schon getan.
Die Händler- und Feierabendhändler die vorwiegend Barov-(oder auch andere) Massenware anbieten werden ebenfalls aufgeben oder müssen ihr Geschäftsmodell verändern.
Beides wäre für den Markt positiv. Im zweiten Fall könnte man vielleicht in Ebay mal wieder etwas für sein Hobby finden anstatt sich mit Grausen abzuwenden weil einen das immer gleiche Massenangebot regelrecht erschlägt. Denn die Plattform als solche hat auch ihre Vorteile, sie führte zu mehr Markttransparenz, erleichtert marktfremden Papierbesitzern und Privatleuten die etwas anzubieten haben den Marktzugang und fördert den Jagdinstinkt eines klassischen Sammlers.

Nun aber zurück zu den Zukunftsüberlegungen für den Markt.

Ganz aktuell (Anfang 2016) gibt es ein doppeltes Nachschubproblem. Frische, neue Ware gibt es, aber in sehr begrenzter Menge, insbesondere wenn man die letzten Jahre als Maßstab heranzieht. Wir wurden mit gutem und neuem Angebot oft verwöhnt und die verschiedenen zusätzlichen Spekulationswellen (Russland, China, Mexiko etc.) spülten manchem Händler oder Sammler zusätzliches unerwartetes Geld in die Kasse.
Das zweite Nachschubproblem betrifft die Sammler. Es fehlen dringend neue und hier besonders auch junge Sammler.
Das (mit den zu wenigen Sammlern) ist nichts Neues, das sagen alle, seit Jahren, aber kaum einer tut etwas, will nicht, kann nicht oder ist einfach zu bequem dazu?
Wenn ich sehe, dass in Ebay-HWP gerade über 25.000 (in Worten: fünfundzwanzigtausend Auktionen) laufen, aber keiner dieser Anbieter auch nur eine Spur von Marketinganstrengungen unternimmt, dann kann man nur von einem Rätsel sprechen.
Hier fehlt den Meisten scheinbar jegliche kaufmännische Grundausbildung.

Die Mentalität und Methoden der ersten Händlergenerationen entsprechen bekanntermaßen nicht immer meinen Vorstellungen. Aber trotzdem gab es Einiges wovon heutige Anbieter sich eine Scheibe abschneiden könnten, denn anscheinend wusste man früher, dass zum Verkaufen auch Käufer gehören. Und wenn man die (noch) nicht hat, dann muss man sie zu solchen machen, man muss sie umwerben, bewerben, für das Produkt begeistern. Kundengewinnung nennt man das. Das Anbieten eines Produktes alleine genügt einfach nicht, ich muss dem Käufer Grund und Anlass geben eben genau diese, meine Ware zu kaufen.

Viele kennen sicher noch Wilhelm Kuhlmann. Für mich ein echter Pionier der Szene, der mit seiner Zeitschrift "Bond & Share" Maßstäbe setzte. Damals gab es noch kein Internet und seine faszinierenden Geschichten und Firmenbeschreibungen mussten mit viel Zeitaufwand mühsam in Bibliotheken und aus Büchern und Zeitschriften zusammengesucht und recherchiert werden. Ich hab sie noch alle, jede einzelne der alten Ausgaben, denn diese Geschichten waren es, die z.B. mich Mitte/Ende der 1980-er Jahre zu den Sammlerpapieren gebracht haben.
Aber auch andere Händler taten viel zu jener Zeit. Es gab regelmäßige Broschüren und Prospekte mit bunten Bildern und umfassenden Beschreibungen, natürlich auch mit Angeboten bis hin zu den Abo-Angeboten. Man konnte sich jeden Monat was schicken lassen, meist das was gerade verfügbar war, deswegen sehen auch viele alte Sammlungen ziemlich ähnlich aus.
Nicht zu vergessen das alte, erste HWP-Magazin das schon damals von Herrn Hellwig im Verlag des Nebenwertejournals herausgegeben wurde. Auch den Marktführer B&R muss ich erwähnen. Hier wurde früher viel für den Markt und das Sammelgebiet getan, Werbung in großen überregionalen Zeitungen oder Zeitschriften inklusive. Das erweckt Aufmerksamkeit bei Leuten die bis dahin keine Ahnung hatten, dass es so etwas wie "historische Wertpapiere" überhaupt gibt.

Natürlich haben in der Vergangenheit auch viele Auktionskataloge hervorragend zur Versorgung mit Bildern, Beschreibungen und Informationen gesorgt. Die jeweiligen Anbieter hatten und haben hierbei das Problem, dass das Erstellen und der Druck der Kataloge aufwendig und teuer sind, dafür etwas zu verlangen ist aber in der heutigen Zeit so gut wie unmöglich geworden.

Manche heutige Ebay-Auktion sieht dagegen ungefähr so aus: "Zustand siehe (Handy)Bild, keine Gewährleistung, keine Rücknahme". Da stehen einem gelernten Kaufmann wie mir, der sein Leben lang mit Kunden und Käufern zu tun hatte, die Haare zu Berge. Man möchte gerne etwas verkaufen, möglichst schnell, im Ideal fall für teures Geld, aber etwas dafür tun ist auf keinen Fall drin. Nicht mal zwei Sätze schreiben oder ein vernünftiges Bild machen. Was ist das für eine Einstellung?

Es gibt langjährige, regelmäßige, auch gewerbliche HWP-Anbieter in Ebay die leisten sich nicht einmal einen Scanner, den es heute schon ab 70,00 EUR zu kaufen gibt.
Eine Ausnahme bilden die ganz Schlauen. Sie bieten Information ohne sich anzustrengen. Man geht einfach in einen Onlineshop, sucht "sein" Wertpapier und kopiert dort die umfangreiche Beschreibung (manchmal samt Bildern) um damit aufzutrumpfen. Aufwand nahe Null. Und diese Zeitgenossen glauben dann auch noch allen Ernstes, dass das keiner merkt.

Als ich vor einigen Jahren einem Händlerkollegen erzählte, dass ich bereits im Jahr 2002 begann in Google-Adwords Werbung zu machen erntete ich als Reaktion Erstaunen und die Frage: "Das kostet doch eine Menge Geld?"  Es kostet natürlich Geld, aber ich will ja auch welches verdienen. Und dort kann man mit den Anzeigen Zielgruppen erreichen, die sonst nie von unserem Sammelgebiet erfahren hätten.

Auch wenn mein Hauptaugenmerk beim Shopverkauf nicht auf den Sammlern liegt, so kann ich doch mit Stolz behaupten, dass durch mein Shopangebot und den Versuch dort auch möglichst viel Information anzubieten, im Laufe der letzten 15 Jahre ganz sicher einige hundert neue Marktteilnehmer dazugekommen sind, die fortan teils sporadisch, manche sogar regelmäßig immer wieder zurückkehren. Zu mir oder zu anderen Händler-Kollegen spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, ganz wichtig ist, dass sie neu dazugekommen sind und möglichst dauerhaft den Markt beleben.

Im August 2015 habe ich dann etwas getan, wogegen ich mich privat lange Zeit erfolgreich gesträubt habe - ich ging zu Facebook. Warum? Denn vom privaten belanglosen Geschichtchen austauschen halte ich nun wirklich so gut wie gar nichts.

Der Grund ist der, dass mir auffiel, dass unglaublich viele Leute jungen und mittleren Alters aus der Finanzszene in Facebook unterwegs sind. Amateure wie auch Profis, Investoren, Bänker, Finanzjournalisten, Anleger, Trader, alles Leute bei denen eine naturgegebene Affinität zu Wertpapieren vorhanden ist. Und diese Leute möchte ich ansprechen, möchte versuchen den einen oder anderen für unser Sammelgebiet zu begeistern. Sollte mir das auch nur in kleinem Umfang gelingen dann ist es den Aufwand wert, denn ganz selbstlos ist es ja nicht. Ich verkaufe dann ja auch das eine oder andere Stück an die neuen Kunden, aber mir hilft es auch wenn andere Kollegen mehr verkaufen und dadurch mehr Leben und Bewegung in den Markt kommt.
Wir müssen alle etwas tun. Vor allem jeder der etwas in unserem Markt verkaufen möchte. Einfach nur Ware anbieten reicht schon lang nicht mehr. Ein Angebot braucht Kunden die dieses Angebot kaufen, sonst funktioniert ein Markt nicht.
Ein lebendiger Markt hat zudem einen sehr positiven Nebeneffekt, das konnte man in den letzten Jahren gut beobachten.

Ich will es am Beispiel der Goldpreisentwicklung beschreiben: Als der Goldpreis von 2009 bis 2011 auf bis zu 1900$ pro Unze anstieg schossen die Goldaufkäufer wie Pilze aus dem Boden.

Genauer gesagt waren sie schon vorher da, aber jeder erinnert sich wie die Zeitungen plötzlich voll waren mit Anzeigen. Jeder wollte plötzlich das Gold der Privatleute das in Schatullen und Schubladen schlummert zu Höchstpreisen ankaufen. Und je höher der Preis stieg, um so mehr wurden Schränke, Kommoden, Keller und Dachböden durchsucht um alte vergessene Schätze zu finden und zu verkaufen. Mancher erlöste für lange unbenutzten Schmuck der sonst nur herumlag einige hundert oder gar einige tausend Euro. Dieses Geld wurde in der Regel dann verkonsumiert und kam so in den Wirtschaftskreislauf.

Genauso läuft es in unserem Sammlermarkt. Ein lebendiger Markt mit gutem Angebot und aktiven, fantasievollen Verkäufern führt automatisch zu einer Ausweitung des Angebotes.
Warum? In einem aktiven Markt mit stetiger Nachfrage interessierter und motivierter Käufer steigen selbst die Preise mittlerer Preiskategorien, zumindest bleiben sie stabil. Die oberen und Spitzen-Preisklassen steigen unweigerlich bei entsprechender Nachfrage. Das insgesamt für Verkäufer immer attraktivere Preisniveau lockt dadurch Papiere in den Markt, die wie alter Goldschmuck oft jahrelang in Schubladen, Ordnern und Tresoren schlummerten.
Ich kenne viele Wertpapierbesitzer, Sammler wie auch völlig fachfremde Privatleute die Ihre bis dahin zurückgehaltenen Papiere verkauften weil die Preise dafür in den letzten Jahren plötzlich sehr attraktiv geworden sind.

Im Hinterkopf spukt bei mir dabei ab und zu mal das Schreck-Gespenst der Briefmarkensammler. Dort ist der breite Massenmarkt so gut wie scheintot, kein Nachwuchs, keine Neusammler, die Massenware wird dort kiloweise zu Spottpreisen angeboten, so ähnlich wie es ein bekannter Briefmarkenhändler im HWP-Markt ja schon seit Jahren ziemlich erfolglos mit seinen Barov-Überbeständen betreibt bzw. versucht.
Das immer gleiche Massenangebot einschlägiger HWP-Vermarkter und Feierabendhändler weist dabei aber auch schon heute frappierende Ähnlichkeit zur Kilovermarktung der Briefmarkenhändler auf. Das einzige was bei den Briefmarken aber noch gut läuft sind Spitzenstücke die sich die Masse der Sammler aber meist nicht leisten kann.

Natürlich hat unser Sammelgebiet der historischen Wertpapiere hierbei einen klaren Vorteil. Der HWP-Sammler trägt in der Regel nicht einfach nur eine möglichst große Anzahl an Papieren zusammen. Nein, hier spielt die Kenntnis und die Beschäftigung mit den historischen Hintergründen von Städten, Gemeinden, Regionen, Wirtschaft, Politik, Volkswirtschaft, Branchen, Finanzmärkten und natürlich den Firmengeschichten selbst eine ganz wesentliche Rolle.
Diese Zweiteilung des Sammelgebietes, einerseits die Papiere selbst, auf der anderen Seite die Geschichten und Historien dazu, macht das Ganze ja gerade so interessant. Zudem häuft sich durch diese Beschäftigung mit den Hintergründen im Laufe der Jahre eine Menge Wissen an, das man auch im Alltag oder z.B. als Anleger oder Aktiensparer am Finanzmarkt gebrauchen und nutzen kann.

Das Durchschnittsalter der aktuellen HWP-Sammler dürfte gerne um 10 Jahre sinken. Nichts gegen die "Alten", ich gehöre ja selbst schon dazu. Aber durch Krankheit, veränderte Interessen, finanzielle Notwendigkeit oder was auch immer gibt es immer wieder Sammler die (altersbedingt) aussteigen. Jeder Aussteiger sollte aber Idealerweise durch zwei neue Sammler ersetzt werden, weil zum einen durch die Sammlungsauflösung der bisherigen Sammler Papiere in den Markt gelangen die wieder aufgenommen werden müssen ohne dass dadurch Preisdruck entsteht, andererseits der Neusammler wenig Erfahrung hat und dadurch natürlich meist auch noch nicht die Bereitschaft gleich zu Beginn große Summen in sein neues Hobby zu investieren.

So lange es aber fast so viele Händler oder handelnde Sammler wie es Sammler selbst gibt wird das schwierig, zumindest so lange bei den Verkäufern nicht die Erkenntnis reift, dass man als Verkäufer auch einen Mindestaufwand betreiben muss um die Käufer für seine Produkte zu begeistern. Jeder der in unserem Sammelgebiet etwas zu verkaufen hat und auch in einigen Jahren noch Abnehmer für seine Papiere finden will ist dazu aufgefordert seine potentiellen Käufer von seiner Ware zu überzeugen und dafür zu begeistern. Jedes historische Wertpapier hat eine große Geschichte und im Gegensatz zu den Briefmarken ist jedes nummerierte Wertpapier zudem ein "Unikat", auch wenn die gesamte Marktmenge mal etwas größer ist.
Und diese Überzeugung und Begeisterung zu generieren, das schafft man in jeder Kategorie, auch in unteren und mittleren Preisklassen wo man die Seltenheit nicht als Verkaufsargument zur Verfügung hat. Eine spannend geschriebene Firmenhistorie ist nicht abhängig vom Preis des Wertpapiers.
Gelingt das, dann passiert folgendes: Man hat zufriedene Käufer und Kunden, man verkauft leichter, man verkauft mehr, man erlöst mehr, denn bei begeisterten Käufern oder Sammlern spielt der Preis nicht die Hauptrolle.


 

Januar/Februar 2023

Das war nun eine wirklich lange Pause in diesem Blog, aber ich hatte mir vorgenommen hier nur zu schreiben, wenn ich Lust habe und es aus meiner Sicht auch etwas gibt über das zu berichten es sich lohnt. Mich erschreckt täglich die regelmäßige Kolumne in unserer Tageszeitung. Da bekommen die Redakteure im Wechsel aufs Auge gedrückt: Du schreibst heute (oder die ganze Woche) das "Thema des Tages". Der arme Mann oder Frau muss nun schreiben, ob es etwas schreibenswertes gibt oder eben auch nicht. Die Qualität ist entsprechend, manchmal erschreckend schlecht.

Es ist allgemein bekannt, dass ich selbst ein großer Liebhaber der "neueren" deutschen Wertpapiere bin, Aktien der DM-Zeit, aber auch die oft herrlichen Schmuckanleihen der 1980-er bis 2000-er Jahre, die u.a.  von Kommunen, Banken oder Fußballvereinen ausgegeben wurden.

Das Thema heute sind aber per Definition: alle Aktien nach Ende des zweiten Weltkrieges, alles was nach dem 8. Mai 1945 neu emittiert, herausgegeben oder nach Währungs- und Nennwertumstellung weiterverwendet wurde. Konkret sind da zu einem ganz marginalen Prozentsatz also auch Papiere dabei die nach Kriegsende ausgegeben wurden, aber noch auf RM lauten, auch z.B. die Restquoten der Banken oder die Liquidationsscheine der IG-Farben die zwar erst nach der Währungsumstellung ausgegeben wurden, aber Bezug nahmen auf alte Beteiligungs- bzw. Besitzverhältnisse noch aus der Zeit vor Kriegsende.

Dazu gehören auch Aktien, die anstatt neu gedruckt, einfach nur per Stempel auf DM umgestellt wurden (klassisches Beispiel die "Apollinarisbrunnen" von 1876 die auf 300 DM umgestempelt wurde) und auch ein paar Anteilsscheine, Genuss- und Besserungsscheine. Anleihen gehören in diesem Zusammenhang generell nicht dazu.

99% oder mehr sind aber Aktien in allen Variationen, Stamm- oder Vorzugsaktien, Namens- oder Inhaberaktien, entwertet oder nicht entwertet, "gelaufen" (nummeriert) oder blanko ohne Nummer.

Zum heutigen Stand (Januar 2023) gibt es die gesicherte Zahl von etwas über 18.000 Papieren die im Markt existieren und bekannt sind. Die Zahl ist gesichert, die Stücke liegen in bekannten Sammlungen und sind dort katalogisiert, wenige ergänzen den Bestand, von denen der Verbleib nicht zu 100% geklärt ist, gesichert ist aber, dass auch diese Stücke existieren, da sie nachweislich in Auktionen verkauft wurden.

Als weitgehend gesichert kann man auch sagen, dass die Archive der großen und bekannten Druckereien, die den allergrößten Teil der DM-Aktien gedruckt haben aufgelöst sind, die Papiere bekannt und fast vollständig vermarktet sind, bzw. im Markt derzeit noch zur Verfügung stehen. Zu den Druckereien gehören Giesecke & Devrient sowie R. Oldenbourg aus München, Schleicher & Schuell aus Einbeck, Christian Belser (Belserdruck) aus Stuttgart und die Universitätsdruckerei Stürtz aus Würzburg. Der Anteil der Bundesdruckerei war nur sehr gering und die Blankoaktien von Deutscher Telekom oder Deutscher Post sind bekannt und kamen auch nie als nummerierte an die Börse.

Ebenso sind die Archive der deutschen Regionalbörsen fast alle so gut wie leer. Eine spektakuläre Vermarktung gab es 2012 vom Auktionshaus Grün in Heidelberg. Dort wurden die Bestände der Stuttgarter Börse verauktioniert, viele bislang unbekannte Aktien wurden hier angeboten und es kam zu nicht wenigen Bietgefechten und teils abenteuerlichen Zuschlägen.

Ich gebe hier als Endziel mal 18.500 Papiere aus, wirklich viele würden also nicht mehr fehlen. Diese Vollständigkeit wäre natürlich ohne die Archiv- und Musterbestände der Wertpapierdruckereien niemals möglich gewesen. Der Anteil der Blankopapiere (wirklich gezählt hat sie bislang niemand) dürfte bei oder etwas über 60% liegen, also rund 11.000 Stücke. Hier haben Sammler die nur "gelaufene" Aktien sammeln auch gleich einen Anhaltspunkt, Ihr Ziel ist zumindest theoretisch deutlich früher erreichbar. 

Wobei sich bekanntermaßen die Einstellung zu Blankopapieren in den letzten 20 Jahren nach und nach, zuletzt deutlich, verändert hat. Ende der 1990er bis Anfang der 2000er haben große Teile der Sammler über Nullnummern und Blanketten noch die Nase gerümpft, inzwischen hat man akzeptiert, dass es viele Papiere einfach nicht (mehr) gibt. 

Natürlich schlummert in der einen oder anderen Schublade noch ein bislang unbekannter Jahrgang einer Gesellschaft, aber die für mich einzige wirklich "Unbekannte" ist die Clearstream (früher Deutsche Börse Clearing). Die offizielle Lagerstätte der deutschen Aktien hat noch unzählige Tonnen an Papieren im Bestand. Davon ein paar, die noch gehandelt werden und daher bekannt sind, aber sicher auch ganz viele Insolvenzpapiere von denen ich kein klares Bild habe.

Liegen dort noch Aktien von vor 40, 50 oder 60 Jahren, die seit Jahrzehnten nicht nicht mehr börsengehandelt sind und die wir vielleicht noch gar nicht kennen, zumindest nicht als gedruckte Aktien?  Oder sind dort nur Papiere, die schon bekannte Blanketten als "gelaufene" ersetzen würden, dann aber nicht wirklich neu wären?

Ich erinnere mich, dass es früher nicht unüblich war die Aktien abgewickelter Firmen "zwangsweise" an die letzten Aktionäre auszuliefern. Konkret weiß ich das u.a. von der Korf-Stahl AG aus Baden-Baden. Die Aktionäre bekamen Nachricht von Ihrer Bank, dass Sie die Aktien abholen können bzw. sollen. Und das war bei einigen anderen Gesellschaften ebenso der Fall. Wurde das aber generell so gemacht? Dan wäre die Clearstrem leer bis auf alles was noch gültig ist und gehandelt wird, oder war das ein "kann" und kein "muss"?

Auch verursachen "wertlose und überflüssige" Papiere Lagerkosten und die Clearstream als Lagerstätte bekommt keine Gebühren mehr dafür weil die Gesellschaften nicht mehr existieren. Dürfen andererseits die Aktien in solchen Fällen einfach vernichtet werden, obwohl sie ja eigentlich den letzten Aktionären gehören? Darauf hab ich keine endgültigen Antworten und Nachfragen bei der Clearstrem direkt sind völlig sinnlos, man bekommt keinerlei Informationen, nicht einmal Hinweise. Hier würde nur ein Insider weiterhelfen können.

Zurück zu unseren 18.000 Aktien. Die gesamte Anzahl beinhaltet generell nur Einmalzählungen. Beispiel: Zahlreiche Aktien gibt es entwertet und unentwertet, als Blankopapiere mit der Nummer 000 oder auch ganz "blank" und unentwertet als Ersatzaktie. Diese Variationen werden generell nicht berücksichtigt, jede Aktie zählt nur einmal. Also die 1000 DM Stammaktie der Firma "XYZ" aus dem Jahr 1960 wird nur 1 mal berücksichtigt, selbst wenn es drei oder vier Varianten davon gibt. Das heißt natürlich nicht, dass es die Varianten nicht wert wären gesammelt zu werden, im Gegenteil. Wer sich z.B. auf Branchen oder Regionen spezialisiert der erweitert hiermit sein Spektrum an "Beutestücken". Das Endziel des klassischen DM-Sammlers ist es, so viele der Aktien wie möglich in "gelaufener" Form zu besitzen. Also gibt es von einem (seltenen) Stück das man bisher nur als Blankette hat, die Möglichkeit ein nummeriertes Papier zu bekommen, so wird man versuchen, im Rahmen des möglichen Preisspielraums hier einen Austausch vorzunehmen.

Wie viele unbekannte Stücke oberhalb der 18.000er "Mauer" noch dazukommen könnten ist nicht wirklich genau zu beziffern. Aber man kann versuchen es einzuschätzen und ich persönlich würde sagen, etwas Luft nach oben ist noch, aber nicht wirklich viel. Die 18.500 zu erreichen dürfte schwer werden.

In erster Linie geht es hier darum, aufzuzeigen wie viele verschieden Emissionen inzwischen schon bekannt sind und dass es mit diesem Wissenstand leichter sein dürfte, sein zukünftiges Vorgehen beim Sammeln richtig zu planen.

Wer noch keine umfangreiche oder schon spezialisierte Sammlung hat, sollte sich eher nicht mehr ernsthaft mit dem Gedanken befassen DM-Aktien auf Vollständigkeit zu sammeln. In diesen 18.000 Positionen sind sehr viele Stücke enthalten, die es nur 1, 2 oder 3 Mal gibt und die u.U. sehr sehr lange nicht mehr in den Markt zurückkommen werden.

Ich empfehle daher dringend sich zu spezialisieren, DM-Aktien zu sammeln z.B. nach Regionalität, enger oder weiter gefasst, DM-Aktien nach Branchen, nach Börsenindizes, nach Bekanntheit, nach optischen Kriterien oder was auch immer. Auch bestehende Sammlungen kann man "umbauen", man hat dann neue Ziele und mit dem Erlös der abzugebenden Stücke neue finanzielle "Feuerkraft" für den neuen Sammelschwerpunkt. Und wer weiß, in fast jeder Sammlung stecken ein paar ganz besondere Stücke, vielleicht sogar welche, die in den bislang offiziell bekannten noch gar nicht vorkommen.

Natürlich besteht eine Volkswirtschaft nicht nur aus Aktiengesellschaften, es fehlen unzählige kleinere und mittlere Unternehmen aber auch sehr große und innovative Firmen wie z.B. eine Robert Bosch GmbH, die Schwarz-Gruppe (Lidl), die Heraeus Holding GmbH oder Boehringer Ingelheim Pharma sind keine AG's und fehlen somit in diesem Wertpapierbestand.

Trotzdem kann man sagen, dass diese etwas über 18.000 Aktien einen nicht unwesentlichen Teil der deutschen Wirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg abbilden. Ich möchte schon alleine aus dem Grund, dass man sich zwangsläufig intensiv mit der Vergangenheit und der Gegenwart des Wirtschaftsgeschehens beschäftigt, den Umgang mit den historischen Aktien nicht missen.

Möglicherweise werde ich die heutigen Ausführungen noch mit weiteren interessanten Informationen ergänzen können, dazu kann ich aber noch nichts genaues sagen bzw. einen Termin nennen.


 

Februar 2023

Früher als gedacht gibt es zumindest eine kurze Fortsetzung des obigen Artikels über den aktuellen Bestand an bekannten DM-Aktien.

Schon vor vielen Jahren traf ich einen ehemaligen Mitarbeiter der Wertpapierdruckerei Schleicher & Schüll und habe von ihm einen Ordner voll seiner verbliebenen Musterstücke aus seiner damaligen Tätigkeit gekauft. Das Gespräch war sehr interessant, er erzählte mir u.a. dass die Druckkosten für einen echten Wertpapierdruck, vor allem wenn er vielfarbig ist wie z.B. eine "Achterbahn Aktie", ganz schön teuer sei.

Und was mir auch sofort auffiel, war die Tatsache, dass er auch Druckmuster von Oldenbourg hatte, wie sich später herausstellte war das kein Zufall, sondern die Zusammenarbeit der Druckereien war schon früh viel intensiver als man allgemein glauben könnte und die vermeintlichen Konkurrenten halfen sich auch mal bei Druckaufträgen gegenseitig aus.

Oben habe ich erwähnt, dass die Archiv- und Musterbestände der Druckereien eine wesentlicher Grund dafür sind, warum der Markt heute 18.000 und etwas mehr Aktien aus der Nachkriegszeit kennt. Das Archiv von Giesecke & Devrient kam über einen langen Zeitraum in den Markt. Viele dieser Stücke waren einige Jahre lang die Basis für ein sehr interessantes und umfangreiches DM-Angebot, u.a. auch der bekannten deutschen Auktionshäuser.

Die anderen Bestände kamen auf ganz anderen, teils abenteuerlichen, manchmal undurchsichtigen Wegen in den Markt. Da war z.B. die Unidruckerei Stürtz, ehemalige "Königliche Universitätsdruckerei" aus Würzburg. Diese meldete im Januar 2013 Insolvenz an und wurde ab Januar 2017 abgewickelt. Just 2 Monate später, Anfang März 2017, wurden mir und zwei Auktionshäusern die Aktien-Musterbücher der Druckerei von einer Privatperson angeboten, deren tatsächliche Verbindung zur Druckerei mir nicht bekannt war.

Die Preisvorstellungen waren mir zu hoch und die logistische Abwicklung passten damals auch nicht in meine zeitlichen Planungen. Zudem war mir den Anbieter einfach zu suspekt, er konnte oder wollte nicht belegen, dass er rechtmäßig in den Besitz der Papiere kam. Das ganze gipfelte darin, dass wohl der Insolvenzverwalter irgendwie davon Kenntnis erlangte, Anzeige erstattete und die Würzburger Polizei Nachforschungen anstellte und auch mich als Zeugen kontaktierte. Jedenfalls wurde der Stürtz-Bestand dann doch verauktioniert, ob der Verkäufer Schadenersatz an den Insolvenzverwalter leisten musste ist mir nicht bekannt, die Würzburger Polizei durfte mir aus Datenschutzgründen keine Auskunft geben. Jedenfalls waren ein paar sehr interessante Stücke in diesem Bestand dabei, u.a. die bis dahin unbekannte Gründeraktie von BMW die einen gigantischen Zuschlag erhielt und meines Wissen im Firmenarchiv des Autobauers gelandet ist.

Die Bundesdruckerei hat nicht wirklich viele Aktien gedruckt, verbleiben von den größeren Druckereien noch Belser, Oldenbourg und Schleicher & Schüll. Der Archivbestand aller drei hängt am Schluss eng zusammen, ich erkläre aus welchem Grund.

Als der Belserdruck aus Stuttgart (ehem. Christian Belser) seine Tätigkeit als Wertpapierdruckerei einstellte wurde der Kundenstamm, das operative Geschäft, die Druckunterlagen, Musterbücher und Materialbestände von Oldenbourg übernommen. Ich kann mich an eine Aktie erinnern, die schon bei Oldenbourg gedruckt wurde, aber auf das Wasserzeichenpapier von Belser. Oder nehmen Sie als Beispiel die "Bahnhofplatz-Gesellschaft Stuttgart AG". Die alten Emissionen stammen von Belser in Stuttgart, die letzte von 1992, mit dem gleichen Druckbild, stammt von Oldenbourg in München. 1992 dürfte auch so ziemlich das Ende des Wertpapierdruckes bei Oldenbourg gewesen sein, dieser Geschäftszweig wurde eingestellt und an Schleicher & Schuell in Einbeck abgegeben, incl. aller Musterbücher von Belser und Oldenbourg. Oldenbourg gab seinen Schulbuchverlag in den 2000er Jahren auch noch ab, geriet schon 2003 in finanzielle Nöte und wurde 2007 endgültig abgewickelt.

Nun lag alles verbliebene operative Geschäft aus dem Wertpapierdruck aller drei Druckereien bei Schleicher & Schüll, die Materialien, Druckunterlagen und die ganzen Probedrucke und Musterbücher. Aber auch Schleicher & Schüll geriet in den Problemstrudel der Druckereien, ausgelöst durch die immer stärker zunehmende Digitalisierung. Dazu kam, dass der Wertpapierdruck nur noch marginale Anteile am Auftragsvolumen hatte, spätestens seit der Euro-Einführung an den Finanzmärkten (schon 1999) war dieser Geschäftszweig zum Aussterben verurteilt. Schleicher arbeitete noch einige Zeit als "Security Systems Printing" weiter, Teile des operativen Geschäfts wurden verkauft und die die Gesellschaft danach liquidiert und aufgelöst.

Mit den jetzt bekannten, etwas über 18.000 Papieren, ist nach aktueller Sach- und Kenntnislage das Ende der Fahnenstange zumindest in Sichtweite. Einige kommen sicher noch dazu, prozentual sind das aber nicht mehr wirklich viele, vielleicht 2-3%, Überraschungspotential ist natürlich nie völlig ausgeschlossen.

Die 18.000 Papiere sind natürlich keine willkürliche Behauptung, sie sind in einer Tabelle mit über 800 Seiten aufgelistet. Ein gewaltiges Werk das nur nach und nach entstehen kann und eigentlich überhaupt nur, wenn man seine Dokumentationen jeweils zeitnah vornimmt. Mehrere Überarbeitungen, Korrekturen, Ergänzungen und Fehlerbeseitigungen waren und sind da natürlich trotzdem notwendig. Insbesondere das ausfindig machen der  "Fehlstücke" macht einen Riesenaufwand. Da ist es sehr hilfreich wenn man die ganzen alten Auktionskataloge der letzten Jahrzehnte zur Verfügung hat und auch die Bestandlisten anderer Sammler kennt. Ein kollegiales Verhältnis ist hierbei von großem Nutzen.

Was bei einem solchen Gesamtüberblick natürlich gleich ins Auge fällt: Es gibt Firmen mit einer einzigen Emission (Beispiel: CeWe Color, 1 Jahrgang, zwei Nennwerte) diese ggf. auch noch in nur einem Nennwert (Beispiel: BSU Textil AG, Lichtenstein), 1 Jahrgang, 1 Nennwert. Dann gibt es Firmen mit zahlreichen Emissionen, manchmal mehrere Dutzend, wie z.B. die BASF - Badische Anilin- und Sodafabrik oder eine Allianz.

Einen kleinen Listen-Ausschnitt kann ich heute zur Verfügung stellen. Er stellt den Anfang (A) und das Ende (Z) dar und dazwischen 3 Beispiele von Firmen - Allianz, August Thyssen-Hütte und Dresdner Bank - von denen es unglaublich viele Ausgabejahre und Nennwerte gibt. 

Den Download gibt es  > hier

Die Verwendung des Listeninhaltes ist zu rein privaten Sammlerzwecken gestattet.


 

Fortsetzung folgt......

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